Auktion: 441 / Contemporary Art am 11.06.2016 in München Lot 838

 

838
Martin Eder
Ohne Titel, 2006.
Aquarell
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 6.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. 2006.
Aquarell über Bleistift.
Rechts unten signiert und datiert "0906". Verso mit dem Künstlerstempel, dort handschriftlich datiert und bezeichnet "ME" und mit der Werkverzeichnisnummer "804". Auf festem, strukturiertem Aquarellpapier. 33,2 x 24,1 cm (13 x 9,4 in), Blattgröße.

Martin Eder zählt zu den wichtigen und vielseitigsten Vertretern der figurativen Gegenwartskunst. Schon im Studium sorgt Martin Eder mit dem gemeinsam mit Lisa Junghanss durchgeführten medienübergreifenden Kunstprojekt "Novaphorm" für Furore, das neben einem Club und Medikamentenverpackungen auch ein temporäres Hotel beinhaltet. Noch heute ist Martin Eders Kunstschaffen vielseitig, mit Malerei und Arbeiten auf Papier weiß er ebenso virtuos umzugehen wie mit Fotografie oder Skulptur. Seit 2003 tritt er zudem unter dem Pseudonym Richard Ruin auch als Sänger und Gitarrist der Black Metall Band RUIN in Erscheinung, den er selbst als Kunstfigur bezeichnet, "die alles darf, was ich nicht darf" (zit. nach: Kat. Martin Eder. Die Armen, München 2008, S. 53). Eders Bilder zeigen weibliche Körper und Schoßtiere - süße Kätzchen, Hasen oder Hunde - arrangiert zu traumhaft-surrealen Kompositionen, die erotisch-fetischhaft bis ironisch das Feld des Kitsches streifen. Das vorliegende Werk mit einem aquarellierten Frauenakt gehört zu einer der wichtigsten und umfangreichsten Werkgruppen im Oeuvre Martin Eders, die sich mit dem vielschichtigen Thema des weiblichen Aktes auseinandersetzt. Eder nimmt in seinen Malereien häufig den Ausgang von der (collagierten) Fotografie, ein Verfahren das schon Künstler wie Edgar Degas und Eduard Manet für ihre Aktdarstellungen angewandt haben. In Werkreihen wie "Les Nus" (2006-2008), präsentiert in der Ausstellung "Die Armen" (2008), wird die Aktfotografie dann schließlich zum eigenständigen Ausdrucksmedium. Unser Werk gehört jedoch in die Reihe der kleinformatigen Aquarelle, die sich in ihrem Spiel aus Scham und intimer Nahsicht in die große Tradition der kleinformatigen erotischen Kunstwerke einreihen. Äußerst anrüchig und lasziv ist dabei der lasierende und zartfarbige Darstellung des Modells, dessen Inkarnat weich und seidig wirkt, während der Blick herausfordernd dunkel direkt auf uns gerichtet ist. Eder spielt hier mit den Reaktionen des Betrachters, seiner Animation und erwachenden Erwartungshaltung. Die provokante Mimik und der Blickwinkel erzeugen eine vielschichtige und dichte Bilderzählung, die nicht nur inhaltlich, sondern darüber hinaus auch in ihrer formalen malerischen Raffinesse besticht. In jüngerer Zeit befasst sich Eder in einigen Aquarellen schließlich auch mit dem männlichen Akt. Schon während seines Meisterschülerstudiums mit zahlreichen Stipendien ausgestattet, finden Martin Eders Arbeiten bald national und international große Beachtung. Seine Gemälde werden in Aufsehen erregenden Einzelausstellungen präsentiert und sind Teil renommierter Sammlungen wie dem Museum of Modern Art in New York. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin.



838
Martin Eder
Ohne Titel, 2006.
Aquarell
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 6.250

(inkl. Käuferaufgeld)