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706
Willi Baumeister
Mo, 1954.
Öl
Schätzung:
€ 300.000 Ergebnis:
€ 439.200 (inkl. Käuferaufgeld)
Mo. 1954.
Öl mit Kunstharz und Sand auf Hartfaserplatte.
Beye/Baumeister 1974. Links oben signiert. Verso nochmals signiert sowie datiert, betitelt und mit den Werkmaßen bezeichnet sowie mit dem Stempel "atelier willi baumeister". 54 x 46 cm (21,2 x 18,1 in).
Den Titel der Arbeit leitete Baumeister aus dem Wort "Montaru" ab, das die Werkserie "Montaru mit Gondel" bezeichnet, aus welcher das Gemälde stammt. [KP/JS].
Gemälde der "Montaru"-Serie befinden sich unter anderem in den Sammlungen der Nationalgalerie Berlin, des Sprengel Museums Hannover, der Städtischen Kunsthalle Mannheim und des Karl Ernst Osthaus-Museums, Hagen.
Wir danken Felicitas Baumeister und Hadwig Goez, Archiv Baumeister Stuttgart, für die freundliche wissenschaftliche Beratung.
PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.
Sammlung Bernhard Sprengel, Hannover.
Privatsammlung Süddeutschland.
AUSSTELLUNG: Willi Baumeister, Kestner-Gesellschaft Hannover, 17.5.-24.6.1956, Kat.Nr. 63 (verso mit dem Ausstellungsetikett und der handschriftlichen Kat.Nr.).
Galerie Änne Abels, Köln.
Galerie Wilbrand, Köln 1969 (Lagerkatalog 3, Kat.Nr. 28 mit Abb.).
Galerie Müller, Stuttgart.
LITERATUR: Will Grohmann, Willi Baumeister. Leben und Werk, Köln 1963, Werkverzeichnis Nr. 1518 (mit Abb., dort als "Mo II" betitelt).
Während seiner Lehre als Dekorationsmaler besucht Willi Baumeister zunächst Abendkurse an der Kunstakademie in Stuttgart. 1909-1912 gehört er zur Kompositionsklasse Adolf Hölzels und hat erste Kontakte zu dem späteren Bauhausmaler Oskar Schlemmer, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden wird. 1919/20 entstehen die ersten "Mauerbilder", Bildtafeln, die durch Beimischung von Sand und Kitt mauerähnlich reliefiert und mit kubistischem Formengut gestaltet werden. Diese Bilder bringen Baumeister den internationalen künstlerischen Durchbruch. 1928 beruft die Frankfurter Städelschule den Künstler als Leiter der Klasse für Gebrauchsgrafik, Typografie und Stoffdruck. 1930 schließt sich Baumeister dem "Cercle Carré" an, 1931 wird er Mitglied der Künstlergruppe "Abstraction-Création". Im Dritten Reich als "entartet" verfemt, kann Baumeister als Künstler kaum in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten. Er widmet sich daher prähistorischen und orientalischen Studien, die den wesentlichen Motivfundus seiner "Eidos"-Bilder und "Ideogramme" bilden. Während des Krieges schreibt Baumeister das Buch "Das Unbekannte in der Kunst", das 1947 erstmals erscheint. In der Nachkriegsära nimmt er seine Lehrtätigkeit an der Kunstakademie in Stuttgart wieder auf.
In der berühmten "Montaru"-Serie, zu der auch eine gleichfalls in dieser Auktion angebotene Collage zählt (s. Los 712), kulminiert Baumeisters Spätstil. Die Arbeiten dieser Werkreihe, die zwischen 1953 und 1955 entsteht und sich durch die Aufnahme, Kombination und künstlerische Weiterentwicklung von Bildelementen früherer Schaffensphasen auszeichnet, hat bereits in einzelnen Werken ab 1951 seine Vorläufer. So findet sich die den Bildtypus der "Montaru"-Serie auszeichnende schwarze Farbfläche, welche das Bildzentrum dominiert und fortan - wie in der vorliegenden Arbeit - in ihren Randbereichen im Sinne einer spannungsvollen Komposition zerlegt und zerstückelt wird, bereits in dem 1952 entstandenen Gemälde "Schwarzes Phantom" (Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid). Nur wenige Monate später, im Januar oder Februar 1953 beginnt Baumeister schließlich mit dem Gemälde "Montaru 1", welches sich in der Sammlung des Sprengel Museums Hannover befindet, seine bedeutende "Montaru"- Serie. Titelgebend ist eine lautmalerische Wortschöpfung des Künstlers, die sich aus den Worten "mons" bzw. "mont" (Berg) und der Klangsilbe "aru" zusammensetzt, welche auf das undurchdringliche Dunkel der Bilder anspielt und aus dem Namen des biblischen Berges Ararat abgeleitet ist. Die scheinbar auf der Bildfläche expandierende Schwärze ist schwebend dargestellt, über ihre durch Farbformen und kleinteilige Abspaltungen bewegten Ränder greift sie in die Fläche aus und wird auf diese Weise in das charakteristische Spannungsverhältnis zum Bildträger gebracht. Weitere Gemälde dieses eindrucksvollen Werkkomplexes befinden sich unter anderem in den Sammlungen der Nationalgalerie Berlin, der Städtischen Kunsthalle Mannheim und des Karl Ernst Osthaus-Museums, Hagen.
Baumeister zählt durch sein umfassendes Œuvre und seine grundlegenden kunsttheoretischen Schriften zu den wichtigsten deutschen Künstlern der Moderne. Sein in viele Werkgruppen gegliedertes Œuvre, eingangs noch dem Gegenständlichen verhaftet, zeigt eine immer abstrakter werdende Formensprache.
