362
(d.i. Dörte Clara Wolff) Dodo
Ein leidenschaftlicher Jüngling, 1928.
Gouache
Schätzung:
€ 18.000 Ergebnis:
€ 23.750 (inkl. Käuferaufgeld)
Ein leidenschaftlicher Jüngling. 1928.
Gouache, Aquarell, Tusche und Graphit.
Links unten signiert und datiert. Im Rand mit den handschriftlichen Druckvermerken "Ulk S 5", "26x19" und der gestrichenen Bezeichnung "26 cm hoch" sowie mit den Passerkreuzen. Auf chamoisfarbenem festem Papier. 44,7 x 34,9 cm (17,5 x 13,7 in), Blattgröße. [KP].
PROVENIENZ: Privatsammlung England.
AUSSTELLUNG: Dodo (1907-1998) - Ein Leben in Bildern, Staatliche Museen zu Berlin, Kulturforum, Kunstbibliothek Berlin, 1.3.-28.5.2012.
The Inspiration of Decadence. Dodo rediscovered. Ben Uri Gallery, The London Jewish Museum of Art, London, 22.6.-9.9.2012.
LITERATUR: Ulk. Illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire, 57. Jahrgang, No. 27, 6. Juli 1928, S. 5.
Dodo. Leben und Werk, hrsg. von Renate Krümmer, Ostfildern 2012, S. 36 und S. 210 (Abb. S. 88).
1907 mit dem Namen Dörte Clara Wolff als zweite Tochter in eine gutbürgerliche jüdische Berliner Familie hineingeboren, entschließt sich Dodo, einen künstlerischen Beruf zu ergreifen. Bestärkt durch die Familie beginnt Dodo im Herbst 1923 eine Ausbildung an der angesehenen privaten Kunst- und Kunstgewerbeschule Reimann in Schöneberg. Hier belegt Dodo Kurse für Naturstudien, Anatomie, Porträtzeichnen, dekorative Malerei sowie für Mode- und Kostümentwurf bei namhaften Lehrern wie Georg Tappert und Erna Schmidt-Caroll. Nach erfolgreichem Abschluss im September 1926 beginnt Dodo ihre berufliche Laufbahn als freie Grafikerin. Sie erhält sofort zahlreiche Aufträge, illustriert unter anderem Schnittmuster der Modezeitschrift "Vogue" und entwirft Kostüme für die Revue "Es liegt in der Luft", die im Mai 1928 mit Margo Lion und Marlene Dietrich in den Hauptrollen uraufgeführt wird. Zu einem Höhepunkt in der künstlerischen Laufbahn Dodos avancieren schließlich ihre Illustrationen für das Satiremagazin "ULK", die auf Augenhöhe mit den Arbeiten von Jeanne Mammen häufig die Titel- und Rückseiten zieren oder großformatig im Heft erscheinen.
Ihr eigenes Umfeld, die "Goldenen Zwanziger" in der Metropole Berlin, geben Dodo den Stoff für ihre Arbeiten. Sie bildet die mondäne Gesellschaft jedoch nicht nur ab, sondern hält ihr gleichermaßen einen Spiegel vor, indem sie einerseits Vergnügen und Luxus, andererseits aber auch Intrigen, Fassaden und innere Leere darstellt. Außerordentlich ist dabei die Attitüde, mit der Dodo die Szenerie charakterisiert, ist doch in der romantischen, durch Lampions erleuchteten Kulisse Wärme, Zuneigung und Leidenschaft zwischen dem vermeintlichen Liebespaar weder zu sehen noch zu spüren. Umso ironischer mutet daher der Bildtitel an, der den unterkühlt, fast arrogant wirkenden Herren als "leidenschaftlichen Jüngling" beschreibt. Nicht weniger mondän lehnt seine Begleiterin an der schlichten Säule, die, typisch für Dodos Bildsprache, mit extravagantem Kostüm, einstudierter Pose und mondänem Make-up als neuer selbstbewusster und emanzipierter Frauentypus der Zeit erscheint. Sowohl Bildpersonal als auch das reduzierte Umfeld sind in gewohnter Weise beeindruckend in ihrer zeichnerischen Qualität, die sich hier insbesondere durch eine überaus präzise Linienführung und ein delikates Kolorit auszeichnet, welches durch die silbern schimmernde Akzentuierung in kühlem Glanz erstrahlt.
1929 heiratet Dodo den 25 Jahre älteren Juristen Dr. Hans Bürgner, mit dem sie zwei Kinder bekommt. Die Ehe gerät in die Krise, als Dodo eine Affäre mit dem Psychoanalytiker Gerhard Adler beginnt - die zunächst praktizierte Dreiecksbeziehung scheitert, es folgt die Scheidung von Bürgner und die Hochzeit mit Adler. 1936 emigriert die Jüdin Dodo nach London, wo sie weiterhin als Illustratorin tätig ist. Als auch die Ehe mit Gerhard Adler scheitert, intensiviert sich die Beziehung zu Hans Bürgner wieder - eine erneute Heirat folgt nach Kriegsende 1945. Ab dieser Zeit widmet sich Dodo vor allem der Landschaftsmalerei, Akten und Stillleben, auch Tapisserien gehören zunehmend zu ihrem Œuvre. Über Jahrzehnte hinweg der öffentlichen Wahrnehmung entzogen, wird Dodos faszinierendes Werk und ihre beeindruckende Persönlichkeit erst jüngst durch Ausstellungen in Berlin und London sowie durch Publikationen und umfangreiche Presseresonanz neu entdeckt und gewürdigt.
