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Kluxen, F. W.
Autographen v. expressionist. Galerien/ Kunstvereinen (Flechtheim, Goltz, Thannhauser etc.). 3 Ordner. 1912-1914.
Schätzung:
€ 3.000 Ergebnis:
€ 4.380 (inkl. Käuferaufgeld)
Kunsthandel und Expressionismus. - Sammlung von Geschäftskorrespondenz versch. Galerien und Kunsthändler des deutschen Expressionismus. Mehr als 200 eigenhändige und maschinenschriftliche Briefe, Karten und Telegramme. Überwiegend aus den Jahren 1912-14. Ca. 300 S. Überwieg. 4to., gelocht.
Sehr umfangreiches, kunsthistorisch hochinteressantes Zeitdokument aus der Blütezeit des deutschen Expressionismus und der europäischen Moderne und ihrem regen Kunsthandel und ihrer lebendigen Ausstellungskultur. - Die Schreiben sind überwiegend an Franz Werner Kluxen (1888-1968) gerichtet, Kaufmann in München und Münster, und ein bedeutender deutscher Kunstsammler vor dem Ersten Weltkrieg. Seine Sammlung umfaßte Werke von Kandinsky, Macke, Braque, Picasso, Cézanne, Munch, Amiet, Fiori, Gauguin, Jawlensky, Kokoschka, Marc u. v. m. Der berühmte Düsseldorfer Kunsthändler Alfred Flechtheim (1878-1937) charakterisiert seine Sammeltätigkeit in einem Brief im Februar 1912: "Ich kann bestätigen, dass Sie mit Ihren Käufen, die ich kenne, was vor allem Cezanne, Picasso & Munch anbelangt, Mordsdusel entwickelt haben, dass Sie dieselben just vor der grossen Auffwärtsbewegung erworben haben. Ihr Cezanne ist heute ein Vermögen wert, Ihre Picassos das doppelte." - Einen Teil seiner Sammlung lieh Kluxen der epochemachenden Sonderbundausstellung 1912 in Köln und bekam vom Geschäftsführer der Ausstellung bestätigt, daß er "die interessanteste, beste moderne Sammlung" habe. In den 1930er Jahren ereilte Kluxen das Schicksal zahlreicher Sammler, Galeristen und Museen: ein Teil seiner zeitgenössischen Kunstwerke wurde von den Nationalsozialisten als "entartete Kunst" beschlagnahmt. - Unter den Korrespondenten: Etwas umfangreicher Alfred Flechtheim und Hans Goltz (1873-1927, Münchener Galerie Neue Kunst), ferner Galerie Arnold, Kunstverein Barmen, Galerie Caspari, Galerie Paul Cassirer, Graphisches Kabinett, Der Neue Kunstsalon, Hugo Moses, Rheinischer Kunstsalon, Albert Kollmann (1837-1915), Heinrich Thannhauser (1859-1934), Wilhelm Uhde (1874-1947), Berliner Secession u. a. - Exemplarisch spiegeln die Schreiben von A. Flechtheim und H. Goltz die Motivation der Kunsthändler dieser Zeit wider: zum einen die Begeisterung für die Künstler und Kunstwerke der neuen Strömungen, zum anderen den Kampf um das wirtschaftliche Überleben: "Leider ist die Kunst gross & das Portemonnaie schwach" (Flechtheim 22. I. 13). - Die Korrespondenz von Flechtheim (40 masch. od. von der Sekretärin verf. Briefe und 4 eigh. Schreiben m. U., ferner 3 masch. Karten u. 7 Telegramme; Düsseldorf 1912-14) kurz nach Einrichtung der Galerie Flechtheim in Düsseldrof über Kauf- und Tauschgeschäfte (neben Picasso vor allem Braque: "er ist neben P. der einziger serioese 'Kubist', seine Sachen sind noch für einen Appel & Ei zu haben", 22. I. 1912, ferner Redon, Rousseau, Léger) und Zahlungsmodalitäten, Beurteilung des Kunstmarkts, konkurrierende Kunsthändler und -sammler (Uhde, Goltz, Kahnweiler, Gurlitt, P. F. Schmidt), Organisation von Ausstellungen, Leihgaben, Buchveröffentlichungen etc. Bemerkenswert Flechtheims gepfeffertes Urteil über die jungen zeitgenössischen Künstler: ".. Der Sturm Salon ist eine Blasphemie, das Rendez-Vous der Imitatoren und mittelmäßigen Talente. Delaunay ist das lächerlichste, was es gibt, dito die Futuristen. Marc ein meschugge gewordener Leo Putz. (hs. Zusatz): Aber schoene Rousseaus sind da. Macke ist das Ernsthafteste!" (masch. B. m. U., 15. X. 1913). - In Hinblick auf Picassos Marktwert äußert er sich: ".. Sie haben Picasso bes. in