Rahmenbild
664
George Grosz
Rotkreuztante, Ca. 1924.
Aquarell
Schätzung:
€ 80.000 Ergebnis:
€ 100.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Rotkreuztante. Ca. 1924.
Aquarell und Tuschfederzeichnung.
Rechts unten signiert. Verso signiert und betitelt. Auf festem Velin. 61 x 47,7 cm (24 x 18,7 in) , blattgroß. [SM].
Großformatiges und fein ausgearbeitetes Aquarell aus den frühen 1920er-Jahren, der gefragtesten Schaffensphase von George Grosz..
Mit einer Fotoexpertise von Ralph Jentsch, Berlin, vom 7. Juni 2017.
PROVENIENZ: Joseph Heymann, Köln (erworben vor 1938).
Privatsammlung (durch Erbschaft vom Vorgenannten).
„Den Unterdrückten die wahren Gesichter ihrer Herren zu zeigen - ist der Sinn meiner Arbeit.“
George Grosz, 1925, zit. n. George Grosz und Wieland Herzfelde, Statt einer Biografie, in: ebd. Die Kunst ist in Gefahr. Drei Aufsätze. Berlin 1925, S. 43.
Aquarell und Tuschfederzeichnung.
Rechts unten signiert. Verso signiert und betitelt. Auf festem Velin. 61 x 47,7 cm (24 x 18,7 in) , blattgroß. [SM].
Großformatiges und fein ausgearbeitetes Aquarell aus den frühen 1920er-Jahren, der gefragtesten Schaffensphase von George Grosz..
Mit einer Fotoexpertise von Ralph Jentsch, Berlin, vom 7. Juni 2017.
PROVENIENZ: Joseph Heymann, Köln (erworben vor 1938).
Privatsammlung (durch Erbschaft vom Vorgenannten).
„Den Unterdrückten die wahren Gesichter ihrer Herren zu zeigen - ist der Sinn meiner Arbeit.“
George Grosz, 1925, zit. n. George Grosz und Wieland Herzfelde, Statt einer Biografie, in: ebd. Die Kunst ist in Gefahr. Drei Aufsätze. Berlin 1925, S. 43.
Eine Grundlage für die gesellschaftskritischen Werke von George Grosz sind seine Beobachtungen des alltäglichen Lebens. George Grosz’ Aquarell „Rotkreuztante“ zeigt auf meisterhaft subtile Weise seine so grandios auf den Punkt gebrachte Kritik an der verrohten Gesellschaft seiner Zeit. „Vielleicht haben wir ein neues Mittelalter vor uns?“, schreibt der Künstler 1931 in seinem Aufsatz „Unter anderem ein Wort für die deutsche Tradition“. „Wer weiß? Jedenfalls scheinen mir die humanistischen Ideen im Absterben.“ (zit. n. George Grosz, „Unter anderem ein Wort für die deutsche Tradition“, in: Das Kunstblatt 15 (1931), S. 79f.)
Mit mahnend schamlosem Blick malt und karikiert Grosz das, was er auf den Straßen einer von moralischen Werten verlassenen Nachkriegsgesellschaft beobachtet: das Berliner Spießertum der zwanziger Jahre - ein Spießertum, dass ganz unverblümt seine Prosperität zur Schau trägt. Dieser Wohlstand steht seiner Meinung nach im krassen Gegensatz zu denen für ihn so offensichtlichen gesellschaftlichen Auswirkungen des politischen und wirtschaftlichen Chaos der Weimarer Republik.
Mit seinem Aquarell „Rotkreuztante“lädt uns der Künstler ein, einen genaueren Blick auf die herrschende Gesellschaftsschicht zu werfen. Wir sehen ein gut gekleidetes Großmütterchen, das sich, vermutlich mit dem Enkel, in das herbstliche Berlin aufmacht, um ihre täglichen Besorgungen zu erledigen. An Kragen und Ärmeln trägt die alte wohlgenährte Dame natürlich Pelz. Was sonst, wenn man sich auf der Straße zeigt. Prüfend wirft sie einen Blick auf ihren ebenfalls gutgekleideten Enkel. Sorgen macht ihr in diesem Moment wohl nur eine Sache, und zwar seine für seinen Stand unschickliche Ausgelassenheit, mit welcher er, spielend mit seinem kleinen Windrad, auf der Straße herumtänzelnd.
Die Verwendung von Aquarellfarben, die durch Grosz einmalig zärtlich auf Papier gebracht werden, steht im krassen Gegensatz zu den derben verbissenen Gesichtszügen der alten „Rotkreuztante“, einer Frau aus einer längst vergessenen Zeit, die versucht ihre überholten Werte, welche sie durch ihr gesellschaftliche Stellung gepachtet glaubt, aufrechtzuerhalten. So auch Grosz: „Das Getue um das eigene Ich ist vollkommen belanglos“. (George Grosz 1925, zit. n. George Grosz und Wieland Herzfelde: Statt einer Biografie, in: ebd.: die Kunst ist in Gefahr. Drei Aufsätze. Berlin 1925, S. 43.)
Mit mahnend schamlosem Blick malt und karikiert Grosz das, was er auf den Straßen einer von moralischen Werten verlassenen Nachkriegsgesellschaft beobachtet: das Berliner Spießertum der zwanziger Jahre - ein Spießertum, dass ganz unverblümt seine Prosperität zur Schau trägt. Dieser Wohlstand steht seiner Meinung nach im krassen Gegensatz zu denen für ihn so offensichtlichen gesellschaftlichen Auswirkungen des politischen und wirtschaftlichen Chaos der Weimarer Republik.
Mit seinem Aquarell „Rotkreuztante“lädt uns der Künstler ein, einen genaueren Blick auf die herrschende Gesellschaftsschicht zu werfen. Wir sehen ein gut gekleidetes Großmütterchen, das sich, vermutlich mit dem Enkel, in das herbstliche Berlin aufmacht, um ihre täglichen Besorgungen zu erledigen. An Kragen und Ärmeln trägt die alte wohlgenährte Dame natürlich Pelz. Was sonst, wenn man sich auf der Straße zeigt. Prüfend wirft sie einen Blick auf ihren ebenfalls gutgekleideten Enkel. Sorgen macht ihr in diesem Moment wohl nur eine Sache, und zwar seine für seinen Stand unschickliche Ausgelassenheit, mit welcher er, spielend mit seinem kleinen Windrad, auf der Straße herumtänzelnd.
Die Verwendung von Aquarellfarben, die durch Grosz einmalig zärtlich auf Papier gebracht werden, steht im krassen Gegensatz zu den derben verbissenen Gesichtszügen der alten „Rotkreuztante“, einer Frau aus einer längst vergessenen Zeit, die versucht ihre überholten Werte, welche sie durch ihr gesellschaftliche Stellung gepachtet glaubt, aufrechtzuerhalten. So auch Grosz: „Das Getue um das eigene Ich ist vollkommen belanglos“. (George Grosz 1925, zit. n. George Grosz und Wieland Herzfelde: Statt einer Biografie, in: ebd.: die Kunst ist in Gefahr. Drei Aufsätze. Berlin 1925, S. 43.)
664
George Grosz
Rotkreuztante, Ca. 1924.
Aquarell
Schätzung:
€ 80.000 Ergebnis:
€ 100.000 (inkl. Käuferaufgeld)
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