221
Eduard von Grützner
In der Branntweinschänke, 1883.
Kreidezeichnung
Schätzung:
€ 3.000 Ergebnis:
€ 3.125 (inkl. Käuferaufgeld)
In der Branntweinschänke. 1883.
Kohle- und Kreidezeichnung in Schwarz und Braun.
Vgl. Balogh 438. Rechts unten signiert und datiert. Auf bräunlichem Velin. 78,8 x 95,3 cm (31 x 37,5 in), blattgroß.
Die künstlerischen Neigungen des jungen Eduard Grützner werden zunächst vom Dorfpfarrer erkannt und gefördert, der ihm den Besuch des Gymnasiums in Neisse und ab 1864 eine zeichnerische Ausbildung an der Privatschule von Hermann Dyck in München ermöglicht. Weitere Lehrer sind Hiltensperger und Strähuber. 1865 tritt Grützner schließlich in die Malklasse von Anschütz an der Akademie ein. Nebenbei holt er sich Rat und Anregung bei Piloty, bis er 1867 in dessen Klasse aufgenommen wird. Grützner verlässt drei Jahre später die Akademie und bezieht ein eigenes Atelier. Bereits in seiner Studienzeit klingt mit dem Gemälde "Im Klosterkeller" die künftige Thematik seiner Arbeiten an. In der nachfolgenden Zeit spezialisiert sich Grützner mit großem Erfolg auf die Darstellung klösterlichen Lebens. Die Szenen spielen meist in feucht-fröhlicher Atmosphäre in Kellern, Küchen und Bierstuben. Die Grundstimmung seiner Genrebilder ist dabei anekdotisch-humoristisch. Innerhalb der Piloty-Schule wird der Künstler thematisch und koloristisch dem eher traditionellen Zweig zugerechnet, dem auch Franz von Defregger und Eduard Kurzbauer angehören.
Diese 1883 entstandene Zeichnung diente Grützner sicherlich zur Vorbereitung des gleichnamigen Gemäldes (vgl. WVZ Balogh 438). Im Wesentlichen übernimmt der Künstler die Komposition für die nahezu gleich große Ausführung in Öl und ändert dafür nur wenige einzelne Figuren. Die in sämtlichen Details fein ausgearbeitete Zeichnung strahlt so viel Lebendigkeit aus, dass sie weit mehr als eine Studienzeichnung zu dem Gemälde darstellt. Laut Balogh sei das Gemälde (und damit die Zeichnung ebenso) "ein Veto gegen den Schnapskonsum und nicht gegen die Mißstände in der Gesellschaft" (László Balogh, Eduard von Grützner 1846-1925. Ein Münchner Genremaler der Gründerzeit. Monographie und kritisches Verzeichnis seiner Ölgemälde, Ölstudien und Ölskizzen, München 1991, S. 212). "Auf dem Bild sind außer der vor Gesundheit strotzenden Wirtin hinter dem Schanktisch und einem nett gekleideten Dienstmädchen, das zum Auffüllen einer Flasche geschickt wurde, nahezu alle Personen elende Schnapstrinker, auch dann, wenn die meisten auf den ersten Blick nicht diesen Eindruck erwecken. Von maßlosem Alkoholkonsum gezeichnet ist aber ein - wie ein heruntergekommender Schauspieler aussehender - hagerer Mann, der noch ein paar Groschen in seiner Tasche sucht, um sich einen Schnaps zu kaufen. Rechts im Bild ist ein Arbeiter in zerlumpten Kleidern dem Dilirium tremens nahe. In sich zusammengesunken hält er sein Glas bereit, um ja kein Gratisgetränk von einem spendablen Gast zu versäumen." (Balogh, S. 89).
1886 wird Grützner Professor an der Münchner Akademie. Neben den Mönchsbildern malt Grützner auch einen Falstaff-Zyklus, Szenen aus dem Theater- und Jägerleben sowie Interieurstudien, die ihre Verwendung vielfach in den Klosterbildern finden. Darüber hinaus betätigt er sich als hervorragender Zeichner mit Illustrationen und Karikaturen, zahlreiche seiner beliebten "Trinkgemälde" werden in Zeitschriften reproduziert und dadurch weithin bekannt. Zahlreiche Auszeichnungen zeugen von seinem Erfolg: 1880 erhält Grützner den Verdienstorden des Heiligen Michael, 1886 verleiht Prinzregent Luitpold ihm den Professoren-Titel und 1916 wird Grützner durch König Ludwig III. von Bayern geadelt. In seinen späten Lebensjahren gilt sein Interesse zunehmend der asiatischen Kunst. Vereinzelt finden sich daher auch kleine Buddhastatuen oder chinesische Vasen auf seinen Gemälden wieder. 1925 stirbt Grützner in München. [CB].
