200
Ernst Ludwig Kirchner
Liegender weiblicher Akt, Um 1909/1911.
Kreidezeichnung
Schätzung:
€ 12.000 Ergebnis:
€ 62.500 (inkl. Käuferaufgeld)
Liegender weiblicher Akt. Um 1909/1911.
Kreidezeichnung.
Rechts unten signiert. Verso von fremder Hand bezeichnet. Auf festem gräulichem Velin. 40,5 x 49,5 cm (15,9 x 19,4 in), blattgroß. [KD].
Blattfüllende, dynamische Zeichnung von expressiver Bildwirkung.
PROVENIENZ: Sammlung Gervais, Zürich/Lyon.
Nach dem Abschluss eines Architekturstudiums in Dresden, während Ernst Ludwig Kirchner Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff kennenlernt und mit diesen bereits künstlerisch zusammenarbeitet, entscheidet sich Ernst Ludwig Kirchner gegen den Wunsch seines Vaters ganz für die Malerei. Der intensive Austausch der vier Freunde führt 1905 zur Gründung der Künstlergemeinschaft "Brücke" mit dem Ziel "alle revolutionären und gärenden Kräfte an sich zu ziehen" (Schmidt-Rottluff). Die Künstler beginnen mit den "Viertelstundenakten", den Zeichnungen nach Aktmodellen im Atelier oder in der Natur. Die Gruppe orientiert sich zunächst an Künstlern des Spätimpressionismus. Die Entdeckung der Fauves, der Südsee-Kunst und van Goghs führt die Maler zum Expressionismus. Infolge der Begegnung mit der Kunst der italienischen Futuristen verändert sich der Malstil der Gruppe um 1910, er wird "härter". Ernst Ludwig Kirchner studiert die Plastik im Dresdner Völkerkundemuseum. Unter diesem Eindruck haut und schneidet Kirchner Holzplastiken.
Der kraftvolle Strich, der diese Zeichnung dominiert, ist für eine Zeit charakteristisch, in der Ernst Ludwig Kirchner sich im Vollbesitz seiner künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten befindet. Das sichere Erfassen einer Situation, um sie in gekonnter Einfachheit zu Papier zu bringen, das ist die herausragende Stärke Kirchners in der Zeit seines künstlerischen Wirkens vor dem Ersten Weltkrieg. Ein figurales und doch fast ins Abstrakte gehende Liniengeflecht von prägnanter Bildwirkung formt diese Arbeit, die viel von der Spontaneität verrät, mit der Kirchner seine Zeichnungen geschaffen hat. Nach der Deklassierung der Zeichnung im späten neunzehnten Jahrhundert als reine Illustration wird hier wieder der Versuch gewagt, eine eigenständige Kunst zu schaffen, die frei ist von Bezügen zu anderen Möglichkeiten der Bildgestaltung.
1911 übersiedelt Ernst Ludwig Kirchner nach Berlin. Die Großstadt bietet ihm eine Fülle neuer Motive, die Kirchner in vereinfachten, scharf konturierten Formen, expressiven Zügen und grellen Farbkontrasten umsetzt. Diese Großstadtbilder werden zu Inkunabeln des Expressionismus und machen Ernst Ludwig Kirchner zu einem der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die folgenden Jahre bedeuten einen Wendepunkt in Kirchners Leben. Die Kriegsereignisse und der Militärdienst stürzen Kirchner in existenzielle Angst, führen letztlich zu Krankheit und langen Sanatoriumsaufenthalten. Um so bemerkenswerter ist seine künstlerische Produktion in dieser Zeit. Es entstehen Werke wie der Holzschnitt "Frauen am Potsdamer Platz", die "Bilder zu Chamissos Peter Schlemihl", die Selbstporträts und Holzschnittbildnisse aus den Sanatorien, die zu den Höhepunkten seines Œuvres zählen. 1917 lässt sich Ernst Ludwig Kirchner in Frauenkirch bei Davos nieder. Den Großstadtbildern folgen nun Gebirgslandschaften und Darstellungen ländlichen Lebens. Um 1920 beruhigt sich seine expressive Malweise, die Bilder erhalten eine teppichhafte Flächigkeit. Daneben entsteht ein bedeutendes grafisches Werk in Form von Holzschnitten, Lithografien und Federzeichnungen. 1923 zieht Ernst Ludwig Kirchner in das "Haus auf dem Wildboden" am Eingang zum Sertigtal, wo Kirchner bis zu seinem Freitod im Jahr 1938 lebt und arbeitet.