Öl mit Kunstharz und Sand auf Hartfaserplatte.
Beye/Baumeister 1974. Links oben signiert. Verso nochmals signiert sowie datiert, betitelt und mit den Werkmaßen bezeichnet sowie mit dem Stempel "atelier willi baumeister". 54 x 46 cm (21,2 x 18,1 in).
Den Titel der Arbeit leitete Baumeister aus dem Wort "Montaru" ab, das die Werkserie "Montaru mit Gondel" bezeichnet, aus welcher das Gemälde stammt. [KP/JS].
Gemälde der "Montaru"-Serie befinden sich unter anderem in den Sammlungen der Nationalgalerie Berlin, des Sprengel Museums Hannover, der Städtischen Kunsthalle Mannheim und des Karl Ernst Osthaus-Museums, Hagen.
Wir danken Felicitas Baumeister und Hadwig Goez, Archiv Baumeister Stuttgart, für die freundliche wissenschaftliche Beratung.
PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.
Sammlung Bernhard Sprengel, Hannover.
Privatsammlung Süddeutschland.
AUSSTELLUNG: Willi Baumeister, Kestner-Gesellschaft Hannover, 17.5.-24.6.1956, Kat.Nr. 63 (verso mit dem Ausstellungsetikett und der handschriftlichen Kat.Nr.).
Galerie Änne Abels, Köln.
Galerie Wilbrand, Köln 1969 (Lagerkatalog 3, Kat.Nr. 28 mit Abb.).
Galerie Müller, Stuttgart.
LITERATUR: Will Grohmann, Willi Baumeister. Leben und Werk, Köln 1963, Werkverzeichnis Nr. 1518 (mit Abb., dort als "Mo II" betitelt).
Während seiner Lehre als Dekorationsmaler besucht Willi Baumeister zunächst Abendkurse an der Kunstakademie in Stuttgart. 1909-1912 gehört er zur Kompositionsklasse Adolf Hölzels und hat erste Kontakte zu dem späteren Bauhausmaler Oskar Schlemmer, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden wird. 1919/20 entstehen die ersten "Mauerbilder", Bildtafeln, die durch Beimischung von Sand und Kitt mauerähnlich reliefiert und mit kubistischem Formengut gestaltet werden. Diese Bilder bringen Baumeister den internationalen künstlerischen Durchbruch. 1928 beruft die Frankfurter Städelschule den Künstler als Leiter der Klasse für Gebrauchsgrafik, Typografie und Stoffdruck. 1930 schließt sich Baumeister dem "Cercle Carré" an, 1931 wird er Mitglied der Künstlergruppe "Abstraction-Création". Im Dritten Reich als "entartet" verfemt, kann Baumeister als Künstler kaum in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten. Er widmet sich daher prähistorischen und orientalischen Studien, die den wesentlichen Motivfundus seiner "Eidos"-Bilder und "Ideogramme" bilden. Während des Krieges schreibt Baumeister das Buch "Das Unbekannte in der Kunst", das 1947 erstmals erscheint. In der Nachkriegsära nimmt er seine Lehrtätigkeit an der Kunstakademie in Stuttgart wieder auf.
In der berühmten "Montaru"-Serie, zu der auch eine gleichfalls in dieser Auktion angebotene Collage zählt (s. Los 712), kulminiert Baumeisters Spätstil. Die Arbeiten dieser Werkreihe, die zwischen 1953 und 1955 entsteht und sich durch die Aufnahme, Kombination und künstlerische Weiterentwicklung von Bildelementen früherer Schaffensphasen auszeichnet, hat bereits in einzelnen Werken ab 1951 seine Vorläufer. So findet sich die den Bildtypus der "Montaru"-Serie auszeichnende schwarze Farbfläche, welche das Bildzentrum dominiert und fortan - wie in der vorliegenden Arbeit - in ihren Randbereichen im Sinne einer spannungsvollen Komposition zerlegt und zerstückelt wird, bereits in dem 1952 entstandenen Gemälde "Schwarzes Phantom" (Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid). Nur wenige Monate später, im Januar oder Februar 1953 beginnt Baumeister schließlich mit dem Gemälde "Montaru 1", welches sich in der Sammlung des Sprengel Museums Hannover befindet, seine bedeutende "Montaru"- Serie. Titelgebend ist eine lautmalerische Wortschöpfung des Künstlers, die sich aus den Worten "mons" bzw. "mont" (Berg) und der Klangsilbe "aru" zusammensetzt, welche auf das undurchdringliche Dunkel der Bilder anspielt und aus dem Namen des biblischen Berges Ararat abgeleitet ist. Die scheinbar auf der Bildfläche expandierende Schwärze ist schwebend dargestellt, über ihre durch Farbformen und kleinteilige Abspaltungen bewegten Ränder greift sie in die Fläche aus und wird auf diese Weise in das charakteristische Spannungsverhältnis zum Bildträger gebracht. Weitere Gemälde dieses eindrucksvollen Werkkomplexes befinden sich unter anderem in den Sammlungen der Nationalgalerie Berlin, der Städtischen Kunsthalle Mannheim und des Karl Ernst Osthaus-Museums, Hagen.
Baumeister zählt durch sein umfassendes Œuvre und seine grundlegenden kunsttheoretischen Schriften zu den wichtigsten deutschen Künstlern der Moderne. Sein in viele Werkgruppen gegliedertes Œuvre, eingangs noch dem Gegenständlichen verhaftet, zeigt eine immer abstrakter werdende Formensprache.
706
Willi Baumeister
Mo, 1954.
Öl
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