306
Max Liebermann
Selbstbildnis im Anzug vor der Staffelei, Ganzfigur, 1923.
Öl
Schätzung:
€ 60.000 Ergebnis:
€ 79.300 (inkl. Käuferaufgeld)
Selbstbildnis im Anzug vor der Staffelei, Ganzfigur. 1923.
Öl auf Holz.
Eberle 1923/6. Links unten signiert und datiert. Ca. 55,5 x 41,5 cm (21,8 x 16,3 in). [KD].
Wir danke der Thomas Rosemann, Kunsthaus Zürich, und Frau Drs. Margreet Nouwen, Berlin, für die wissenschaftliche Unterstützung.
Eines der wenigen Selbstporträts in Ganzfigur.
PROVENIENZ: Galerie Caspari, München.
Rudolf Bangel. Bestände einer süddeutschen Privatgalerie. 1048. Auktion, Frankfurt/Main, 6.-8.11.1923, Nr. 112 mit Abb. auf dem Katalogtitel.
Privatbesitz Frankfurt/Main (1927).
Auktion bei Hugo Helbing, Frankfurt/Main 5. und 6. 12. 1933, Nr. 522, Abb. Tafel 28.
Auktion bei Albert Kende, Wien 26. bis 29. 05. 1937, Kat.Nr. 147, mit S/W Abb.
Privatsammlung Süddeutschland.
AUSSTELLUNG: Max Liebermann, Kunsthaus Zürich, Juni - Juli 1923, Nr. 107.
Max Liebermann. Werke aus Frankfurter Privatbesitz, Galerie Goldschmidt, Frankfurt/M. 1927, wohl Kat.Nr. 48.
Bereits als Neunjähriger beginnt Max Liebermann seine unmittelbare Umgebung mit Stift und Papier einzufangen. Als der renommierte Berliner Maler Carl Steffeck Zeichnungen des 15-Jährigen zu sehen bekommt, rät er entgegen den Wünschen der Eltern, dieses Talent unbedingt zu fördern. Er erteilt dem Jungen ersten Unterricht und ermuntert ihn zum Besuch der Weimarer Akademie. Liebermann studiert dort dreieinhalb Jahre bis 1872. Eine Reise nach Düsseldorf führt den jungen Künstler 1871 zu Mihály Munkácsy, einem dort lebenden ungarischen Maler, dessen Realismus ihn begeistert. Unter diesem Eindruck entsteht noch im selben Jahr sein erstes großes Bild "Die Gänserupferinnen". Die ungeschönte Wirklichkeit darin, die bei Kritikern auf herbe Ablehnung stößt, wird von nun an charakteristisch für Liebermanns Darstellungsweise. Die Jahre 1873 bis 1878 verbringt er in Paris und dem Künstlerort Barbizon. Liebermann beschäftigt sich mit der Kunst Millets, dessen Bilder von der Arbeit des einfachen Menschen auf dem Land ihn nachhaltig beeinflussen. Seit seinem ersten Aufenthalt in Holland im Jahr 1871 reist Liebermann regelmäßig dorthin. Er findet hier die geeigneten Motive zu mehreren seiner wichtigsten Werke. Durch sein Engagement, in unpathetischer Schlichtheit das Leben und die Arbeit des einfachen Menschen zur Kunst zu erheben, muss Liebermann stets um Anerkennung kämpfen. Erst als er sich zunehmend Motiven und Szenen aus dem Leben des gehobenen Bürgertums zuwendet, wird er zu einem gefeierten und gesuchten Maler des liberalen Bürgertums der Jahrhundertwende. Die Jahre 1878 bis 1884 verbringt Liebermann in München, bevor er 1884 in seine Geburtsstadt Berlin zurückkehrt. Doch nicht nur als Künstler, sondern auch als Kunstpolitiker nimmt Liebermann einen hohen Rang ein. Bereits Anfang 1892 gehört er zu den Mitgliedern der ersten Sezession Deutschlands, deren Berliner Vorsitz er in den Jahren 1898 bis 1911 innehat. Seine Heimatstadt Berlin ehrt Liebermann mit der Berufung zum Professor an der Königlichen Akademie der Künste.
Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich war und ist für viele Maler eine entscheidende und oft auch quälende Erfahrung. Der Anteil der Selbsterforschung mag dann besonders hoch sein, wenn es sich um Künstler handelt, die mit dem Figurenbild einen großen Teil ihres malerischen Werkes bestreiten. Max Liebermann ist da keine Ausnahme. Die zahlreichen Selbstporträts, meist in Halb- oder Dreiviertelfigur, zeugen von einer künstlerisch eindrucksvoll bewältigten Befragung der eigenen Person. Ganz der Konvention entsprechend, hat sich Liebermann kaum von seinen Zeitgenossen beeinflussen lassen und alle formal-malerischen Experimente aus diesen Werken verbannt. Dafür ist, ähnlich wie bei Rembrandt, der Anteil eindringlicher Wahrnehmung eigener Befindlichkeiten umso höher. Als etwas von dieser Linie abweichend kann unser Selbstporträt gewertet werden. In der stehenden Ganzfigur sieht sich Max Liebermann als der erfolgreiche Maler, der, vor der Staffelei stehend, ein Werk vollendet. Der Meister in Aktion. Auch das in Andeutungen gemalte Interieur verrät großbürgerliches Gepräge und Repräsentation. Anklänge an die Selbstdarstellungen der Münchner Malerfürsten des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts sind nicht zu übersehen. Das Kolorit ist, wie so oft in den späten Werken, zugunsten einer Gesamtwirkung von einer Einheitlichkeit, die den Anspruch auf repräsentative Bedeutung hervorhebt. Obwohl klein im Format, ist dieses späte Selbstporträt in seiner Wirkung auf den Betrachter als eine auf ausgesprochen monumentale Wirkung bedachte Komposition zu werten.
Die letzte Zeit seines Lebens verbringt Liebermann zurückgezogen. Im November 1934 erkrankt er schwer und stirbt drei Monate später in seiner Berliner Wohnung.
Öl auf Holz.
Eberle 1923/6. Links unten signiert und datiert. Ca. 55,5 x 41,5 cm (21,8 x 16,3 in). [KD].
Wir danke der Thomas Rosemann, Kunsthaus Zürich, und Frau Drs. Margreet Nouwen, Berlin, für die wissenschaftliche Unterstützung.
Eines der wenigen Selbstporträts in Ganzfigur.
PROVENIENZ: Galerie Caspari, München.
Rudolf Bangel. Bestände einer süddeutschen Privatgalerie. 1048. Auktion, Frankfurt/Main, 6.-8.11.1923, Nr. 112 mit Abb. auf dem Katalogtitel.
Privatbesitz Frankfurt/Main (1927).
Auktion bei Hugo Helbing, Frankfurt/Main 5. und 6. 12. 1933, Nr. 522, Abb. Tafel 28.
Auktion bei Albert Kende, Wien 26. bis 29. 05. 1937, Kat.Nr. 147, mit S/W Abb.
Privatsammlung Süddeutschland.
AUSSTELLUNG: Max Liebermann, Kunsthaus Zürich, Juni - Juli 1923, Nr. 107.
Max Liebermann. Werke aus Frankfurter Privatbesitz, Galerie Goldschmidt, Frankfurt/M. 1927, wohl Kat.Nr. 48.
