Auktion: 441 / Contemporary Art am 11.06.2016 in München Lot 853

 

853
Thomas Scheibitz
Kranich, 2009.
Öl
Schätzung:
€ 7.500
Ergebnis:
€ 9.375

(inkl. Käuferaufgeld)
Kranich. 2009.
Öl, Vinyl und Pigment-Marker auf Leinwand.
Auf der umgeschlagenen Leinwand signiert, datiert und betitelt sowie bezeichnet "519". 60 x 50 cm (23,6 x 19,6 in). [FS].



Der international gefragte Gegenwartskünstler Thomas Scheibitz lotet die künstlerischen Positionen der Moderne in seinen Arbeiten neu aus. In seinem Werk entwickelt er eine neue Form der konzeptuellen Kunst, die zwischen den Polen Abstraktion und Figuration, der Plastik und der Malerei vermittelt und ihre Abgrenzungen neu auslotet. Seine Arbeiten lassen den Betrachter in biomorphen oder geometrischen Formgebilden einzelne Gegenstände oder ganze Welten erkennen, stellen illusionistische neben gegenstandslose Elemente. Dabei sind Farbe und Komposition die verbindende Klammer, die den Ausgleich der Gegensätze schafft. Auch in unserem Bild "Kranich" stoßen durch den Titel geweckte figürliche Erwartungshaltung und nahezu kubistisch erscheinende Abstraktion aufeinander. Aus mehreren, übereinandergelegten Farbschichten ersteht der skulptural anmutende, länglich-gezackte Umriss, der erst im Zusammenhang mit dem Bildtitel an den aufgestellten Kamm eines Kronenkranichs denken lässt. Weniger der konkrete figürliche Bezug steht hier im Vordergrund, als die Herausarbeitung einer einprägsamen Form durch die Überlagerung mehrerer neonleuchtender und abgetönter Farbschichten. Scheibitz kehrt hier nahezu die von den Surrealisten wie Max Ernst genutzte Technik der Grattage ins Gegenteil. Bei dieser wird das Motiv in einem unterbewussten Vorgang mit dem Messer aus mehreren übereinanderliegenden Farbschichten herausgekratzt, die unterste Farbschicht wird zur eigentlichen Zeichnung erhoben. Bei Scheibitz hingegen sind die abstrakten Umrisse präzise aus den einzelnen Malschichten herausgearbeitet und schließlich durch eine schwarze Lineatur fixiert. Am Ende bietet die graffitiartige Komposition ein interessantes Spiel aus grafischen und malerischen, durchscheinenden und deckenden, matten und glänzenden Partien. Das traditionelle Medium der Ölmalerei wird durch den Einsatz von Textmarkern, Sprühfarbe oder Vinyllack von Scheibitz ins 21. Jahrhundert katapultiert. Auch in seinen Skulpturen verfolgt er diesen Ansatz. In Skulpturen wie "Otis I" (2006) schafft er es, gleichzeitig an die Kunst von Marcel Duchamp oder Oskar Schlemmer zu erinnern wie futuristische Assoziationen zu wecken. "Meine Arbeit bewegt sich zwischen den Polen Zeitgenossenschaft und Zeitlosigkeit, zwischen Sinn und Nichtsinn", sagt Scheibitz selbst zu seinem künstlerischen Ansatz (zit. nach: Ausst.-Kat. Thomas Scheibitz. ONE-Time Pad, MMK Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main 29.9.2012-13.1.2013, S. 8). Spätestens seit seinem Auftritt auf der der 51. Venezianischen Biennale im Jahr 2005, als er gemeinsam mit Tino Sehgal den Deutschen Pavillon gestaltet, ist Scheibitz fest in der Szene der deutschen Gegenwartskunst etabliert. Seither sind die Arbeiten des Radebergers nicht nur auf dem Kunstmarkt, sondern auch in Museen äußerst gefragt und in vielen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert. Thomas Scheibitz lebt und arbeitet in Berlin.



853
Thomas Scheibitz
Kranich, 2009.
Öl
Schätzung:
€ 7.500
Ergebnis:
€ 9.375

(inkl. Käuferaufgeld)