Auktion: 415 / Klassische Moderne am 06.06.2014 in München Lot 87

 

87
Albert Birkle
Schwäbische Straße mit Kalkfelsformation im oberen Donautal, Um 1926.
Öl
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 23.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Schwäbische Straße mit Kalkfelsformation im oberen Donautal. Um 1926.
Öl auf fester Malpappe.
Links unten signiert. Verso signiert und betitelt sowie handschriftlich betitelt. 72 x 50 cm (28,3 x 19,6 in). [DB].

Wir danken Roswita und Victor Pontzen, Archiv und Werkbetreuung Albert Birkle, Salzburg, für die freundliche Unterstützung. Das Werk wird in das in Vorbereitung befindliche erweiterte Werkverzeichnis aufgenommen.

Albert Birkle beginnt nach dem Ende des Ersten Weltkriegs eine Lehre als Dekorationsmaler im väterlichen Betrieb. Ab 1918 studiert er an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin-Charlottenburg bei Ferdinand Spiegel und Paul Plontke. Als jüngstes Mitglied findet Birkle 1923 Aufnahme in der "Berliner Sezession" und ein Jahr später in der von Max Liebermann als Präsident geleiteten "Preußischen Akademie der Künste". Während dieser Studienjahre formt er einen religiös-sozialkritischen Realismus mit neusachlichen Zügen aus, der vor allem in seinen eigenwilligen Charakterköpfen karikaturistische Momente annimmt. 1924 heiratet Birkle die Kunstgewerblerin Elisabeth Starosta. Unmittelbar nach dem Hochschulabschluss wird er Meisterschüler von Prof. Arthur von Kampf an der Preußischen Akademie der Künste.

Eine gewisse Schwermütigkeit liegt über den einsamen Landschaften von Albert Birkle. Er, der in seinen Menschendarstellungen bis an den Rand des extremen Ausdrucks geht, bleibt in seinen Landschaften fast sanft und seltsam unverbindlich. Die leicht verschwommenen Konturen und eine fein abgestimmte Farbigkeit geben dem ländlichen Sujet ihr besonderes Gepräge. Obwohl in der Nachfolge der Neuen Sachlichkeit zu sehen, ist dieses Werk von Albert Birkle in seinem Aussagewert eher von einem romantischen Grundton durchdrungen.

1927 findet in Berlin die erste Einzelausstellung Birkles in der Galerie Hinrichsen statt. Im selben Jahr lehnt der Künstler die Berufung an die Königsberger Akademie ab, um Aufträge für kirchliche Wandmalereien ausführen zu können. 1932 siedelt er nach Salzburg über. In den 1930er Jahren verlieren sich in Birkles Werk die sozialkritisch zugespitzten Tendenzen; Landschaften und Industriemotive werden stimmungshafter und monumentaler. Dieselben Bilder, mit denen der Künstler 1936 Deutschland auf der Biennale in Venedig vertritt, werden 1937 vor Ausstellungseröffnung im Haus der Deutschen Kunst in München entfernt und weitere Werke aus öffentlichen Sammlungen als "entartet" beschlagnahmt. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, meldet sich Birkle freiwillig zum Reichsarbeitsdienst, wodurch ihm vorübergehend der Militärdienst erspart bleibt. Als Kriegsmaler führt der überzeugte Pazifist einen Freskoauftrag in der Kaserne in Glasenbach aus und wird als Kriegsberichterstatter nach Frankreich geschickt. 1946 erhält Birkle die österreichische Staatsbürgerschaft und wirkt in seiner neuen Wahlheimat vor allem als religiöser Glasmaler, der in der Anwendung der aus Frankreich kommenden "Dalleglas-Technik" neue Wege beschreitet. 1958 wird Birkle der Professorentitel verliehen. Die 1950er und 1960er Jahre sind erfüllt von einem intensiven Schaffen auf dem Gebiet der Glasmalerei. Es entstehen zahlreiche bedeutende Werke und Fensterzyklen religiös-dekorativer Prägung. Im expressiven malerischen und zeichnerischen Spätwerk greift Birkle - sich als "Chronist der Zeit" verstehend - auf frühere Motive der 1920er und 1940er Jahre und deren sozialkritische Tendenzen zurück. Auch in seinen biblischen Darstellungen findet sich das Mittel des kritischen Zeitkommentars wieder. Am 29. Januar 1986 stirbt Albert Birkle in Salzburg.




87
Albert Birkle
Schwäbische Straße mit Kalkfelsformation im oberen Donautal, Um 1926.
Öl
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 23.750

(inkl. Käuferaufgeld)