708
Friedensreich Hundertwasser
Das Ding das sich zwischen dem Winter und dem Abend befindet, 1957.
Öl
Schätzung:
€ 80.000 Ergebnis:
€ 122.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Das Ding das sich zwischen dem Winter und dem Abend befindet. 1957.
Öl und Wasserfarben.
Fürst 322. Rechts unten signiert, datiert und bezeichnet "Cannes". Verso nochmals signiert, datiert "Aout 1957" und bezeichnet "Cannes" sowie mit dem französischen Bildtitel, den Werkmaßen, der Technik und der Werknummer "322", darüber hinaus mit verschiedenen Skizzen in Aquarell und Tuschfeder. Auf grundiertem Bütten. 47,5 x 62,8 cm (18,7 x 24,7 in), blattgroß. [KP].
Die Werke der späten 1950er Jahre gehören zu den gefragtesten Arbeiten des Künstlers auf dem internationalen Auktionsmarkt.
PROVENIENZ: Privatsammlung Schweiz.
AUSSTELLUNG: Galerie H. Kamer, Cannes, 1957.
Der Unbekannte Hundertwasser, Kunsthaus Wien 20.11.2008-15.3.2009.
Friedensreich Hunderwasser - Gegen den Strich, Kunsthalle Bremen, 20.10.2012-17.02.2013.
Friedensreich Hundertwasser wird am 15. Dezember 1928 als Friedrich Stowasser geboren, erst 1949 gibt er sich den Künstlernamen Hundertwasser. Nach der Matura verbringt der Künstler drei Monate an der Akademie der Bildenden Künste bei Prof. Robin Christian Andersen. Doch mehr als das kurze Studium prägen ihn die Werke der Künstler Egon Schiele und Walter Kampmann, deren Ausstellungen er besucht. Ausgedehnte Reisen führen ihn nach Italien, wo er René Brô kennenlernt, dem er nach Paris folgt. Hundertwasser will dort seine künstlerische Ausbildung an der Ecole des Beaux-Arts fortsetzen, verlässt diese aber bereits am ersten Tag. Richtungsweisende Eindrücke erhält er seit den 1950er Jahren auf seinen zahlreichen, zum Teil abenteuerlichen Reisen, u.a. nach Marokko, Tunesien, Tokio und Sibirien. Ausgehend vom Wiener Jugendstil, Klee und den orientalischen Miniaturen entwickelt Hundertwasser einen abstrakt-dekorativen, flächigen und farbenprächtigen Malstil mit den charakteristischen, ornamentalen Spiral- und Labyrinthformen, Kreisen, Mäandern und biomorphen Formen.
All diese Formelemente machen den besonderen Reiz der hier in unserer Auktion angebotenen faszinierenden Arbeit aus. Aus dunkelblauem Fond erhebt sich eine wabernde, organisch anmutende, in mäandernden Spiralen sich gebärdende Formation in lasierend aufgetragener leuchtender Farbigkeit. Dass für Hundertwasser die Spiralform Essenz allen Lebens und auch des Todes ist, wird in der fruchtbar-biomorphen, gleichsam lebendig erscheinenden Darstellungsweise dieses zentralen Bildelements bereits überdeutlich. Darüber hinaus klingt in den kunsttheoretischen Überlegungen Hundertwassers an, dass die Spirale und die kreisförmig sich ausbreitenden Formen nicht nur bildnerischer Fokus, sondern auch metaphysische und lebensbestimmende Prinzipien sind: "Unsere Erde beschreibt den Lauf der Spirale, das heißt also, wir gehen im Kreis, aber wir kommen nie wieder an den Punkt zurück, der Kreis schließt sich nicht, wir kommen nur in die Nähe des Punktes, wo wir gewesen sind. Das ist typisch für eine Spirale, daß es ein scheinbarer Kreis ist, der sich nicht schließt. [..] Meine Spirale wächst und stirbt vegetativ, das heißt, die Spiralbahnen verlaufen ähnlich wie die Mäander der Flüsse nach dem Gesetz des Wachstums der Pflanzen. Ich tue dem Ablauf keinen Zwang an, sondern lasse mich führen." (zit. nach Fürst S. 27). Mit diesen Gedanken im Hinterkopf wird unser Bild mit seinen Strömen, Spiralen, mäandernden und schwellenden Formen zu einem Bild des Werdens und Vergehens, dass das an sich unvorstellbare "Ding" zwischen Winter und Abend, so der Bildtitel, für uns in seiner tatsächlichen und zugleich metaphysischen Existenz sichtbar gemacht.
Im Verlauf der 1960er Jahre kann der Künstler zahlreiche große Erfolge verbuchen wie 1962 mit einer Retrospektive im österreichischen Pavillon auf der Biennale in Venedig oder 1964 mit einer Retrospektive in der Kestner-Gesellschaft Hannover. Zudem erscheint der erste Œuvre-Katalog. Der vielseitige Künstler entwirft ab Mitte der 1970er Jahre auch Münzen und Briefmarken, u.a. für Österreich, den Senegal und die UNO. Hundertwasser verfolgt in den 1980er und 1990er Jahren zahlreiche bedeutende Bauprojekte, wie die Errichtung des Thermendorfes Bad Blumau 1997. Als Hundertwasser am 19. Februar 2000 stirbt, sind eine Reihe seiner Bauvorhaben noch nicht ausgeführt. Zu den erst nach seinem Tod fertiggestellten Projekten gehören so zukunftsweisende Neubauten wie die Waldspirale von Darmstadt, die Grüne Zitadelle von Magdeburg, die 2005 eingeweiht wird.
