Rahmenbild
309
Wladimir Georgiewitsch von Bechtejeff
Stiergefecht, Wohl um 1906.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 100.000 Ergebnis:
€ 91.500 (inkl. Käuferaufgeld)
Stiergefecht. Wohl um 1906.
Öl auf Malpappe.
Rechts unten signiert, links unten bezeichnet "München". Verso mit altem Etikett, dort handschriftlich bezeichnet: "W. v. Bechtejeff München Josephstrasse 1. Stiergefecht No 12". 48,5 x 65,5 cm (19 x 25,7 in). [EH].
PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland (vor ca. 50 Jahren erworben).
AUSSTELLUNG: Vermutlich unter dem Titel "Stiergefecht" gezeigt bei der 1. Ausstellung der Neuen Künstlervereinigung München, Moderne Galerie Thannhauser, München 1909, Nr. 5, ohne Abb.
LITERATUR: Annegret Hoberg/Helmut Friedel, Der Blaue Reiter und das Neue Bild. Von der Neuen Künstlervereinigung München zum Blauen Reiter, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 2.7.-3.10.1999, S. 356 (Reproduktion des Ausstellungskataloges Neue Künstlervereinigung München, I. Ausstellung).
Nach Beendigung seiner Ausbildung an der Militärakademie in Moskau beginnt Wladimir Bechtejeff 1902 an der dortigen Akademie der Künste Malerei zu studieren. Auf Rat Alexej von Jawlenskys kommt er noch im selben Jahr nach München, wo er bis 1905 bei Heinrich Knirr sein Studium fortsetzt. Von 1906 bis 1909 hält sich Bechtejeff mehrfach in Paris auf.
Stark unter dem Einfluss des Spätimpressionismus entsteht noch vor dem Aufenthalt Bechtejeffs in Paris das vorliegende Gemälde. "Es ist der internationale Spätimpressionismus, dessen Kommatechnik den frühesten Gemälden ihren koloristischen Reiz gibt [..]" (Klaus Lankheit, Zum Geleit. Katalogvorwort zur Ausstellung "Vor 50 Jahren", Galerie Stangl, München 1962, o.S.). Das sowohl von der Farbwahl als auch von der Komposition experimentell angelegte Werk zeigt einen Künstler, der beeinflusst von den avantgardistischen Strömungen des späten neunzehnten Jahrhunderts seinen Weg in eine Moderne sucht. Malerische Reminiszenzen werden im Farbauftrag sichtbar, der in seiner fleckenhaft unruhigen Struktur sowohl die Einflüsse des französischen Spätimpressionismus verarbeitet als auch Anleihen bei Vincent van Gogh nimmt. Dieser gerät, spät entdeckt, gerade in den Jahren der Entstehung dieses Gemäldes in den besonderen Fokus der Beachtung. Vergleichbar den Expressionisten, die ebenfalls über eine Phase der Auseinandersetzung mit dem Spätimpressionismus zu ihren endgültig formverfestigten Aussagen gefunden haben, wird Bechtejeff in den Folgejahren eine Richtung verfolgen, die ihn zu der ihm eigenen formalen Abstraktion führt, die jedoch im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen den Bezug auf die Herkunft nie verleugnet.
Nach München zurückgekehrt, tritt er 1909 der "Neuen Künstlervereinigung München" bei, die er 1912 aus Protest gegen einen publizistischen Angriff der Gruppe auf die abstrakte Malerei wieder verlässt. Bechtejeffs Werke jener Zeit stehen in ihrer leuchtenden Farbigkeit unter dem starken Einfluss Jawlenskys, während der flirrende Duktus indes an Werke des Spätimpressionismus denken lässt. In der Folge entstehen ornamental-flächige Kompositionen in dynamisiertem Farbrhythmus, die jedoch figurative Bezüge beibehalten. Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges bricht Bechtejeffs künstlerische Entwicklung abrupt ab. Er kehrt nach Russland zurück und wird sofort zum Militärdienst eingezogen. Danach arbeitet Bechtejeff zunächst in der Moskauer Kommission für Denkmalschutz und anschließend in den Jahren 1921/22 als Bühnenbildner, später als gestalterischer Leiter im Staatszirkus Moskau. In den 1920er und 1930er Jahren ist er vorwiegend als Illustrator tätig. Darüber hinaus widmet er sich in seinem Spätwerk neben der Ölmalerei auch der Aquarell- und Gouachetechnik. Zunehmende Anerkennung erfährt Bechtejeff in seiner Heimat nach dem Ende der stalinistischen Verfehmung.
