Auktion: 419 / Klassische Moderne am 05.12.2014 in München Lot 314

 

314
Gabriele Münter
Blumenbild, 1955.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 52.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Blumenbild. 1955.
Öl auf Malpappe.
Links unten signiert. Verso mit dem Nachlassstempel, dort auch wohl eigenhändig mit einer Werknummer "1/55" sowie einem Aufkleber mit der teils handschriftlichen, teils gestempelten Nummer "B 326". 43,4 x 26,8 cm (17 x 10,5 in).
[KD].

Mit einer schriftlichen Bestätigung der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München, vom 8.12.2011 (in Kopie vorliegend). Die Arbeit wird in das Werkverzeichnis der Gemälde von Gabriele Münter aufgenommen.

PROVENIENZ: Galerie Wolfgang Ketterer, München, 87. Auktion, 26. November 1984, Los 1086.
Privatsammlung Süddeutschland.

Den ersten Unterricht erhält Gabriele Münter 1897 an der Düsseldorfer Damen-Kunstschule, die weitere Ausbildung im Künstlerinnen-Verein als Schülerin von M. Dasio und A. Jank. Anschließend geht sie nach München und besucht dort die Privatkunstschule "Phalanx"; Leiter der Schule ist Wassily Kandinsky. Mit ihm unternimmt Gabriele Münter ab 1904 viele Reisen u.a. nach Holland, Italien und Frankreich, wo sie Rousseau und Matisse kennenlernen. Stilistisch distanziert sich Münter nun vom Impressionismus und lässt in ihrem Werk Einflüsse der Fauves und der Expressionisten erkennen. Ein ruhigeres Leben beginnt ab 1908 in der mit Kandinsky gemeinsamen Wohnung in München. Mit Klee, Marc, Macke, Jawlensky und Marianne von Werefkin pflegen die beiden regen Kontakt. Für eine produktive künstlerische Zusammenarbeit ist das von Münter gekaufte Landhaus in Murnau die richtige Umgebung. 1909 beginnt die Künstlerin mit Hinterglasbildern, ein Medium, das später auch Kandinsky, Marc, Macke und Campendonk aufgreifen. Zwei Jahre lang ist Münter Mitglied in der "Neuen Künstlervereinigung München". Im Jahr 1911 tritt sie der von Kandinsky und Marc gegründeten Redaktion "Blauer Reiter" bei. Mit Interesse verfolgt Gabriele Münter Kandinskys abstrakte Bilder, bleibt jedoch selbst bei der figurativen Malerei. Ihre Landschaften, Figurenszenen und Porträts zeigen eine Reduktion auf das Wesentliche mit Hang zur humorvollen Charakterisierung. Mit Kriegsausbruch gehen Münter und Kandinsky zunächst in die Schweiz, ein Jahr später (1915) entscheidet sich die Malerin für Stockholm, wo es zur Trennung von Kandinsky kommt. Im Spätherbst 1917 übersiedelt sie nach Kopenhagen. Die 1920er Jahre sind geprägt von vielen Reisen und Aufenthalten in München, Murnau, Köln und Berlin. Ab 1931 lebt Münter ständig in München und Murnau.

Klare Farbformen bestimmen eine Komposition, die in ihrer Zusammenstellung mehrerer Gefäße typisch ist für Arbeiten Münters in den 1940er und 1950er Jahren, einer Zeit, in der sie zunehmend die häusliche Umgebung motivisch ergründet. Dies mag teils dem Alter der Künstlerin geschuldet sein, andererseits entdeckt Münter den Themenkreis bereits früh für sich. Die Beschäftigung mit der bäuerlichen Hinterglasmalerei, die Münter zusammen mit Kandinsky auf ihren Malexkursionen im bayerischen Oberland entdeckt, findet ihren Niederschlag fast im gesamten malerischen Werk der Künstlerin. Die dunklen Konturen, Grundlage zahlreicher Kompositionen, haben hier ihren Ursprung. Ebenso die einfache, fast naive Sicht auf die Dinge. Beides wird in unserem Werk nahezu exemplarisch vorgeführt, um gekonnt in einer malerischen Einheit zu verschmelzen, die gerade für die Stillleben der Künstlerin so charakteristisch ist.

Im Jahr 1956 erhält Gabriele den Kulturpreis der Stadt München, 1960 findet die erste Ausstellung Münters in den USA statt, gefolgt 1961 von einer großen Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle. Die Künstlerin stirbt am 19. Mai 1962 in ihrem Haus in Murnau.




314
Gabriele Münter
Blumenbild, 1955.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 52.500

(inkl. Käuferaufgeld)