Öl und Wasserfarben.
Fürst 322. Rechts unten signiert, datiert und bezeichnet "Cannes". Verso nochmals signiert, datiert "Aout 1957" und bezeichnet "Cannes" sowie mit dem französischen Bildtitel, den Werkmaßen, der Technik und der Werknummer "322", darüber hinaus mit verschiedenen Skizzen in Aquarell und Tuschfeder. Auf grundiertem Bütten. 47,5 x 62,8 cm (18,7 x 24,7 in), blattgroß. [KP].
Die Werke der späten 1950er Jahre gehören zu den gefragtesten Arbeiten des Künstlers auf dem internationalen Auktionsmarkt.
PROVENIENZ: Privatsammlung Schweiz.
AUSSTELLUNG: Galerie H. Kamer, Cannes, 1957.
Der Unbekannte Hundertwasser, Kunsthaus Wien 20.11.2008-15.3.2009.
Friedensreich Hunderwasser - Gegen den Strich, Kunsthalle Bremen, 20.10.2012-17.02.2013.
Friedensreich Hundertwasser wird am 15. Dezember 1928 als Friedrich Stowasser geboren, erst 1949 gibt er sich den Künstlernamen Hundertwasser. Nach der Matura verbringt der Künstler drei Monate an der Akademie der Bildenden Künste bei Prof. Robin Christian Andersen. Doch mehr als das kurze Studium prägen ihn die Werke der Künstler Egon Schiele und Walter Kampmann, deren Ausstellungen er besucht. Ausgedehnte Reisen führen ihn nach Italien, wo er René Brô kennenlernt, dem er nach Paris folgt. Hundertwasser will dort seine künstlerische Ausbildung an der Ecole des Beaux-Arts fortsetzen, verlässt diese aber bereits am ersten Tag. Richtungsweisende Eindrücke erhält er seit den 1950er Jahren auf seinen zahlreichen, zum Teil abenteuerlichen Reisen, u.a. nach Marokko, Tunesien, Tokio und Sibirien. Ausgehend vom Wiener Jugendstil, Klee und den orientalischen Miniaturen entwickelt Hundertwasser einen abstrakt-dekorativen, flächigen und farbenprächtigen Malstil mit den charakteristischen, ornamentalen Spiral- und Labyrinthformen, Kreisen, Mäandern und biomorphen Formen.
All diese Formelemente machen den besonderen Reiz der hier in unserer Auktion angebotenen faszinierenden Arbeit aus. Aus dunkelblauem Fond erhebt sich eine wabernde, organisch anmutende, in mäandernden Spiralen sich gebärdende Formation in lasierend aufgetragener leuchtender Farbigkeit. Dass für Hundertwasser die Spiralform Essenz allen Lebens und auch des Todes ist, wird in der fruchtbar-biomorphen, gleichsam lebendig erscheinenden Darstellungsweise dieses zentralen Bildelements bereits überdeutlich. Darüber hinaus klingt in den kunsttheoretischen Überlegungen Hundertwassers an, dass die Spirale und die kreisförmig sich ausbreitenden Formen nicht nur bildnerischer Fokus, sondern auch metaphysische und lebensbestimmende Prinzipien sind: "Unsere Erde beschreibt den Lauf der Spirale, das heißt also, wir gehen im Kreis, aber wir kommen nie wieder an den Punkt zurück, der Kreis schließt sich nicht, wir kommen nur in die Nähe des Punktes, wo wir gewesen sind. Das ist typisch für eine Spirale, daß es ein scheinbarer Kreis ist, der sich nicht schließt. [..] Meine Spirale wächst und stirbt vegetativ, das heißt, die Spiralbahnen verlaufen ähnlich wie die Mäander der Flüsse nach dem Gesetz des Wachstums der Pflanzen. Ich tue dem Ablauf keinen Zwang an, sondern lasse mich führen." (zit. nach Fürst S. 27). Mit diesen Gedanken im Hinterkopf wird unser Bild mit seinen Strömen, Spiralen, mäandernden und schwellenden Formen zu einem Bild des Werdens und Vergehens, dass das an sich unvorstellbare "Ding" zwischen Winter und Abend, so der Bildtitel, für uns in seiner tatsächlichen und zugleich metaphysischen Existenz sichtbar gemacht.
Im Verlauf der 1960er Jahre kann der Künstler zahlreiche große Erfolge verbuchen wie 1962 mit einer Retrospektive im österreichischen Pavillon auf der Biennale in Venedig oder 1964 mit einer Retrospektive in der Kestner-Gesellschaft Hannover. Zudem erscheint der erste Œuvre-Katalog. Der vielseitige Künstler entwirft ab Mitte der 1970er Jahre auch Münzen und Briefmarken, u.a. für Österreich, den Senegal und die UNO. Hundertwasser verfolgt in den 1980er und 1990er Jahren zahlreiche bedeutende Bauprojekte, wie die Errichtung des Thermendorfes Bad Blumau 1997. Als Hundertwasser am 19. Februar 2000 stirbt, sind eine Reihe seiner Bauvorhaben noch nicht ausgeführt. Zu den erst nach seinem Tod fertiggestellten Projekten gehören so zukunftsweisende Neubauten wie die Waldspirale von Darmstadt, die Grüne Zitadelle von Magdeburg, die 2005 eingeweiht wird.
708
Friedensreich Hundertwasser
Das Ding das sich zwischen dem Winter und dem Abend befindet, 1957.
Öl
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