"Schon lange hatte er [Robert Kummer] den Wunsch gehegt, Schottland zu bereisen, dessen raue Natur und besondere Wetterphänomene ihn als Landschaftsmaler immer schon gereizt hatten. Während Reisen deutscher Maler nach England, insbesondere nach London, schon im späten 18. Jahrhundert zu verfolgen sind, waren die künstlerischen Expeditionen bis nach Schottland wesentlich seltener. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts […] [war es u.a.] Karl Friedrich Schinkel, der die schottischen Hafenstädte Edinburgh und Glasgow sowie das schottische Hochland und die Inseln besuchte […]. Im Jahr 1844, also sechs Jahre vor Kummers Reise, hatte auch Carl Gustav Carus […] eine Reise nach England und Schottland unternommen. Seine dortigen Erkundungen hatte er als Arzt und interessierter Naturforscher minutiös in Manuskripten festgehalten, die als selbständige Publikation 1845 erschienen sind. Sachlich genau werden darin die Eigenarten des Landes, dessen Sitten und Gebräuche sowie naturwissenschaftliche Beobachtungen, etwa über Gesteinsarten oder die Flora, festgehalten. Es ist anzunehmen, dass Kummer diese Publikation kannte […]. Dafür spräche jedenfalls die gewählte Reiseroute […], die im Wesentlichen mit der von Carus übereinstimmt. Im Lebensbericht schrieb Kummer: 'Der bis jetzt ungestillte Wunsch meiner Jugend, Schottland zu sehen, ließ sich endlich 1851 realisieren. Ich reiste über Hamburg nach Edinburg, besuchte den Loch Lomond, Loch Cathrin [Katrine], ging von da nach Inverari und Oban, woselbst ich sehr schöne Sachen fand.' […] Die in Schottland gemachten Erfahrung waren Kummer auch im hohen Alter noch präsent, denn bis in die achtziger Jahre malte er schottische Landschaften, die ihm in Skizzen vorlagen und die er dann motivisch leicht abwandelte. […] Insgesamt betrachtet war der Aufenthalte in Schottland für Kummer von großer Bedeutung, da er im Umgang mit Wetterphänomenen Erfahrungen und neue Motive hatte sammeln können. Mit scharfem Auge hatte der Maler feinste Farbnuancen und unterschiedliche Stimmungswerte beobachtet und auch die Leinwand übertragen." (Elisabeth Nüdling, Carl Robert Kummer (1810-1889). Ein Dresdner Landschaftsmaler zwischen Romantik und Realismus, Petersberg 2008, S. 106ff.).