Auktion: 416 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.06.2014 in München Lot 731

 

731
Rupprecht Geiger
452/67, 1967.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 61.000

(inkl. Käuferaufgeld)
452/67. 1967.
Öl auf Leinwand.
Dornacher/Geiger 434. Auf der umgeschlagenen Leinwand signiert und betitelt. 95 x 80 cm (37,4 x 31,4 in). [KP].

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland (direkt vom Künstler erworben).
Privatsammlung Bayern.

Rupprecht Geiger wird 1908 als einziges Kind des Malers und Grafikers Willi Geiger in München geboren. Seine Kindheit und Jugend verbringt Geiger in München und den Voralpen Oberbayerns. 1924 geht die Familie für ein Jahr nach Spanien, wo Geiger das "Colegio aleman" in Madrid besucht und seinen Vater auf Reisen zu den Kanarischen Inseln und nach Marokko begleitet. Bereits zu dieser Zeit beginnt Geiger zu zeichnen und zu aquarellieren. 1926, ein Jahr nach der Rückkehr aus Spanien, tritt er in die Architekturklasse von Eduard Pfeiffer an der Kunstgewerbeschule in München ein. 1935 absolviert Geiger das Schlussexamen als Architekt und verbringt ein halbes Jahr mit seinem Vater in Rom. Fortan arbeitet Geiger in einem Münchner Architekturbüro, bis er 1940 an die Front in Russland eingezogen wird. In dieser Zeit entstehen dunkeltonige Landschaftsaquarelle. 1942 kommt Geiger für kurze Zeit wieder nach Deutschland und beginnt durch Vermittlung seines Vaters als Kriegsmaler in der Ukraine zu arbeiten. Nach Kriegsende kehrt Geiger nach München zurück. 1948 wird sein erstes abstraktes Bild im "Salon des Réalistes Nouvelles" in Paris ausgestellt. Ein Jahr später gründet Geiger zusammen mit Baumeister, Matschinsky-Denninghoff und Winter die Gruppe "ZEN 49". In den fünfziger Jahren findet Geiger den für ihn kennzeichnenden Stil. Den von der Weltraumforschung beeinflussten Zukunftsstil der Sixties verarbeitet Geiger in seinen abstrakten und farbintensiven Kompositionen.

Schon Ende der 1950er Jahre ist der Prozess der Vereinfachung, den Geiger in seinem künstlerischen Schaffen zugunsten einer möglichst unbeeinflussten Wahrnehmung der Farbe vornimmt, sehr weit fortgeschritten. "Die Vielfalt abstrakter Formen mit ihren oft skurrilen Umgrenzungslinien lenkt von der Farbe ab, während bei archetypischen Formen, wie Rechteck und Kreis, die Farbe unbeeinflußt hervortreten kann" (Rupprecht Geiger, zit. nach: Jürgen Morschel, in: Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, München 1988/92, S. 10). Die Vereinfachung der Form sowie die verringerte Anzahl von Farben führen jedoch nicht zu einer konstruktivistischen Malerei, sondern lassen die Form zu einem Gerüst für die reine Farbe werden. So auch in der vorliegenden Arbeit, bei der das modulierte Orangerot auf neutralem Untergrund sein leuchtendes Eigenleben voll zu entwickeln vermag.

In den Jahren 1959 bis 1977 nimmt Geiger mehrmals an der Documenta in Kassel teil. 1962 gibt er seine Tätigkeit als Architekt ganz auf, um sich ausschließlich der Malerei zu widmen. 1965 wird Geiger als Professor an die Düsseldorfer Akademie berufen; die Professur nimmt er bis 1976 wahr. Ab 1982 ist Geiger Mitglied der Akademie der Schönen Künste in München. 1987 erhält er vom Kulturzentrum Gasteig in München einen Großauftrag für die Skulptur "Gerundetes Blau". 2009 verstirbt der Künstler in München. Mit seinen abstrakten Farbkompositionen ist Rupprecht Geiger einer der Hauptvertreter der Farbfeldmalerei in Deutschland.




731
Rupprecht Geiger
452/67, 1967.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 61.000

(inkl. Käuferaufgeld)