seinen Frühwerken so gut vertreten, das ausser Leo Stein in Paris ich keinen Sammler kenne, der schönere Frühbilder hätte.. Ich bin überzeugt, dass der Herbst Salon die tollsten Preissteigerungen bringen wird. Was Sie an Picassos haben, müssen Sie hinsenden .. Mit dem Ankauf weiterer Spätwerke hat's ja noch Zeit. Picasso lebt & malt .." (13. III. 1914) - Die Korrespondenz von Goltz (33 masch. bzw. von d. Sekretärin verf. Briefe und 4 eigh. Briefe m. U. sowie 5 Rechnungen von Hd. d. Sekretärin und 1 Ausstellungsprospekt, München 1913-14) aus dem Anfängen der Geschäftsbeziehung zwischen Kluxen und Goltz (Goltz' Galerie Neue Kunst war im September 1912 in München eröffnet worden) über Kaufempfehlungen (".. Ich würde Ihnen sehr empfehlen auf den Heckel und Kirchner nicht zu verzichten, es sind doch 2 der Begabtesten und stärksten Maler der ganzen Bewegung ..", 22. II. 13 - ".. Ich habe einen jungen Deutsch-Böhmen, Georg Kars [1882-1945], in Paris entdeckt, der verspricht, ein deutscher Cézanne zu werden .." 19. VIII. 13), ferner vor allem über finanzielle Balanceakte, die den geschäftlich angeschlagenen Goltz in Notlagen brachten (" .. Ich bin eben kein reicher Mann und ausserdem bei meinen Wagnis, die 'Neue Kunst' zu propagieren, finanziell auch sonst nicht rosig gebettet .." 21. VII. 13. - ".. Offen gestanden, Herr Kluxen, wundere ich mich über dieses Anerbieten, das ein notorisch reicher Mann einem schwer ringenden Kunsthändler im Kriegsjahr 1914 macht .. ", 16. XI. 14). - Gelocht und mit gelegentlichen kleinen Erhaltungsmängeln. - Insgesamt ein hochinteressanter Einblick in die Kunsthandelsszene der damaligen Epoche.
Collection of business correspondence of various galleries art dealers of German Expressionism. Ca. 300 autogr. and typed letters, postcards or telegrams.Very capacious and highly interesting art historical document. From the heyday of German Expressionism, an account of its flourishing art business and the lively exhibition culture. Most items from 1912-14 and in 4to. - Punched and with small isolated blemishes. - The lot offers highly interesting insight into the epoch's art market.
Sehr umfangreiches, kunsthistorisch hochinteressantes Zeitdokument aus der Blütezeit des deutschen Expressionismus und der europäischen Moderne und ihrem regen Kunsthandel und ihrer lebendigen Ausstellungskultur. - Die Schreiben sind überwiegend an Franz Werner Kluxen (1888-1968) gerichtet, Kaufmann in München und Münster, und ein bedeutender deutscher Kunstsammler vor dem Ersten Weltkrieg. Seine Sammlung umfaßte Werke von Kandinsky, Macke, Braque, Picasso, Cézanne, Munch, Amiet, Fiori, Gauguin, Jawlensky, Kokoschka, Marc u. v. m. Der berühmte Düsseldorfer Kunsthändler Alfred Flechtheim (1878-1937) charakterisiert seine Sammeltätigkeit in einem Brief im Februar 1912: "Ich kann bestätigen, dass Sie mit Ihren Käufen, die ich kenne, was vor allem Cezanne, Picasso & Munch anbelangt, Mordsdusel entwickelt haben, dass Sie dieselben just vor der grossen Auffwärtsbewegung erworben haben. Ihr Cezanne ist heute ein Vermögen wert, Ihre Picassos das doppelte." - Einen Teil seiner Sammlung lieh Kluxen der epochemachenden Sonderbundausstellung 1912 in Köln und bekam vom Geschäftsführer der Ausstellung bestätigt, daß er "die interessanteste, beste moderne Sammlung" habe. In den 1930er Jahren ereilte Kluxen das Schicksal zahlreicher Sammler, Galeristen und Museen: ein Teil seiner zeitgenössischen Kunstwerke wurde von den Nationalsozialisten als "entartete Kunst" beschlagnahmt. - Unter den Korrespondenten: Etwas umfangreicher Alfred Flechtheim und Hans Goltz (1873-1927, Münchener Galerie Neue Kunst), ferner Galerie Arnold, Kunstverein Barmen, Galerie Caspari, Galerie Paul Cassirer, Graphisches Kabinett, Der Neue Kunstsalon, Hugo Moses, Rheinischer