Auktion: 435 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 25.11.2016 in München Lot 64

 

64
Carl Blechen
Mönch auf der Terrasse, Um 1835.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Mönch auf der Terrasse. Um 1835.
Öl auf Holz.
Rave 1661. Rechts unten mit Signaturresten. 11,7 x 15,8 cm (4,6 x 6,2 in).
Verso auf Klebeetikett handschriftlich bezeichnet. [CB].

Wir danken Herrn Professor Dr. Helmut Börsch-Supan, Berlin, für die wissenschaftliche Beratung.

PROVENIENZ: Sammlung Professor Dr. Konrad Hahm (1892-1943), Direktor des Staatlichen Museums für deutsche Volkskunde, Berlin.
Sammlung Georg Schäfer, Schweinfurt (verso mit dem Etikett und der Nummer 73-2297).
Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: Klassizismus und Romantik in Deutschland, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, 1966, Kat.-Nr. 5 (S. 63), sw-Abb. Tafel 5.

LITERATUR: Peter-Klaus Schuster (Hrsg.), Carl Blechen. Zwischen Romantik und Realismus, München 1990, S. 127 (dort erwähnt im Text zu Kat.-Nr. 74).

Carl Blechen ist künstlerisch vor allem von Johan Christian Clausen Dahl und Caspar David Friedrich beeinflusst, die er beide als junger Künstler auf seiner Reise nach Dresden 1823 kennenlernt. Das hier angebotene Gemälde zeigt deutlich die Anlehnungen an Friedrichs Gemälde "Mönch am Meer". Ob Blechen das Werk kannte ist unklar; es wurde zwar 1810 auf der Berliner Akademieausstellung gezeigt, damals war er jedoch erst 12 Jahre alt. Blechen beschäftigt sich eingehend mit seinem Bildthema "Mönch auf der Terrasse": das hier angebotene Werk ist die erste Ideenskizze zu dem etwas größeren Gemälde, das sich heute in der Nationalgalerie Berlin befindet (Inv.-Nr. NG 657; Rave 1659). Zur weiteren Motiventwicklung dienten Blechen eine Zeichnung und ein unvollendetes Aquarell (Rave 1658 und 1660), zudem erkennt man die Figur des stehenden Mönches bereits in Blechens Skizzenbuch von der Rückreise von Italien (Rave 1357).
"Das Kolorit, auch das regungslose Dastehen des Mönches, läßt eher eine Abend- als eine Morgenstimmung, also ein Ende statt eines Anfangs, vermuten. Hart kontrastiert das helle Gelb des Himmels mit der Schwärze des Berges und des Gemäuers im Mittelgrund, während das vergehende Licht am Ufer noch ein Stück Land gelb-ockrig aufleuchten läßt, um schließlich im Vordergrund in schwachen Reflexen auf der Brüstungsmauer und den Stufen der Treppe zu verebben. Links oben scheint etwas Blau verheißungsvoll auf. Der Mönch ist herabgestiegen, und der Rhythmus dieser Bewegung ist in den Stufen noch nach zu vollziehen. Sein Blick auf das schwärzlich-blau daliegende Meer führt die Vorstellung weiter in die Tiefe. Der Kopf, die Mitte des Bildes, ist dem hellen Himmel zugeordnet, und die braune Wolkenbahn wirkt zugehörig zu der Mönchskutte und dem Vordergrund. Zunächst befremden die überlängten Proportionen des Kapuziners, aber dann begreift man sie als Streben nach oben in Widerspruch zur Absenkung des Terrains." (Helmut Börsch-Supan, in: Peter-Klaus Schuster (Hrsg.), Carl Blechen. Zwischen Romantik und Realismus, München 1990, S. 126f.).



64
Carl Blechen
Mönch auf der Terrasse, Um 1835.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inkl. Käuferaufgeld)