712
Willi Baumeister
Montaru mit Gondel, 1954.
Collage
Schätzung:
€ 40.000 Ergebnis:
€ 46.360 (inkl. Käuferaufgeld)
Montaru mit Gondel. 1954.
Collage mit Papier und schwarzem Tonpapier, Pastell und Bleistift.
Rechts unten signiert und datiert "8.54". Auf gräulichem Velin. 29,4 x 21 cm (11,5 x 8,2 in), Blattgröße. [KP].
Filigrane Papierarbeit aus dem berühmten Werkkomplex der "Montaru"-Serie.
Mit einer Fotoexpertise von Frau Felicitas Baumeister vom 12. April 2012. Die Arbeit wird in den in Vorbereitung befindlichen Nachtrag zum Werkverzeichnis der Zeichnungen, Gouachen und Collagen von Frau Prof. Dr. Ulrike Gauss und Felicitas Baumeister unter der Nummer "2265 B" aufgenommen.
Wir danken Frau Felicitas Baumeister und Frau Hadwig Goez, Archiv Baumeister, für die freundliche Auskunft.
Während seiner Lehre als Dekorationsmaler besucht Willi Baumeister zunächst Abendkurse an der Kunstakademie in Stuttgart. 1909-1912 gehört er zur Kompositionsklasse Adolf Hölzels und hat erste Kontakte zu dem späteren Bauhausmaler Oskar Schlemmer, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden wird. 1919/20 entstehen die ersten "Mauerbilder", Bildtafeln, die durch Beimischung von Sand und Kitt mauerähnlich reliefiert und mit kubistischem Formengut gestaltet werden. Diese Bilder bringen Baumeister den internationalen künstlerischen Durchbruch. 1928 beruft die Frankfurter Städelschule den Künstler als Leiter der Klasse für Gebrauchsgraphik, Typographie und Stoffdruck. 1930 schließt sich Baumeister dem "Cercle Carré" an, 1931 wird er Mitglied der Künstlergruppe "Abstraction-Création". Im Dritten Reich als "entartet" verfemt, kann Baumeister als Künstler kaum in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten. Er widmet sich daher prähistorischen und orientalischen Studien, die den wesentlichen Motivfundus seiner "Eidos"-Bilder und "Ideogramme" bilden. Während des Krieges schreibt Baumeister das Buch "Das Unbekannte in der Kunst", das 1947 erstmals erscheint. In der Nachkriegsära nimmt er seine Lehrtätigkeit an der Kunstakademie in Stuttgart wieder auf.
Willi Baumeisters Œuvre ist strukturiert durch die Abfolge unterschiedlicher, zum Teil klar voneinander abgegrenzter Schaffensphasen, in denen strukturell zusammengehörige Werke entstehen. Die hier angebotene Collage gehört in eine weit gefasste Werkreihe, die zwischen 1953 und 1955 entsteht und damit einen kraftvollen Schlussakkord für die finale Schaffensphase des Künstlers bis unmittelbar vor seinem Tod setzt. Wie aus einem Gespräch zwischen Will Grohmann und Willi Baumeister hervorgeht, hat der Künstler bei den Werken dieses Œuvrekomplexes, der Ölgemälde ebenso wie Collagen umfasst, "[..] bei 'Montaru' an Mons = Berg und den biblischen Ararat gedacht. Gefragt, wie er zu 'Monturi' gekommen sei, meinte er, das Weiß der entscheidenden Gestaltform klinge im Gegensatz zu dem schwarzen 'Montaru' für ihn heller [..]." (zit. nach: Will Grohmann, Willi Baumeister. Leben und Werk, Köln 1963, S. 142). Tatsächlich nimmt eine weiße Bildform in den Monturi-Werken einen großen Teil der Bildfläche ein, während in den Montaru-Werken die schwarzen Gestaltformen, wie Baumeister sie nennt, dominieren. In erstaunlicher Weise erschafft Baumeister hier also einen gleichsam synästhetischen Werkkomplex, der einerseits durch die sichtbaren Darstellungsformen, andererseits durch die klingenden Werknamen Gestalt annimmt.
Willi Baumeister verstirbt im Jahr 1955 in seiner Geburts- und Heimatstadt Stuttgart. Noch im selben Jahr werden seine wegweisenden Werke erstmalig auf der ersten Kasseler Documenta ausgestellt, Präsentationen auf den folgenden Documenta-Ausstellungen folgen. Auch in jüngster Zeit ist Baumeisters Leben und Werk ständiger Gegenstand nationaler wie internationaler Ausstellungen, wie etwa in der Stuttgarter Staatsgalerie (2010/11), in der Fundacion Juan March, Palma de Mallorca (2011), im Kunstmuseum Winterthur (2012) und im Kunstmuseum Stuttgart (2013/14).