Kunstsalon, Albert Kollmann (1837-1915), Heinrich Thannhauser (1859-1934), Wilhelm Uhde (1874-1947), Berliner Secession u. a. - Exemplarisch spiegeln die Schreiben von A. Flechtheim und H. Goltz die Motivation der Kunsthändler dieser Zeit wider: zum einen die Begeisterung für die Künstler und Kunstwerke der neuen Strömungen, zum anderen den Kampf um das wirtschaftliche Überleben: "Leider ist die Kunst gross & das Portemonnaie schwach" (Flechtheim 22. I. 13). - Die Korrespondenz von Flechtheim (40 masch. od. von der Sekretärin verf. Briefe und 4 eigh. Schreiben m. U., ferner 3 masch. Karten u. 7 Telegramme; Düsseldorf 1912-14) kurz nach Einrichtung der Galerie Flechtheim in Düsseldrof über Kauf- und Tauschgeschäfte (neben Picasso vor allem Braque: "er ist neben P. der einziger serioese 'Kubist', seine Sachen sind noch für einen Appel & Ei zu haben", 22. I. 1912, ferner Redon, Rousseau, Léger) und Zahlungsmodalitäten, Beurteilung des Kunstmarkts, konkurrierende Kunsthändler und -sammler (Uhde, Goltz, Kahnweiler, Gurlitt, P. F. Schmidt), Organisation von Ausstellungen, Leihgaben, Buchveröffentlichungen etc. Bemerkenswert Flechtheims gepfeffertes Urteil über die jungen zeitgenössischen Künstler: ".. Der Sturm Salon ist eine Blasphemie, das Rendez-Vous der Imitatoren und mittelmäßigen Talente. Delaunay ist das lächerlichste, was es gibt, dito die Futuristen. Marc ein meschugge gewordener Leo Putz. (hs. Zusatz): Aber schoene Rousseaus sind da. Macke ist das Ernsthafteste!" (masch. B. m. U., 15. X. 1913). - In Hinblick auf Picassos Marktwert äußert er sich: ".. Sie haben Picasso bes. in seinen Frühwerken so gut vertreten, das ausser Leo Stein in Paris ich keinen Sammler kenne, der schönere Frühbilder hätte.. Ich bin überzeugt, dass der Herbst Salon die tollsten Preissteigerungen bringen wird. Was Sie an Picassos haben, müssen Sie hinsenden .. Mit dem Ankauf weiterer Spätwerke hat's ja noch Zeit. Picasso lebt & malt .." (13. III. 1914) - Die Korrespondenz von Goltz (33 masch. bzw. von d. Sekretärin verf. Briefe und 4 eigh. Briefe m. U. sowie 5 Rechnungen von Hd. d. Sekretärin und 1 Ausstellungsprospekt, München 1913-14) aus dem Anfängen der Geschäftsbeziehung zwischen Kluxen und Goltz (Goltz' Galerie Neue Kunst war im September 1912 in München eröffnet worden) über Kaufempfehlungen (".. Ich würde Ihnen sehr empfehlen auf den Heckel und Kirchner nicht zu verzichten, es sind doch 2 der Begabtesten und stärksten Maler der ganzen Bewegung ..", 22. II. 13 - ".. Ich habe einen jungen Deutsch-Böhmen, Georg Kars [1882-1945], in Paris entdeckt, der verspricht, ein deutscher Cézanne zu werden .." 19. VIII. 13), ferner vor allem über finanzielle Balanceakte, die den geschäftlich angeschlagenen Goltz in Notlagen brachten (" .. Ich bin eben kein reicher Mann und ausserdem bei meinen Wagnis, die 'Neue Kunst' zu propagieren, finanziell auch sonst nicht rosig gebettet .." 21. VII. 13. - ".. Offen gestanden, Herr Kluxen, wundere ich mich über dieses Anerbieten, das ein notorisch reicher Mann einem schwer ringenden Kunsthändler im Kriegsjahr 1914 macht .. ", 16. XI. 14). - Gelocht und mit gelegentlichen kleinen Erhaltungsmängeln. - Insgesamt ein hochinteressanter Einblick in die Kunsthandelsszene der damaligen Epoche.
Collection of business correspondence of various galleries art dealers of German Expressionism. Ca. 300 autogr. and typed letters, postcards or telegrams.Very capacious and highly interesting art historical document. From the heyday of German Expressionism, an account of its flourishing art business and the lively exhibition culture. Most items from 1912-14 and in 4to. - Punched and with small isolated blemishes. - The lot offers highly interesting insight into the epoch's art market.
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