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Theodor Fontane
Brief an F. Witte, 1851
Schätzung:
€ 3.000 Ergebnis:
€ 2.400 (inkl. Käuferaufgeld)
Fontane, Theodor (1819-1898)
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift. [Berlin], 17. August 1851. 4 Seiten. 23 : 14,5 cm.
Inhaltsreicher Brief an Friedrich Witte, dem er die frohe Nachricht von der Geburt seines ersten Kindes überbringt. Er berichtet aber auch von Existenz- und Geldsorgen und Ärger über seinen Verleger.
"Vorerst hab' ich die Ehre mich Ihnen als Respectsperson, will sagen als neugebackenen Vater vorzustellen. Am Donnerstag Abend 11 1/2 Uhr schenkte mir meine liebe Emilie einen krebsrothen, aber doch ganz allerliebsten Jungen. Kind und Mutter sind wohl, und letztere insonderheit glücklich. Ich bin es wahrlich auch; aber es drückt mich von Zeit zu Zeit doch danieder, wo es eigentlich mit uns hinaus will. Fest entschlossen bin ich, mich nicht zu verkaufen und werde mich weder durch Noth, noch durch Thränen davon abbringen lassen; schlimmstenfalls muß ich sehn als Abschreiber oder überhaupt als Hand arbeiter mein Brot zu verdienen. Ich schreib Ihnen das in einer etwas gedrückten Stimmung, weil ich mich heut Vormittag übers Buchhändlergesindel mal wieder geärgert habe. Und auf die Réelleté und Honneteté solcher Bursche ist man angewiesen! Denken Sie sich, schreibt mir dieser Dummkopf von Verleger (Herr Otto Janke) 2 Gedichte von Mörike mußten - unter vielen anderen - aus der Anthologie wegbleiben, sie taugten nichts . Ich hab' ihm geantwortet: 'mit seiner gütigen Erlaubniß verstünd' er von dergleichen nichts' aber man ärgert sich doch über solche Unverschämtheit. - Bei der Wahl unserer Wohnung haben wir Fritz Witten nicht aus dem Auge verloren und werden zu Michaeli in die Luisenstraße No. 35 (..) übersiedeln. Sie erhalten ein sehr hübsches 2fenstriges u. geräumiges Zimmer, wenn Sie's möchten auch noch eine einfenstrige Stube daneben. Daß Sie durch mein Zimmer (das Entrée-artig ist u. liegt) hindurch müssen, wird Sie - der Sie schwerlich allabendlich mit einem 'Feger auf die Kneipe rücken werden' - kaum je genieren (.. ) Ihre Kritik meines 'Alten Fritz' kann ich nicht unterschreiben; die Gründe will ich Ihnen mal mündlich auseinandersetzen; Sie müssen vor allem bedenken, daß es durchaus ein politisches Gedicht ist."
Bei der genannten Anthologie handelt es sich um die von Fontane herausgegebene Lyrik-Anthologie Deutsches Dichter-Album , mit der Fontane seine dürftige Haushaltslage aufbessern wollte. - Das Gedicht Der alte Fritz schrieb Fontane anläßlich der Enthüllungsfeier des Friedrich-Denkmals im August 1851.
LITERATUR: Gedruckt in: Theodor Fontane. Werke, Schriften und Briefe. Hrsg. von W. Keitel und H. Nürnberger. Abt. IV. Briefe. Bd. 1 (München 1976), Nr. 94.
Meaningful letter to Friedrich Witte, pharmacist, businessman and later Member of the Reichstag, in which Fontane informs him about the birth of his first child. However, he also reports on his financial situation and troubles with his publisher.
Dated 17 August, 1851. 4 pages written two years after Fontane had given up his profession as a pharmacist, in order to become a writer. He had become acquainted with the addressee in 1845.
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift. [Berlin], 17. August 1851. 4 Seiten. 23 : 14,5 cm.
Inhaltsreicher Brief an Friedrich Witte, dem er die frohe Nachricht von der Geburt seines ersten Kindes überbringt. Er berichtet aber auch von Existenz- und Geldsorgen und Ärger über seinen Verleger.
"Vorerst hab' ich die Ehre mich Ihnen als Respectsperson, will sagen als neugebackenen Vater vorzustellen. Am Donnerstag Abend 11 1/2 Uhr schenkte mir meine liebe Emilie einen krebsrothen, aber doch ganz allerliebsten Jungen. Kind und Mutter sind wohl, und letztere insonderheit glücklich. Ich bin es wahrlich auch; aber es drückt mich von Zeit zu Zeit doch danieder, wo es eigentlich mit uns hinaus will. Fest entschlossen bin ich, mich nicht zu verkaufen und werde mich weder durch Noth, noch durch Thränen davon abbringen lassen; schlimmstenfalls muß ich sehn als Abschreiber oder überhaupt als Hand arbeiter mein Brot zu verdienen. Ich schreib Ihnen das in einer etwas gedrückten Stimmung, weil ich mich heut Vormittag übers Buchhändlergesindel mal wieder geärgert habe. Und auf die Réelleté und Honneteté solcher Bursche ist man angewiesen! Denken Sie sich, schreibt mir dieser Dummkopf von Verleger (Herr Otto Janke) 2 Gedichte von Mörike mußten - unter vielen anderen - aus der Anthologie wegbleiben, sie taugten nichts . Ich hab' ihm geantwortet: 'mit seiner gütigen Erlaubniß verstünd' er von dergleichen nichts' aber man ärgert sich doch über solche Unverschämtheit. - Bei der Wahl unserer Wohnung haben wir Fritz Witten nicht aus dem Auge verloren und werden zu Michaeli in die Luisenstraße No. 35 (..) übersiedeln. Sie erhalten ein sehr hübsches 2fenstriges u. geräumiges Zimmer, wenn Sie's möchten auch noch eine einfenstrige Stube daneben. Daß Sie durch mein Zimmer (das Entrée-artig ist u. liegt) hindurch müssen, wird Sie - der Sie schwerlich allabendlich mit einem 'Feger auf die Kneipe rücken werden' - kaum je genieren (.. ) Ihre Kritik meines 'Alten Fritz' kann ich nicht unterschreiben; die Gründe will ich Ihnen mal mündlich auseinandersetzen; Sie müssen vor allem bedenken, daß es durchaus ein politisches Gedicht ist."
Bei der genannten Anthologie handelt es sich um die von Fontane herausgegebene Lyrik-Anthologie Deutsches Dichter-Album , mit der Fontane seine dürftige Haushaltslage aufbessern wollte. - Das Gedicht Der alte Fritz schrieb Fontane anläßlich der Enthüllungsfeier des Friedrich-Denkmals im August 1851.
LITERATUR: Gedruckt in: Theodor Fontane. Werke, Schriften und Briefe. Hrsg. von W. Keitel und H. Nürnberger. Abt. IV. Briefe. Bd. 1 (München 1976), Nr. 94.
Meaningful letter to Friedrich Witte, pharmacist, businessman and later Member of the Reichstag, in which Fontane informs him about the birth of his first child. However, he also reports on his financial situation and troubles with his publisher.
Dated 17 August, 1851. 4 pages written two years after Fontane had given up his profession as a pharmacist, in order to become a writer. He had become acquainted with the addressee in 1845.
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Theodor Fontane
Brief an F. Witte, 1851
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