Bereits als Neunjähriger beginnt Max Liebermann seine unmittelbare Umgebung mit Stift und Papier einzufangen. Als der renommierte Berliner Maler Carl Steffeck Zeichnungen des 15-Jährigen zu sehen bekommt, rät er entgegen den Wünschen der Eltern, dieses Talent unbedingt zu fördern. Er erteilt dem Jungen ersten Unterricht und ermuntert ihn zum Besuch der Weimarer Akademie. Liebermann studiert dort dreieinhalb Jahre bis 1872. Eine Reise nach Düsseldorf führt den jungen Künstler 1871 zu Mihály Munkácsy, einem dort lebenden ungarischen Maler, dessen Realismus ihn begeistert. Unter diesem Eindruck entsteht noch im selben Jahr sein erstes großes Bild "Die Gänserupferinnen". Die ungeschönte Wirklichkeit darin, die bei Kritikern auf herbe Ablehnung stößt, wird von nun an charakteristisch für Liebermanns Darstellungsweise. Die Jahre 1873 bis 1878 verbringt er in Paris und dem Künstlerort Barbizon. Liebermann beschäftigt sich mit der Kunst Millets, dessen Bilder von der Arbeit des einfachen Menschen auf dem Land ihn nachhaltig beeinflussen. Seit seinem ersten Aufenthalt in Holland im Jahr 1871 reist Liebermann regelmäßig dorthin. Er findet hier die geeigneten Motive zu mehreren seiner wichtigsten Werke. Durch sein Engagement, in unpathetischer Schlichtheit das Leben und die Arbeit des einfachen Menschen zur Kunst zu erheben, muss Liebermann stets um Anerkennung kämpfen. Erst als er sich zunehmend Motiven und Szenen aus dem Leben des gehobenen Bürgertums zuwendet, wird er zu einem gefeierten und gesuchten Maler des liberalen Bürgertums der Jahrhundertwende. Die Jahre 1878 bis 1884 verbringt Liebermann in München, bevor er 1884 in seine Geburtsstadt Berlin zurückkehrt. Doch nicht nur als Künstler, sondern auch als Kunstpolitiker nimmt Liebermann einen hohen Rang ein. Bereits Anfang 1892 gehört er zu den Mitgliedern der ersten Sezession Deutschlands, deren Berliner Vorsitz er in den Jahren 1898 bis 1911 innehat. Seine Heimatstadt Berlin ehrt Liebermann mit der Berufung zum Professor an der Königlichen Akademie der Künste.
Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich war und ist für viele Maler eine entscheidende und oft auch quälende Erfahrung. Der Anteil der Selbsterforschung mag dann besonders hoch sein, wenn es sich um Künstler handelt, die mit dem Figurenbild einen großen Teil ihres malerischen Werkes bestreiten. Max Liebermann ist da keine Ausnahme. Die zahlreichen Selbstporträts, meist in Halb- oder Dreiviertelfigur, zeugen von einer künstlerisch eindrucksvoll bewältigten Befragung der eigenen Person. Ganz der Konvention entsprechend, hat sich Liebermann kaum von seinen Zeitgenossen beeinflussen lassen und alle formal-malerischen Experimente aus diesen Werken verbannt. Dafür ist, ähnlich wie bei Rembrandt, der Anteil eindringlicher Wahrnehmung eigener Befindlichkeiten umso höher. Als etwas von dieser Linie abweichend kann unser Selbstporträt gewertet werden. In der stehenden Ganzfigur sieht sich Max Liebermann als der erfolgreiche Maler, der, vor der Staffelei stehend, ein Werk vollendet. Der Meister in Aktion. Auch das in Andeutungen gemalte Interieur verrät großbürgerliches Gepräge und Repräsentation. Anklänge an die Selbstdarstellungen der Münchner Malerfürsten des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts sind nicht zu übersehen. Das Kolorit ist, wie so oft in den späten Werken, zugunsten einer Gesamtwirkung von einer Einheitlichkeit, die den Anspruch auf repräsentative Bedeutung hervorhebt. Obwohl klein im Format, ist dieses späte Selbstporträt in seiner Wirkung auf den Betrachter als eine auf ausgesprochen monumentale Wirkung bedachte Komposition zu werten.
Die letzte Zeit seines Lebens verbringt Liebermann zurückgezogen. Im November 1934 erkrankt er schwer und stirbt drei Monate später in seiner Berliner Wohnung.
306
Max Liebermann
Selbstbildnis im Anzug vor der Staffelei, Ganzfigur, 1923.
Öl
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