Gouache, Aquarell, Tusche und Graphit.
Links unten signiert und datiert. Im Rand mit den handschriftlichen Druckvermerken "Ulk S 5", "26x19" und der gestrichenen Bezeichnung "26 cm hoch" sowie mit den Passerkreuzen. Auf chamoisfarbenem festem Papier. 44,7 x 34,9 cm (17,5 x 13,7 in), Blattgröße. [KP].
PROVENIENZ: Privatsammlung England.
AUSSTELLUNG: Dodo (1907-1998) - Ein Leben in Bildern, Staatliche Museen zu Berlin, Kulturforum, Kunstbibliothek Berlin, 1.3.-28.5.2012.
The Inspiration of Decadence. Dodo rediscovered. Ben Uri Gallery, The London Jewish Museum of Art, London, 22.6.-9.9.2012.
LITERATUR: Ulk. Illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire, 57. Jahrgang, No. 27, 6. Juli 1928, S. 5.
Dodo. Leben und Werk, hrsg. von Renate Krümmer, Ostfildern 2012, S. 36 und S. 210 (Abb. S. 88).
1907 mit dem Namen Dörte Clara Wolff als zweite Tochter in eine gutbürgerliche jüdische Berliner Familie hineingeboren, entschließt sich Dodo, einen künstlerischen Beruf zu ergreifen. Bestärkt durch die Familie beginnt Dodo im Herbst 1923 eine Ausbildung an der angesehenen privaten Kunst- und Kunstgewerbeschule Reimann in Schöneberg. Hier belegt Dodo Kurse für Naturstudien, Anatomie, Porträtzeichnen, dekorative Malerei sowie für Mode- und Kostümentwurf bei namhaften Lehrern wie Georg Tappert und Erna Schmidt-Caroll. Nach erfolgreichem Abschluss im September 1926 beginnt Dodo ihre berufliche Laufbahn als freie Grafikerin. Sie erhält sofort zahlreiche Aufträge, illustriert unter anderem Schnittmuster der Modezeitschrift "Vogue" und entwirft Kostüme für die Revue "Es liegt in der Luft", die im Mai 1928 mit Margo Lion und Marlene Dietrich in den Hauptrollen uraufgeführt wird. Zu einem Höhepunkt in der künstlerischen Laufbahn Dodos avancieren schließlich ihre Illustrationen für das Satiremagazin "ULK", die auf Augenhöhe mit den Arbeiten von Jeanne Mammen häufig die Titel- und Rückseiten zieren oder großformatig im Heft erscheinen.
Ihr eigenes Umfeld, die "Goldenen Zwanziger" in der Metropole Berlin, geben Dodo den Stoff für ihre Arbeiten. Sie bildet die mondäne Gesellschaft jedoch nicht nur ab, sondern hält ihr gleichermaßen einen Spiegel vor, indem sie einerseits Vergnügen und Luxus, andererseits aber auch Intrigen, Fassaden und innere Leere darstellt. Außerordentlich ist dabei die Attitüde, mit der Dodo die Szenerie charakterisiert, ist doch in der romantischen, durch Lampions erleuchteten Kulisse Wärme, Zuneigung und Leidenschaft zwischen dem vermeintlichen Liebespaar weder zu sehen noch zu spüren. Umso ironischer mutet daher der Bildtitel an, der den unterkühlt, fast arrogant wirkenden Herren als "leidenschaftlichen Jüngling" beschreibt. Nicht weniger mondän lehnt seine Begleiterin an der schlichten Säule, die, typisch für Dodos Bildsprache, mit extravagantem Kostüm, einstudierter Pose und mondänem Make-up als neuer selbstbewusster und emanzipierter Frauentypus der Zeit erscheint. Sowohl Bildpersonal als auch das reduzierte Umfeld sind in gewohnter Weise beeindruckend in ihrer zeichnerischen Qualität, die sich hier insbesondere durch eine überaus präzise Linienführung und ein delikates Kolorit auszeichnet, welches durch die silbern schimmernde Akzentuierung in kühlem Glanz erstrahlt.
1929 heiratet Dodo den 25 Jahre älteren Juristen Dr. Hans Bürgner, mit dem sie zwei Kinder bekommt. Die Ehe gerät in die Krise, als Dodo eine Affäre mit dem Psychoanalytiker Gerhard Adler beginnt - die zunächst praktizierte Dreiecksbeziehung scheitert, es folgt die Scheidung von Bürgner und die Hochzeit mit Adler. 1936 emigriert die Jüdin Dodo nach London, wo sie weiterhin als Illustratorin tätig ist. Als auch die Ehe mit Gerhard Adler scheitert, intensiviert sich die Beziehung zu Hans Bürgner wieder - eine erneute Heirat folgt nach Kriegsende 1945. Ab dieser Zeit widmet sich Dodo vor allem der Landschaftsmalerei, Akten und Stillleben, auch Tapisserien gehören zunehmend zu ihrem Œuvre. Über Jahrzehnte hinweg der öffentlichen Wahrnehmung entzogen, wird Dodos faszinierendes Werk und ihre beeindruckende Persönlichkeit erst jüngst durch Ausstellungen in Berlin und London sowie durch Publikationen und umfangreiche Presseresonanz neu entdeckt und gewürdigt.
362
(d.i. Dörte Clara Wolff) Dodo
Ein leidenschaftlicher Jüngling, 1928.
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