Auktion: 412 / Alte Meister am 22.11.2013 in München Lot 182

 

182
Alexander Koester
Dem Ufer zu, 1900.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 30.188

(inkl. Käuferaufgeld)
Dem Ufer zu. Ca. 1900-05.
Öl auf Leinwand.
Stein 614. 57 x 86 cm (22,4 x 33,8 in).
Verso auf dem Keilrahmen Reste eines Ausstellungsetiketts "Ständige Kunst-Ausstellung der Münchener Künstler[genossenschaft] [..]". Im originalen Künstler-Rahmen.

Mit einer Expertise der Galerie Schüller, München, vom 5. März 2010.

PROVENIENZ: Privatbesitz Österreich (Geschenk des Künstlers, seither in Familienbesitz).

Alexander Koester wird 1864 in Bergneustadt im Bergischen Land bei Köln geboren. Nach der Schulzeit in Siegen wird er auf Wunsch seiner Eltern 1882 Apothekerlehrling in Wintzheim bei Colmar. Kurz nach dem Tod seines Vaters legt er 1885 sein Examen erfolgreich ab, gibt den Apothekerberuf jedoch auf. Stattdessen schreibt er sich an der Karlsruher Akademie bei Carl Hoff und Claus Meyer ein. Während der Studienzeit unternimmt Koester ausgedehnte Reisen, vor allem Wanderungen durch das Inn- und Ötztal, auf denen viele Skizzen entstehen. Mit Porträt- und Genredarstellungen ist der junge Künstler bereits auf zahlreichen Ausstellungen vertreten und verdient mit Auftrags-Porträts seinen Lebensunterhalt. 1893 heiratet Alexander Koester die aus Klausen in Südtirol stammende Isabella Kantioler. Bereits ab 1891 hatte er seine Sommer im Gasthof "Lampl" von Isabellas Eltern verbracht, der Treffpunkt vieler Künstler war. Nach seinem Studienabschluss in Karlsruhe zieht die Familie Koester nach Klausen um, wo er unter den neuen Arbeitsbedingungen zu einer großen Produktivität gelangt. Es entstehen zahlreiche Werke direkt nach der Natur, wobei die Ente zu seinem bevorzugten Sujet zählt und ihn in einer großen Variationsbreite noch dreißig Jahre lang beschäftigen wird. Auch bei seinen Kunden erfreut sich dieses Motiv in kürzester Zeit großer Beliebtheit. Koester mietet in München ein Atelier, um von hier aus bequemeren Zugang zu den oberbayerischen Landschaften zu haben, in denen er im Sommer malt. Malerisch immer virtuoser gibt er in spätimpressionistischer Manier das Spiel von Licht und Schatten auf dem Gefieder der Enten und der spiegelnden Wasserflächen wieder.

"Die Enten verkörpern in Koesters Darstellungen gleichsam den Aspekt der Freiheit in der Natur. Er sieht sie vorwiegend ohne irgendwelche Aggression und ohne besondere Dramatik unter dem Spiel von Sonnenflecken in kleinen Ausschnitten. Daraus erklärt sich auch der eigentümliche Stimmungsgehalt seiner Bilder, der sich in einer liebevollen Beobachtung des scheinbar zufällig erfaßten, ungestört sich darbietenden Tierlebens zeigt. Künstlerisch wird dies mit einem hohen Maß an Naturalismus erreicht, mit dem Koester in der besten Tradition des 19. Jahrhunderts steht." (Mario-Andreas von Lüttichau, in: Ausst.Kat. München u.a. 1985, Alexander Koester. Werke aus der Schenkung Else Eckhard, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München1985, S. 27).

Der Erfolg bleibt nicht aus: 1904 wird Koester auf der Weltausstellung in St. Louis für das Bild "Enten" mit der Goldmedaille ausgezeichnet, eine weitere Goldmedaille verleiht ihm Prinzregent Luitpold von Bayern für das gleichnamige, aber deutlich größere Gemälde "Dem Ufer zu", das sich heute in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen befindet. Ab 1908 sucht der Künstler regelmäßig das Bodenseegebiet auf, um dort große, weite Wasserflächen in allen Wetterstimmungen zu malen. Während des Krieges lebt Koester zeitweise in Dießen am Ammersee und wird 1925 dort endgültig sesshaft. Mit großem Eifer widmet er sich in seinen letzten Lebensjahren der Darstellung von Blumenstillleben. Das Motiv der Enten nimmt allerdings bis zuletzt einen großen Stellenwert in seinem Schaffen ein. Als angesehener Künstler stirbt Alexander Koester am 21. Dezember 1932 in München. Die unzähligen Entendarstellungen begründen noch heute seinen Ruf als "Enten-Koester". [CB].




182
Alexander Koester
Dem Ufer zu, 1900.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 30.188

(inkl. Käuferaufgeld)