Kohle- und Kreidezeichnung in Schwarz und Braun.
Vgl. Balogh 438. Rechts unten signiert und datiert. Auf bräunlichem Velin. 78,8 x 95,3 cm (31 x 37,5 in), blattgroß.
Die künstlerischen Neigungen des jungen Eduard Grützner werden zunächst vom Dorfpfarrer erkannt und gefördert, der ihm den Besuch des Gymnasiums in Neisse und ab 1864 eine zeichnerische Ausbildung an der Privatschule von Hermann Dyck in München ermöglicht. Weitere Lehrer sind Hiltensperger und Strähuber. 1865 tritt Grützner schließlich in die Malklasse von Anschütz an der Akademie ein. Nebenbei holt er sich Rat und Anregung bei Piloty, bis er 1867 in dessen Klasse aufgenommen wird. Grützner verlässt drei Jahre später die Akademie und bezieht ein eigenes Atelier. Bereits in seiner Studienzeit klingt mit dem Gemälde "Im Klosterkeller" die künftige Thematik seiner Arbeiten an. In der nachfolgenden Zeit spezialisiert sich Grützner mit großem Erfolg auf die Darstellung klösterlichen Lebens. Die Szenen spielen meist in feucht-fröhlicher Atmosphäre in Kellern, Küchen und Bierstuben. Die Grundstimmung seiner Genrebilder ist dabei anekdotisch-humoristisch. Innerhalb der Piloty-Schule wird der Künstler thematisch und koloristisch dem eher traditionellen Zweig zugerechnet, dem auch Franz von Defregger und Eduard Kurzbauer angehören.
Diese 1883 entstandene Zeichnung diente Grützner sicherlich zur Vorbereitung des gleichnamigen Gemäldes (vgl. WVZ Balogh 438). Im Wesentlichen übernimmt der Künstler die Komposition für die nahezu gleich große Ausführung in Öl und ändert dafür nur wenige einzelne Figuren. Die in sämtlichen Details fein ausgearbeitete Zeichnung strahlt so viel Lebendigkeit aus, dass sie weit mehr als eine Studienzeichnung zu dem Gemälde darstellt. Laut Balogh sei das Gemälde (und damit die Zeichnung ebenso) "ein Veto gegen den Schnapskonsum und nicht gegen die Mißstände in der Gesellschaft" (László Balogh, Eduard von Grützner 1846-1925. Ein Münchner Genremaler der Gründerzeit. Monographie und kritisches Verzeichnis seiner Ölgemälde, Ölstudien und Ölskizzen, München 1991, S. 212). "Auf dem Bild sind außer der vor Gesundheit strotzenden Wirtin hinter dem Schanktisch und einem nett gekleideten Dienstmädchen, das zum Auffüllen einer Flasche geschickt wurde, nahezu alle Personen elende Schnapstrinker, auch dann, wenn die meisten auf den ersten Blick nicht diesen Eindruck erwecken. Von maßlosem Alkoholkonsum gezeichnet ist aber ein - wie ein heruntergekommender Schauspieler aussehender - hagerer Mann, der noch ein paar Groschen in seiner Tasche sucht, um sich einen Schnaps zu kaufen. Rechts im Bild ist ein Arbeiter in zerlumpten Kleidern dem Dilirium tremens nahe. In sich zusammengesunken hält er sein Glas bereit, um ja kein Gratisgetränk von einem spendablen Gast zu versäumen." (Balogh, S. 89).
1886 wird Grützner Professor an der Münchner Akademie. Neben den Mönchsbildern malt Grützner auch einen Falstaff-Zyklus, Szenen aus dem Theater- und Jägerleben sowie Interieurstudien, die ihre Verwendung vielfach in den Klosterbildern finden. Darüber hinaus betätigt er sich als hervorragender Zeichner mit Illustrationen und Karikaturen, zahlreiche seiner beliebten "Trinkgemälde" werden in Zeitschriften reproduziert und dadurch weithin bekannt. Zahlreiche Auszeichnungen zeugen von seinem Erfolg: 1880 erhält Grützner den Verdienstorden des Heiligen Michael, 1886 verleiht Prinzregent Luitpold ihm den Professoren-Titel und 1916 wird Grützner durch König Ludwig III. von Bayern geadelt. In seinen späten Lebensjahren gilt sein Interesse zunehmend der asiatischen Kunst. Vereinzelt finden sich daher auch kleine Buddhastatuen oder chinesische Vasen auf seinen Gemälden wieder. 1925 stirbt Grützner in München. [CB].
221
Eduard von Grützner
In der Branntweinschänke, 1883.
Kreidezeichnung
Schätzung:
€ 3.000 Ergebnis:
€ 3.125 (inkl. Käuferaufgeld)
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