210
Gabriele Münter
Blaue Blume (Narzissen mit Zinerarie), 1912.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 180.000 Ergebnis:
€ 212.500 (inkl. Käuferaufgeld)
Blaue Blume (Narzissen mit Zinerarie). 1912.
Öl auf Leinwand.
Links unten signiert. Rückseitig auf dem Keilrahmen (eigenhändig) signiert, datiert "23. IV. 1912" sowie in Blau betitelt "Blaue Blume" und mit Bleistift handschriftlich betitelt "Narzissen mit Zinerarie mit Lamm". Auf dem Keilrahmen zweifach handschriftlich bezeichnet "München".
Rückseitig auf der Leinwand mit dem Nachlassstempel sowie dort von fremder Hand mit Kreide bezeichnet "B.47". Auf dem Keilrahmen mit einem Etikett mit der teils handschriftlichen, teils gestempelten Nachlassnummer "B 47", einem Etikett mit der gestempelten Nummer "1375" und einem handschriftlich "219" bezeichneten Etikett. 49,5 x 56,5 cm (19,4 x 22,2 in).
[KD/ATh].
Außergewöhnliches Stillleben mit subtil verschlüsselter Botschaft aus dem Triumphjahr des Blauen Reiters.
Mit einer schriftlichen Bestätigung der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München, vom 09.04.2015. Die Arbeit wird in das Werkverzeichnis der Gemälde von Gabriele Münter aufgenommen.
PROVENIENZ: Kunsthandlung Franz Resch, Gauting.
Privatsammlung Süddeutschland.
AUSSTELLUNG: Gabriele Münter. Kollektiv-Ausstellung 1904-1913, Der Sturm, 11. Ausstellung, Berlin, Januar/Februar 1913, Nr. 47.
Gabriele Münter, Der Sturm, 35. Ausstellung, Berlin, Oktober 1915, Nr. 2.
De expressionisten en kubisten, Der Sturm, 2. Ausst. [= Wanderausstellung Expressionisten, Kubisten], Kunstzalen d'Audretsch, Den Haag, 17.3.-16.4.1916, Nr. 66.
Kunstnerkabaretten Edderkoppen, Udstilling 2: Der Sturm Kunstnere, Kopenhagen, September/Oktober 1917, Nr. 58.
Öl auf Leinwand.
Links unten signiert. Rückseitig auf dem Keilrahmen (eigenhändig) signiert, datiert "23. IV. 1912" sowie in Blau betitelt "Blaue Blume" und mit Bleistift handschriftlich betitelt "Narzissen mit Zinerarie mit Lamm". Auf dem Keilrahmen zweifach handschriftlich bezeichnet "München".
Rückseitig auf der Leinwand mit dem Nachlassstempel sowie dort von fremder Hand mit Kreide bezeichnet "B.47". Auf dem Keilrahmen mit einem Etikett mit der teils handschriftlichen, teils gestempelten Nachlassnummer "B 47", einem Etikett mit der gestempelten Nummer "1375" und einem handschriftlich "219" bezeichneten Etikett. 49,5 x 56,5 cm (19,4 x 22,2 in).
[KD/ATh].
Außergewöhnliches Stillleben mit subtil verschlüsselter Botschaft aus dem Triumphjahr des Blauen Reiters.
Mit einer schriftlichen Bestätigung der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München, vom 09.04.2015. Die Arbeit wird in das Werkverzeichnis der Gemälde von Gabriele Münter aufgenommen.
PROVENIENZ: Kunsthandlung Franz Resch, Gauting.
Privatsammlung Süddeutschland.
AUSSTELLUNG: Gabriele Münter. Kollektiv-Ausstellung 1904-1913, Der Sturm, 11. Ausstellung, Berlin, Januar/Februar 1913, Nr. 47.
Gabriele Münter, Der Sturm, 35. Ausstellung, Berlin, Oktober 1915, Nr. 2.
De expressionisten en kubisten, Der Sturm, 2. Ausst. [= Wanderausstellung Expressionisten, Kubisten], Kunstzalen d'Audretsch, Den Haag, 17.3.-16.4.1916, Nr. 66.
Kunstnerkabaretten Edderkoppen, Udstilling 2: Der Sturm Kunstnere, Kopenhagen, September/Oktober 1917, Nr. 58.
"die blaue Blume sehn ich mich zu erblicken" (Novalis, Heinrich von Ofterdingen, Wien 1827, S. 23).
"Blaue Blume". Mit diesem Titel versieht Münter ihr Gemälde bereits 1913. Sie umschreibt damit nicht allein die Farbenpracht der üppigenZinerarie. Münter zitiert nichts weniger als einen Mythos, der auch im "Blauen Reiter" anklingt: Seit Novalis ist die "Blaue Blume" das große Symbol metaphysischer Sehnsucht und transzendenten, auch künstlerischen Erkenntnisstrebens.
In solcher Durchgeistigung erkennen die Expressionisten tiefe Wesensverwandtschaft mit den Romantikern.
Wie die "Blaue Blume" selbst, so erscheint auch die beigestellte Narzisse bedeutsam: Ihre geneigten Blüten schweben über dem Grau der Wand wie über einer Wasserfläche. Die Erinnerung an den Narziss-Mythos wird wach. Und wieder darf auf die Romantik verwiesen werden: Narziss, personifiziert in der Osterglocke, als Ideal des in sich selbst versunkenen Künstlers.
Doch setzt Münter der floralen Verklärung romantischer Ideale eine deutliche Grenze: Gleichsam vergittert erscheint das verhängte Fenster mit dem dürren Pflänzlein.
