Auktion: 440 / Contemporary Art am 10.12.2016 in München Lot 673

 

673
Adrian Ghenie
Ohne Titel, 2003/04.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 72.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. 2003/04.
Öl auf Leinwand.
Links unten signiert. 50,3 x 50,3 cm (19,8 x 19,8 in).

PROVENIENZ: Privatsammlung Berlin (2004 direkt vom Künstler erworben. Mit einem persönlichen Brief des Künstlers).

Der rumänische Künstler Adrian Ghenie sorgt mit seinen eigenwilligen Kompositionen in einer vielschichtigen Collagetechnik international für Aufsehen. Seine zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion changierenden Bildwelten entstehen durch einen Materialmix aus Fotos, bearbeiteten Zeitungs- und Videoausschnitten sowie selbst gemalten Elementen, die durch den Einsatz von Spachtelmesser und Schablonen einen stark gestischen Duktus erhalten. Im Zentrum von Ghenies suggestiven dunklen Bildwelten steht die Diskrepanz zwischen Geschichte und Subjekt, objektiver Wirklichkeit und subjektiver Erinnerung, der Ghenie mit visuellen Mitteln aus der Kunst- und Filmgeschichte nachspürt. Künstler wie Francis Bacon, David Lynch und Alfred Hitchcock mit ihren (Film-)Bildern voll düsterer Stimmungen, abstrakten und surreal verfremdeten Welten sind dabei zentrale Inspirationsmomente für Ghenie, dessen Bilder in ihrer strukturellen Spannung zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion den Betrachter nahezu physisch ansprechen und in ihren Bann ziehen. Das hier angebotene Frühwerk des Künstlers entsteht während seiner Zeit in Wien, wohin Ghenie 2002 nach seinem Universitätsabschluss mit einer Malblockade übersiedelte. In seiner Studienzeit entstanden nach Aussage Ghenies "sehr klassische, sehr symbolistische, sehr an das 19. Jahrhundert angelehnte, anachronistische Bilder“, die nicht ganz in die zeitgenössische Kunstszene passten (zit. nach: http://de.blouinartinfo.com/news/story/878064/atelierbesuch-die-dustere-bildwelt-des-rumanischen-malers, online am 17.10.2016). Nach Wien geht Ghenie, um hier ein normales Leben zu führen, sich von der Kunst abzuwenden. Doch lässt sie ihn nicht los: In zahlreichen Streifzügen durch die Galerieszene kehrt Ghenie immer wieder zur Kunst zurück und findet neue Inspiration.
2005 geht Ghenie wieder nach Klausenburg und gründet hier die Galeria Plan B mit, in der er 2006 mit seiner ersten Einzelausstellung seinen internationalen Durchbruch feiert. Wenig später sind die Arbeiten Ghenies in Einzelausstellungen in der Schweiz, den USA und Großbritannien zu sehen. Sein kometenhafter Aufstieg wird weiterhin durch eine erste Museumsretrospektive seiner Werke im Jahr 2009 im Nationalmuseum für zeitgenössische Kunst in Bukarest dokumentiert. Ebenfalls 2009 erscheint auch eine erste Monografie zu den Arbeiten Ghenies im Hatje Cantz Verlag, vier weitere folgen. Nach Auftritten auf der Prager Biennale 2007 und 2009 folgt schließlich 2015 auch die Biennale von Venedig, auf der Ghenie mit der Ausstellung "Darwins Room“ den rumänischen Pavillon bespielt. Der Künstler lebt und arbeitet in Klausenburg und Berlin. [FS]



673
Adrian Ghenie
Ohne Titel, 2003/04.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 72.500

(inkl. Käuferaufgeld)