Collage mit Papier und schwarzem Tonpapier, Pastell und Bleistift.
Rechts unten signiert und datiert "8.54". Auf gräulichem Velin. 29,4 x 21 cm (11,5 x 8,2 in), Blattgröße. [KP].
Filigrane Papierarbeit aus dem berühmten Werkkomplex der "Montaru"-Serie.
Mit einer Fotoexpertise von Frau Felicitas Baumeister vom 12. April 2012. Die Arbeit wird in den in Vorbereitung befindlichen Nachtrag zum Werkverzeichnis der Zeichnungen, Gouachen und Collagen von Frau Prof. Dr. Ulrike Gauss und Felicitas Baumeister unter der Nummer "2265 B" aufgenommen.
Wir danken Frau Felicitas Baumeister und Frau Hadwig Goez, Archiv Baumeister, für die freundliche Auskunft.
Während seiner Lehre als Dekorationsmaler besucht Willi Baumeister zunächst Abendkurse an der Kunstakademie in Stuttgart. 1909-1912 gehört er zur Kompositionsklasse Adolf Hölzels und hat erste Kontakte zu dem späteren Bauhausmaler Oskar Schlemmer, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden wird. 1919/20 entstehen die ersten "Mauerbilder", Bildtafeln, die durch Beimischung von Sand und Kitt mauerähnlich reliefiert und mit kubistischem Formengut gestaltet werden. Diese Bilder bringen Baumeister den internationalen künstlerischen Durchbruch. 1928 beruft die Frankfurter Städelschule den Künstler als Leiter der Klasse für Gebrauchsgraphik, Typographie und Stoffdruck. 1930 schließt sich Baumeister dem "Cercle Carré" an, 1931 wird er Mitglied der Künstlergruppe "Abstraction-Création". Im Dritten Reich als "entartet" verfemt, kann Baumeister als Künstler kaum in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten. Er widmet sich daher prähistorischen und orientalischen Studien, die den wesentlichen Motivfundus seiner "Eidos"-Bilder und "Ideogramme" bilden. Während des Krieges schreibt Baumeister das Buch "Das Unbekannte in der Kunst", das 1947 erstmals erscheint. In der Nachkriegsära nimmt er seine Lehrtätigkeit an der Kunstakademie in Stuttgart wieder auf.
Willi Baumeisters Œuvre ist strukturiert durch die Abfolge unterschiedlicher, zum Teil klar voneinander abgegrenzter Schaffensphasen, in denen strukturell zusammengehörige Werke entstehen. Die hier angebotene Collage gehört in eine weit gefasste Werkreihe, die zwischen 1953 und 1955 entsteht und damit einen kraftvollen Schlussakkord für die finale Schaffensphase des Künstlers bis unmittelbar vor seinem Tod setzt. Wie aus einem Gespräch zwischen Will Grohmann und Willi Baumeister hervorgeht, hat der Künstler bei den Werken dieses Œuvrekomplexes, der Ölgemälde ebenso wie Collagen umfasst, "[..] bei 'Montaru' an Mons = Berg und den biblischen Ararat gedacht. Gefragt, wie er zu 'Monturi' gekommen sei, meinte er, das Weiß der entscheidenden Gestaltform klinge im Gegensatz zu dem schwarzen 'Montaru' für ihn heller [..]." (zit. nach: Will Grohmann, Willi Baumeister. Leben und Werk, Köln 1963, S. 142). Tatsächlich nimmt eine weiße Bildform in den Monturi-Werken einen großen Teil der Bildfläche ein, während in den Montaru-Werken die schwarzen Gestaltformen, wie Baumeister sie nennt, dominieren. In erstaunlicher Weise erschafft Baumeister hier also einen gleichsam synästhetischen Werkkomplex, der einerseits durch die sichtbaren Darstellungsformen, andererseits durch die klingenden Werknamen Gestalt annimmt.
Willi Baumeister verstirbt im Jahr 1955 in seiner Geburts- und Heimatstadt Stuttgart. Noch im selben Jahr werden seine wegweisenden Werke erstmalig auf der ersten Kasseler Documenta ausgestellt, Präsentationen auf den folgenden Documenta-Ausstellungen folgen. Auch in jüngster Zeit ist Baumeisters Leben und Werk ständiger Gegenstand nationaler wie internationaler Ausstellungen, wie etwa in der Stuttgarter Staatsgalerie (2010/11), in der Fundacion Juan March, Palma de Mallorca (2011), im Kunstmuseum Winterthur (2012) und im Kunstmuseum Stuttgart (2013/14).
712
Willi Baumeister
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