Ein bedeutungsvolles Lamm
Den „romantischen Pflanzen“ beigeordnet ist ein kleines Lamm, vielleicht nach einer Krippenfigur gemalt. Die hündische Anmutung darf wohl expressiver Stilisierung zugeschrieben werden.
Stimmig könntehier ein ins Profane gewendeter Hinweis auf die Auferstehung vermutet werden. Dies gilt umso mehr, als Münter die "Blaue Blume" bald nach Ostern 1912 fertigstellt, in zeitlicher Nähezueinem"Osterstillleben" - und in einem Lebensabschnitt, in dem sie selbst die Erneuerung ersehnt.
Münters "Blaue Blume" erscheint vor diesem Hintergrund keineswegs mehr so alltäglich, wie es der schnelle Blick vermuten lässt. Bei näherer Betrachtung offenbart sich der "mystische Subtext" - und mit ihm vielleicht der Hinweis auf eine persönlich gefärbte Allegorie des Künstlertums.
Vom "Blauen Reiter" in den "Sturm"
Das Entstehungsjahr unseres Bildes ist zugleich das Triumphjahr des Blauen Reiters. Im Frühjahr gastiert die erste Ausstellung in Herwarth Waldensberühmter "Sturm"-Galerie.
Fasziniert von MüntersArbeiten, richtet Walden 1913 ihre bisher größte Einzelausstellung aus. Auch die "Blaue Blume" ist zu sehen - keineswegs zum letzten Mal: Münter zeigt ihr Werk auf nicht weniger als vier Sturm-Schauen. Dies bezeugt den Rang, den das Bildin diesen Jahren für sie einnahm.
Münter wählt die "Blaue Blume" auch aus, um ihr Schaffen 1916 in Den Haag zu repräsentieren - als eines von nur drei Werken ihre Hand. Theo van Doesburg besuchtdie Schau und urteiltbegeistert: "Een der meest fundamenteele exposities van onzen tijd" (Eenheid, 8. April 1916, Nr. 305, S. 3). "Eine der fundamentalsten Ausstellungen unserer Zeit".
"Blaue Blume". Mit diesem Titel versieht Münter ihr Gemälde bereits 1913. Sie umschreibt damit nicht allein die Farbenpracht der üppigenZinerarie. Münter zitiert nichts weniger als einen Mythos, der auch im "Blauen Reiter" anklingt: Seit Novalis ist die "Blaue Blume" das große Symbol metaphysischer Sehnsucht und transzendenten, auch künstlerischen Erkenntnisstrebens.
In solcher Durchgeistigung erkennen die Expressionisten tiefe Wesensverwandtschaft mit den Romantikern.
Wie die "Blaue Blume" selbst, so erscheint auch die beigestellte Narzisse bedeutsam: Ihre geneigten Blüten schweben über dem Grau der Wand wie über einer Wasserfläche. Die Erinnerung an den Narziss-Mythos wird wach. Und wieder darf auf die Romantik verwiesen werden: Narziss, personifiziert in der Osterglocke, als Ideal des in sich selbst versunkenen Künstlers.
Doch setzt Münter der floralen Verklärung romantischer Ideale eine deutliche Grenze: Gleichsam vergittert erscheint das verhängte Fenster mit dem dürren Pflänzlein.
Ein bedeutungsvolles Lamm
Den „romantischen Pflanzen“ beigeordnet ist ein kleines Lamm, vielleicht nach einer Krippenfigur gemalt. Die hündische Anmutung darf wohl expressiver Stilisierung zugeschrieben werden.
Stimmig könntehier ein ins Profane gewendeter Hinweis auf die Auferstehung vermutet werden. Dies gilt umso mehr, als Münter die "Blaue Blume" bald nach Ostern 1912 fertigstellt, in zeitlicher Nähezueinem"Osterstillleben" - und in einem Lebensabschnitt, in dem sie selbst die Erneuerung ersehnt.
Münters "Blaue Blume" erscheint vor diesem Hintergrund keineswegs mehr so alltäglich, wie es der schnelle Blick vermuten lässt. Bei näherer Betrachtung offenbart sich der "mystische Subtext" - und mit ihm vielleicht der Hinweis auf eine persönlich gefärbte Allegorie des Künstlertums.
Vom "Blauen Reiter" in den "Sturm"
Das Entstehungsjahr unseres Bildes ist zugleich das Triumphjahr des Blauen Reiters. Im Frühjahr gastiert die erste Ausstellung in Herwarth Waldensberühmter "Sturm"-Galerie.
Fasziniert von MüntersArbeiten, richtet Walden 1913 ihre bisher größte Einzelausstellung aus. Auch die "Blaue Blume" ist zu sehen - keineswegs zum letzten Mal: Münter zeigt ihr Werk auf nicht weniger als vier Sturm-Schauen. Dies bezeugt den Rang, den das Bildin diesen Jahren für sie einnahm.
Münter wählt die "Blaue Blume" auch aus, um ihr Schaffen 1916 in Den Haag zu repräsentieren - als eines von nur drei Werken ihre Hand. Theo van Doesburg besuchtdie Schau und urteiltbegeistert: "Een der meest fundamenteele exposities van onzen tijd" (Eenheid, 8. April 1916, Nr. 305, S. 3). "Eine der fundamentalsten Ausstellungen unserer Zeit".
210
Gabriele Münter
Blaue Blume (Narzissen mit Zinerarie), 1912.
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