Auktion: 420 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 06.12.2014 in München Lot 858

 

858
Sam Francis
Untitled (SF86-078), 1986.
Acryl auf Papier
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 152.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Untitled (SF86-078). 1986.
Acryl auf Papier.
Verso signiert und datiert. 104 x 75 cm (40,9 x 29,5 in), blattgroß.
Verso ein Probedruck einer Lithografie. [SM].

Die Arbeit ist bei der Samuel L. Francis Foundation, Glendale/Kalifornien, unter der Nummer SF86-078 registriert und wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis von Debra Burchett-Lere aufgenommen.

PROVENIENZ: Privatsammlung Kalifornien (direkt vom Künstler erworben).
Sotheby’s, New York, Contemporary Art, 15. Februar 1989, Los 95.
Privatsammlung Europa.
Galería Theo, Madrid.
Galería Elvira González, Madrid.
Privatsammlung (beim Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Sam Francis. Works on Paper. 1953–1986: The Ranchito Collection, Riverside California, 1987, The Roy and Frances Brandstater Gallery, Loma Linda University, S. 24 (mit Abb.).

Nach einem Studium der Malerei bei Mark Rothko und Clyfford Still von 1948-50 zieht Sam Francis nach Paris und besucht die dortige "Académie Léger". In Paris findet 1952 auch seine erste Einzelausstellung statt, wo er Künstler des Französischen Informel kennenlernt. Aufgenommen in die Reihe der jungen europäischen Avantgarde, werden seine Bilder nun auf Ausstellungen in Paris, London und Bern gezeigt. Die Teilnahme an der Ausstellung "Twelve Americans" 1956 im New Yorker Museum of Modern Art macht Francis auch in Amerika bekannt. In diese Zeit fällt der stilistische Wechsel von den flächendeckenden Kompositionen in monochromen Werten zu bunten "Farbinseln" auf der weißen Leinwand. Die kalligrafische Eigenart des Farbauftrags und der lyrische Charakter der flüssigen Farbe verbinden Francis mit der Kunst des Ostens, mit der er sich auch auseinandersetzt. 1957 besucht er während einer Weltreise u.a. Indien, Thailand und Japan, seine Werke werden auf Ausstellungen in Tokio und Osaka gezeigt. Der Künstler, der ein rastloses Leben zwischen seinem Pariser Hauptwohnsitz und anderen Metropolen führt, zieht 1962 zurück nach Kalifornien, wo er sich zunächst in Santa Monica, 1963 in Venice ein Atelier einrichtet. In den 1960er Jahren entwickelt Francis eine sehr persönliche Form des spontanen und gestischen Drippings. Mit kreisenden und spritzenden Bewegungen lenkt er die Öl-, Acryl- und Aquarellfarben über die Bildträger. In seinen "Gitterbildern" der 1970er Jahre ist die Bildfläche mit netzartigen Strukturen bedeckt. Neben dem "Action Painting", zu dessen bedeutendsten Vertretern Francis zählt, hat er sich auch anderen Techniken wie Lithografie, Radierung und Monotypie zugewandt. Seine Auseinandersetzung mit der Grafik führt Anfang der 1980er Jahre zu reizvollen experimentellen Arbeiten. Ausdrucksstarke mehrteilige Bildkompositionen mit teilweise verfließenden Farben prägen das malerische Werk dieser Jahre.

Untitled "(SF86-078)" aus dem Jahr 1986 bezeugt die ganze künstlerische Kraft des Malers. Das Werk kombiniert, auf eine für Francis charakteristische Art, die Methoden des Action Painting mit den Mitteln gestisch-abstrakter Malerei. Die "Zufallsprodukte" der Aktionsmalerei, die Farbspuren des "Dripping", bilden so einen spannungsvollen Kontrast mit den schwungvollen Zügen des breiten Pinsels und wolkig ineinander verlaufenden Farbflächen. Opake und durchscheinende Farbe, kalte und warme Töne, lineare und flächige Strukturen geraten hier in reizvolles Gegenspiel. Es entsteht ein Werk, das sich nicht dem "all over" des Action Painting unterordnet, sondern im Wortsinne kunstvoll komponiert ist.

Es erstaunt nicht, dass Francis am Ende seines Lebens noch einmal besondere Erfolge feiert. Große Auftragsarbeiten für Wandbilder bestimmen seine letzte künstlerische Schaffensphase. Sam Francis stirbt am 4.11.1994 in Santa Monica.




858
Sam Francis
Untitled (SF86-078), 1986.
Acryl auf Papier
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 152.500

(inkl. Käuferaufgeld)