337
Ernesto de Fiori
Engländerin, 1924.
Bronze
Schätzung:
€ 30.000 Ergebnis:
€ 134.200 (inkl. Käuferaufgeld)
Engländerin. 1924.
Bronze mit brauner Patina.
Vierneisel 32 b. Auf der Plinthe mit dem Monogramm und der Datierung, an der Seite der Plinthe mit der Bezeichnung "II" und der Gießerbezeichnung "Guss M. Sperlich". Einer von nur 2 Bronzegüssen neben 2 Steingüssen. 137 x 35 x 42 cm (53,9 x 13,7 x 16,5 in). [KP].
PROVENIENZ: Galerie Erhard Weyhe, New York.
Galerie Michael, Darmstadt.
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.
AUSSTELLUNG: (jeweils wohl anderes Exemplar:)
Ausstellung neuer deutscher Kunst, Kunstgebäude Stuttgart, 1924.
Münchener Neue-Secession, X. Ausstellung Glaspalast München, 1924, Kat.Nr. 58.
Herbstausstellung, Akademie der Künste Berlin, Oktober/November 1925.
Zweite Ausstellung deutscher nach-impressionistischer Kunst aus Berliner Privatbesitz, Kronprinzenpalais Berlin, Juli 1928.
German Painting and Sculpture, Museum of Modern Art New York, 1931.
LITERATUR: Vergleiche:
Gustav Eugen Diehl (Hrsg.), Ernesto de Fiori. Veröffentlichungen des Kunstarchivs Nr. 11, Berlin 1926, Nr. 30 mit Abb. S. 27.
Hermann von Wedderkop, Die 'Engländerin', in: Der Querschnitt 5, 1925, S. 1088 (mit Abb.).
Rom Landau, Der unbestechliche Minos. Kritik an der Zeitkunst. Hamburg 1925 (mit Abb.).
Walter Zanini (Hrsg.), Ernesto de Fiori (1884-1945). Ausst.Kat Museu de Arte Contemporaneo da Universidade de São Paulo, 1975 (mit Abb.).
Beatrice Vierneisel, 'Die Engländerin'. Eine Bronzeplastik von Ernesto de Fiori (Gegenwart Museum), Berlin 1989 (mit Abb.).
Neben den Porträtbüsten nehmen die Stehenden und Schreitenden eine herausragende Stellung im Œuvre ein. Der hier angebotenen "Engländerin" kommt insofern eine Schlüsselstellung im Werk zu, als dass de Fiori hier erstmalig - zusammen mit der etwa zeitgleich entstandenen "Amerikanerin" (vgl. Vierneisel 33) - Werktitel einführte, die nicht auf eine bloße Beschreibung der Tätigkeit des Dargestellten oder auf Eigennamen rekurrierten. Folgt man Beatrice Vierneisel, so provozierten "diese Typenbezeichnungen indes literarische Interpretationen und gerade die Benennungen 'Engländerin' und 'Amerikanerin' riefen bei den Zeitgenossen bestimmte Vorstellungen und Phantasien hervor. [..] Desweiteren finden sich Name und Typus als Beleg für die 'moderne Frau' in den Sitten- und erotischen Kulturgeschichten, die damals zahlreich aufgelegt wurden." (zit. nach: Ausst.Kat. Georg-Kolbe-Museum, Berlin 1992, S. 76). Überaus spannend zu beobachten ist hier also die Thematisierung zeitgenössischer Gesellschafts-, Rollen- und Geschlechterdiskurse sowie deren unmittelbare Übertragung auf ein Kunstwerk. Diese gesellschaftspolitische Aktualität der "Engländerin" sowie ihre künstlerische Meisterschaft machen das Werk bereits zu Zeiten seiner Entstehung zu einem hoch gelobten Kunstwerk, was sich vor allen Dingen in der zeitgenössischen Kunstkritik widerspiegelt, wenn etwa Hermann von Wedderkop schreibt: "Diese Engländerin ist [..] ein Gebilde, das von Ernesto de Fiori ist, und nur von ihm sein kann. Die Quintessenz seiner Kunst, seiner künstlerischen Überzeugung, sie ist der Typ, den dieser swell [sic!] liebt, hart, dünn, herbe, fest, mit zartesten Linien umrissen, deren überall nüancierte Führung seine Verliebtheit offenbar macht. Fiori ist ein ausgezeichneter Portraitist [..]. Diese Veranlagung hat ihn nicht gestört, hier etwas Wertvolleres zu schaffen, der sich unverkennbar, von dem benachbarten, oft verwandten Typus der Amerikanerin unterscheidet, gepflegter, feiner, edler, ätherischer. [..] Diese 'Engländerin' ist die richtig gefundene Mitte: nicht Frau, nicht Jungfrau, gleichgültig, sondern miß, eine bleibende miß ob aller Geschehnisse, daher von metaphysischer Bedeutung, so daß, wer wollte, wirklich Gehaltvolles darüber schreiben könnte." (zit. nach: Ausst.Kat. Georg-Kolbe-Museum, Berlin 1992, S. 78). Im Nachklang dieser 1925 geschriebenen Zeilen voller Inbrunst und Begeisterung gilt die "Engländerin" noch heute mit Recht als die wohl bekannteste Frauenfigur Ernesto de Fioris.