Kreidezeichnung.
Rechts unten signiert. Verso von fremder Hand bezeichnet. Auf festem gräulichem Velin. 40,5 x 49,5 cm (15,9 x 19,4 in), blattgroß. [KD].
Blattfüllende, dynamische Zeichnung von expressiver Bildwirkung.
PROVENIENZ: Sammlung Gervais, Zürich/Lyon.
Nach dem Abschluss eines Architekturstudiums in Dresden, während Ernst Ludwig Kirchner Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff kennenlernt und mit diesen bereits künstlerisch zusammenarbeitet, entscheidet sich Ernst Ludwig Kirchner gegen den Wunsch seines Vaters ganz für die Malerei. Der intensive Austausch der vier Freunde führt 1905 zur Gründung der Künstlergemeinschaft "Brücke" mit dem Ziel "alle revolutionären und gärenden Kräfte an sich zu ziehen" (Schmidt-Rottluff). Die Künstler beginnen mit den "Viertelstundenakten", den Zeichnungen nach Aktmodellen im Atelier oder in der Natur. Die Gruppe orientiert sich zunächst an Künstlern des Spätimpressionismus. Die Entdeckung der Fauves, der Südsee-Kunst und van Goghs führt die Maler zum Expressionismus. Infolge der Begegnung mit der Kunst der italienischen Futuristen verändert sich der Malstil der Gruppe um 1910, er wird "härter". Ernst Ludwig Kirchner studiert die Plastik im Dresdner Völkerkundemuseum. Unter diesem Eindruck haut und schneidet Kirchner Holzplastiken.
Der kraftvolle Strich, der diese Zeichnung dominiert, ist für eine Zeit charakteristisch, in der Ernst Ludwig Kirchner sich im Vollbesitz seiner künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten befindet. Das sichere Erfassen einer Situation, um sie in gekonnter Einfachheit zu Papier zu bringen, das ist die herausragende Stärke Kirchners in der Zeit seines künstlerischen Wirkens vor dem Ersten Weltkrieg. Ein figurales und doch fast ins Abstrakte gehende Liniengeflecht von prägnanter Bildwirkung formt diese Arbeit, die viel von der Spontaneität verrät, mit der Kirchner seine Zeichnungen geschaffen hat. Nach der Deklassierung der Zeichnung im späten neunzehnten Jahrhundert als reine Illustration wird hier wieder der Versuch gewagt, eine eigenständige Kunst zu schaffen, die frei ist von Bezügen zu anderen Möglichkeiten der Bildgestaltung.
1911 übersiedelt Ernst Ludwig Kirchner nach Berlin. Die Großstadt bietet ihm eine Fülle neuer Motive, die Kirchner in vereinfachten, scharf konturierten Formen, expressiven Zügen und grellen Farbkontrasten umsetzt. Diese Großstadtbilder werden zu Inkunabeln des Expressionismus und machen Ernst Ludwig Kirchner zu einem der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die folgenden Jahre bedeuten einen Wendepunkt in Kirchners Leben. Die Kriegsereignisse und der Militärdienst stürzen Kirchner in existenzielle Angst, führen letztlich zu Krankheit und langen Sanatoriumsaufenthalten. Um so bemerkenswerter ist seine künstlerische Produktion in dieser Zeit. Es entstehen Werke wie der Holzschnitt "Frauen am Potsdamer Platz", die "Bilder zu Chamissos Peter Schlemihl", die Selbstporträts und Holzschnittbildnisse aus den Sanatorien, die zu den Höhepunkten seines Œuvres zählen. 1917 lässt sich Ernst Ludwig Kirchner in Frauenkirch bei Davos nieder. Den Großstadtbildern folgen nun Gebirgslandschaften und Darstellungen ländlichen Lebens. Um 1920 beruhigt sich seine expressive Malweise, die Bilder erhalten eine teppichhafte Flächigkeit. Daneben entsteht ein bedeutendes grafisches Werk in Form von Holzschnitten, Lithografien und Federzeichnungen. 1923 zieht Ernst Ludwig Kirchner in das "Haus auf dem Wildboden" am Eingang zum Sertigtal, wo Kirchner bis zu seinem Freitod im Jahr 1938 lebt und arbeitet.
200
Ernst Ludwig Kirchner
Liegender weiblicher Akt, Um 1909/1911.
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