Mit seinen Kohlezeichnungen greift Longo auf ein tradiertes Medium zurück, verwendet es jedoch nicht für kleine, spontane Skizzen, sondern für präzise, auf Schwarzweiß reduzierte Arbeiten größeren Formats. Trotz ihrer fast fotorealistischen Erscheinung behaupten die Werke ihre malerische Freiheit und präsentieren ihren Unterschied zur Fotografie. In Teilen verwenden die Darstellungen Motive aus den Massenmedien, für die Longo schon früh eine gewisse Faszination entwickelt. Sie zeigen Boxkämpfe, Bombenexplosionen, Haifischmäuler oder Revolvermündungen, aber auch Porträts scharf konturierter, meist einzelner Männer und Frauen in Bürobekleidung in sich windenden und verdrehten Posen aus der Serie "Men in the Cities", zu der auch das hier angebotene Werk gehört. Als studierter Bildhauer macht Longo mithilfe von Schärfe und Plastizität den Einfluss der Formensprache seiner künstlerischen Ausbildung erlebbar und sagt selbst, diese Werke hätten "mit ihrer physischen Präsenz etwas von Skulpturen" (zit. nach: Ausst.-Kat. Robert Longo. Drawings, Berlin 2015). Robert Longo findet so zu einer eigenen, von herkömmlicher Schönheit unabhängigen Ästhetik.