Öl auf Malpappe.
Rechts unten signiert, links unten bezeichnet "München". Verso mit altem Etikett, dort handschriftlich bezeichnet: "W. v. Bechtejeff München Josephstrasse 1. Stiergefecht No 12". 48,5 x 65,5 cm (19 x 25,7 in). [EH].
PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland (vor ca. 50 Jahren erworben).
AUSSTELLUNG: Vermutlich unter dem Titel "Stiergefecht" gezeigt bei der 1. Ausstellung der Neuen Künstlervereinigung München, Moderne Galerie Thannhauser, München 1909, Nr. 5, ohne Abb.
LITERATUR: Annegret Hoberg/Helmut Friedel, Der Blaue Reiter und das Neue Bild. Von der Neuen Künstlervereinigung München zum Blauen Reiter, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 2.7.-3.10.1999, S. 356 (Reproduktion des Ausstellungskataloges Neue Künstlervereinigung München, I. Ausstellung).
Nach Beendigung seiner Ausbildung an der Militärakademie in Moskau beginnt Wladimir Bechtejeff 1902 an der dortigen Akademie der Künste Malerei zu studieren. Auf Rat Alexej von Jawlenskys kommt er noch im selben Jahr nach München, wo er bis 1905 bei Heinrich Knirr sein Studium fortsetzt. Von 1906 bis 1909 hält sich Bechtejeff mehrfach in Paris auf.
Stark unter dem Einfluss des Spätimpressionismus entsteht noch vor dem Aufenthalt Bechtejeffs in Paris das vorliegende Gemälde. "Es ist der internationale Spätimpressionismus, dessen Kommatechnik den frühesten Gemälden ihren koloristischen Reiz gibt [..]" (Klaus Lankheit, Zum Geleit. Katalogvorwort zur Ausstellung "Vor 50 Jahren", Galerie Stangl, München 1962, o.S.). Das sowohl von der Farbwahl als auch von der Komposition experimentell angelegte Werk zeigt einen Künstler, der beeinflusst von den avantgardistischen Strömungen des späten neunzehnten Jahrhunderts seinen Weg in eine Moderne sucht. Malerische Reminiszenzen werden im Farbauftrag sichtbar, der in seiner fleckenhaft unruhigen Struktur sowohl die Einflüsse des französischen Spätimpressionismus verarbeitet als auch Anleihen bei Vincent van Gogh nimmt. Dieser gerät, spät entdeckt, gerade in den Jahren der Entstehung dieses Gemäldes in den besonderen Fokus der Beachtung. Vergleichbar den Expressionisten, die ebenfalls über eine Phase der Auseinandersetzung mit dem Spätimpressionismus zu ihren endgültig formverfestigten Aussagen gefunden haben, wird Bechtejeff in den Folgejahren eine Richtung verfolgen, die ihn zu der ihm eigenen formalen Abstraktion führt, die jedoch im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen den Bezug auf die Herkunft nie verleugnet.
Nach München zurückgekehrt, tritt er 1909 der "Neuen Künstlervereinigung München" bei, die er 1912 aus Protest gegen einen publizistischen Angriff der Gruppe auf die abstrakte Malerei wieder verlässt. Bechtejeffs Werke jener Zeit stehen in ihrer leuchtenden Farbigkeit unter dem starken Einfluss Jawlenskys, während der flirrende Duktus indes an Werke des Spätimpressionismus denken lässt. In der Folge entstehen ornamental-flächige Kompositionen in dynamisiertem Farbrhythmus, die jedoch figurative Bezüge beibehalten. Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges bricht Bechtejeffs künstlerische Entwicklung abrupt ab. Er kehrt nach Russland zurück und wird sofort zum Militärdienst eingezogen. Danach arbeitet Bechtejeff zunächst in der Moskauer Kommission für Denkmalschutz und anschließend in den Jahren 1921/22 als Bühnenbildner, später als gestalterischer Leiter im Staatszirkus Moskau. In den 1920er und 1930er Jahren ist er vorwiegend als Illustrator tätig. Darüber hinaus widmet er sich in seinem Spätwerk neben der Ölmalerei auch der Aquarell- und Gouachetechnik. Zunehmende Anerkennung erfährt Bechtejeff in seiner Heimat nach dem Ende der stalinistischen Verfehmung.
309
Wladimir Georgiewitsch von Bechtejeff
Stiergefecht, Wohl um 1906.
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