Auktion: 441 / Contemporary Art am 11.06.2016 in München Lot 811

 

811
Anselm Reyle
Ohne Titel, 2007.
Acryl
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 65.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. 2007.
Acryl, PET-Folie und verspiegeltes Acrylglas auf Leinwand.
Verso signiert und datiert. 227 x 333 cm (89,3 x 131,1 in).
Im Künstlerrahmen.

PROVENIENZ: Privatsammlung.
Gagosian Gallery, New York.
Privatsammlung Schweiz.

Anselm Reyle zählt zu den großen Shooting Stars der Gegenwartskunst. Seine Arbeiten setzen sich aus von ihm aufgefundenen Materialien zusammen, die aus alltäglichen Kontexten, der Straße und Schaufensterdekorationen bekannt sind. So auch seine Streifenbilder, in denen Silberfolie, Spiegel und verschiedene andere, mit Strukturpasten, Acrylfarben und Lacken bearbeitete Oberflächen verarbeitet sind. Bei der Konzeption seiner Bilder erprobt Reyle zunächst zahlreiche Variationsmöglichkeiten, legt scheinbar dissonant wirkende Farbstreifen nebeneinander, bis der von ihm gewünschte Effekt entsteht - jeder Streifen ist ein Unikat, jede Komposition eine einzigartige Zusammenstellung aus Farb(dis)harmonien und Materialwirkungen. So auch bei unserem Werk "Ohne Titel" (2007) im von Reyle seltener gewählten Breitformat, in dem herausstechendes Pink neben tiefem Schwarz und harmonische Blautöne neben grellem Orange zu einer rhythmischen Abfolge kombiniert sind. Das künstlerische Vokabular Reyles bezieht sich dabei auf verschiedene Strömungen der Kunst der Moderne, so u. a. den Abstrakten Expressionismus und insbesondere die Farbfeldmalerei, das sogenannte Color Field Painting. Anders als die auf dem Zufallsprinzip basierenden Streifenbilder der konzeptuellen Künstler der 1960er Jahre oder die aus computerbasierten Teilungen und Spiegelungen hervorgehenden Streifenbilder eines Gerhard Richter, wirken die ungewöhnlichen Farb- und Materialkombinationen bei Reyle in ihrer seriellen Rhythmisierung auch auf einer emotionalen Ebene unmittelbar ansprechend. Jedes Material hat eine eigene Historie, die in den Zusammenstellungen der Streifenbilder immer neu kontextualisiert und Teil einer innovativen, individuellen künstlerischen Syntax wird: "Die Revisionen und Verarbeitungen des Kunstbegriffs, der Geschichte und künstlerischer Vorgängerpositionen gehören bei Anselm Reyle zu einer künstlerischen Praxis, bei der Fortschritt nicht geradlinig auf einen Endpunkt hin gedacht ist, sondern auf permanenter Transformation beruht - mit einer Ästhetik der Drastik, die der Zeitgenossenschaft verpflichtet ist und zugleich auf Zeitlosigkeit zielt." (zit. nach: Anna-Catherina Gebbers, Anselm Reyle. Streifenbilder. Stripe-Paintings 2003-2013, Contemporary Fine Arts Galerie, Berlin 2015, S. 11). Die Arbeiten Anselm Reyles erfahren im neuen Jahrtausend ein starkes Interesse, die Nachfrage nach seinen Werken steigt. Ab 2001 beschäftigt er zu deren Produktion sogar ein Assistententeam und bezieht später ein großes Atelier, das auf die besonderen Herstellungsbedingungen seiner Werke zugeschnitten ist. 2009 findet die Serie der Streifenbilder aus breiten Blockstreifen ihren Abschluss. Bis 2013 folgen Bilder, in denen Reyle mit dünneren Streifen experimentiert und die diesen Werkzyklus endgültig abschließen. Seit Anfang 2014 hat Reyle sein künstlerisches Schaffen unterbrochen.



811
Anselm Reyle
Ohne Titel, 2007.
Acryl
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 65.000

(inkl. Käuferaufgeld)