Auktion: 443 / Kunst nach 1945 II am 10.06.2016 in München Lot 405

 

405
Wols (d.i. Wolfgang Schulze)
Ohne Titel, 1942.
Tuschfederzeichnung
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 16.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. 1942.
Tuschfederzeichnung.
Rechts unten signiert. Auf leichtem Karton, auf Bütten aufgezogen. 27 x 18,7 cm (10,6 x 7,3 in). Untersatzpapier: 36 x 28 cm (14,1 x 11 in).
Die Akzentuierung der Tuschfederzeichnung mit Farbstiften erfolgte später durch fremde Hand. Die fälschliche Datierung "1939" unterhalb der Blattkante stammt von Gréty Wols. [SM].
Flirrende Tuschfederzeichnung auf der Schwelle vom Surrealismus zur gestisch-informellen Abstraktion.
Mit einer Fotoexpertise von Herrn Dr. Ewald Rathke, Frankfurt am Main, vom 26. Januar 2016.

PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers.
Marie-Claude Tubiana, Paris.

LITERATUR: Philipp Gutbrod, Wols. Die Arbeiten auf Papier (Werkverzeichnis), Dissertation Universität Heidelberg, Heidelberg 2003, Nr. A 263 (mit Abb.).

Unsere Zeichnung, die Linien mal mit kraftvollem Schwung, mal nervös vibrierend mit Tuschfeder gezogen, entsteht in einer Umbruchszeit der Kunstgeschichte. Es sind die frühen 1940er Jahre, in denen Wols der Übergang vom Surrealismus zur gestisch-informellen Abstraktion gelingt. In unserem Blatt von 1942 ist die Linie bereits nahezu völlig vom Gegenstand befreit. Wohl mag der Betrachter in der oberen Bildhälfte noch ein fantastisches Wesen assoziieren, das sich riesenhaft über Architekturen erhebt. Im unteren Bildbezirk jedoch: befreites Gespinst, tänzelnde Spuren, keine Andeutung eines Umrisses. Wols' Anregung durch die surrealistische Technik des "dessin automatique", des "automatischen", wie von einem inneren Rhythmus gelenkten Zeichnens wird hier unmittelbar spürbar. Unser Blatt legt exemplarisch diese wichtige Quelle des europäischen Informel offen.



405
Wols (d.i. Wolfgang Schulze)
Ohne Titel, 1942.
Tuschfederzeichnung
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 16.250

(inkl. Käuferaufgeld)