Bronze mit brauner Patina.
Vierneisel 32 b. Auf der Plinthe mit dem Monogramm und der Datierung, an der Seite der Plinthe mit der Bezeichnung "II" und der Gießerbezeichnung "Guss M. Sperlich". Einer von nur 2 Bronzegüssen neben 2 Steingüssen. 137 x 35 x 42 cm (53,9 x 13,7 x 16,5 in). [KP].
PROVENIENZ: Galerie Erhard Weyhe, New York.
Galerie Michael, Darmstadt.
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.
AUSSTELLUNG: (jeweils wohl anderes Exemplar:)
Ausstellung neuer deutscher Kunst, Kunstgebäude Stuttgart, 1924.
Münchener Neue-Secession, X. Ausstellung Glaspalast München, 1924, Kat.Nr. 58.
Herbstausstellung, Akademie der Künste Berlin, Oktober/November 1925.
Zweite Ausstellung deutscher nach-impressionistischer Kunst aus Berliner Privatbesitz, Kronprinzenpalais Berlin, Juli 1928.
German Painting and Sculpture, Museum of Modern Art New York, 1931.
LITERATUR: Vergleiche:
Gustav Eugen Diehl (Hrsg.), Ernesto de Fiori. Veröffentlichungen des Kunstarchivs Nr. 11, Berlin 1926, Nr. 30 mit Abb. S. 27.
Hermann von Wedderkop, Die 'Engländerin', in: Der Querschnitt 5, 1925, S. 1088 (mit Abb.).
Rom Landau, Der unbestechliche Minos. Kritik an der Zeitkunst. Hamburg 1925 (mit Abb.).
Walter Zanini (Hrsg.), Ernesto de Fiori (1884-1945). Ausst.Kat Museu de Arte Contemporaneo da Universidade de São Paulo, 1975 (mit Abb.).
Beatrice Vierneisel, 'Die Engländerin'. Eine Bronzeplastik von Ernesto de Fiori (Gegenwart Museum), Berlin 1989 (mit Abb.).
Neben den Porträtbüsten nehmen die Stehenden und Schreitenden eine herausragende Stellung im Œuvre ein. Der hier angebotenen "Engländerin" kommt insofern eine Schlüsselstellung im Werk zu, als dass de Fiori hier erstmalig - zusammen mit der etwa zeitgleich entstandenen "Amerikanerin" (vgl. Vierneisel 33) - Werktitel einführte, die nicht auf eine bloße Beschreibung der Tätigkeit des Dargestellten oder auf Eigennamen rekurrierten. Folgt man Beatrice Vierneisel, so provozierten "diese Typenbezeichnungen indes literarische Interpretationen und gerade die Benennungen 'Engländerin' und 'Amerikanerin' riefen bei den Zeitgenossen bestimmte Vorstellungen und Phantasien hervor. [..] Desweiteren finden sich Name und Typus als Beleg für die 'moderne Frau' in den Sitten- und erotischen Kulturgeschichten, die damals zahlreich aufgelegt wurden." (zit. nach: Ausst.Kat. Georg-Kolbe-Museum, Berlin 1992, S. 76). Überaus spannend zu beobachten ist hier also die Thematisierung zeitgenössischer Gesellschafts-, Rollen- und Geschlechterdiskurse sowie deren unmittelbare Übertragung auf ein Kunstwerk. Diese gesellschaftspolitische Aktualität der "Engländerin" sowie ihre künstlerische Meisterschaft machen das Werk bereits zu Zeiten seiner Entstehung zu einem hoch gelobten Kunstwerk, was sich vor allen Dingen in der zeitgenössischen Kunstkritik widerspiegelt, wenn etwa Hermann von Wedderkop schreibt: "Diese Engländerin ist [..] ein Gebilde, das von Ernesto de Fiori ist, und nur von ihm sein kann. Die Quintessenz seiner Kunst, seiner künstlerischen Überzeugung, sie ist der Typ, den dieser swell [sic!] liebt, hart, dünn, herbe, fest, mit zartesten Linien umrissen, deren überall nüancierte Führung seine Verliebtheit offenbar macht. Fiori ist ein ausgezeichneter Portraitist [..]. Diese Veranlagung hat ihn nicht gestört, hier etwas Wertvolleres zu schaffen, der sich unverkennbar, von dem benachbarten, oft verwandten Typus der Amerikanerin unterscheidet, gepflegter, feiner, edler, ätherischer. [..] Diese 'Engländerin' ist die richtig gefundene Mitte: nicht Frau, nicht Jungfrau, gleichgültig, sondern miß, eine bleibende miß ob aller Geschehnisse, daher von metaphysischer Bedeutung, so daß, wer wollte, wirklich Gehaltvolles darüber schreiben könnte." (zit. nach: Ausst.Kat. Georg-Kolbe-Museum, Berlin 1992, S. 78). Im Nachklang dieser 1925 geschriebenen Zeilen voller Inbrunst und Begeisterung gilt die "Engländerin" noch heute mit Recht als die wohl bekannteste Frauenfigur Ernesto de Fioris.
337
Ernesto de Fiori
Engländerin, 1924.
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