Auktion: 412 / Alte Meister am 22.11.2013 in München Lot 222

 

222
Josef von Brandt
Durchgegangen, 1908.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 87.840

(inkl. Käuferaufgeld)
Durchgegangen. Ca. 1908.
Öl auf Leinwand.
Links unten monogrammiert. Zusätzlich bezeichnet. 60 x 100 cm (23,6 x 39,3 in).
Verso mit dem Etikett "M.K.V. 915".

PROVENIENZ: Galerie Heinemann, München 1912 (Heinemann-Nr. 10895, verso mit dem Etikett. Mit Kaufquittung in Kopie).
Seitdem Privatsammlung Rheinland-Pfalz.

AUSSTELLUNG: X.Internationale Kunstausstellung im königlichen Glaspalast zu München, 1909, Kat.-Nr. 201 (ohne Abb.).

Josef von Brandt wird 1841 im ostpolnischen Szczebrzeszyn bei Lublin geboren. Der Vater ist Arzt, seine Mutter Amateurmalerin. 1858 geht Brandt nach Paris und beginnt zunächst ein Ingenieurstudium, wendet sich aber bald auf Anregung des polnischen Malers Juliusz Kossak der Malerei zu. Er nimmt Unterricht bei Léon Cogniet, Henryk Rodakowski und Kossak. 1860 kehrt Brandt mit Kossak zurück in die Heimat, gemeinsam bereisen sie das östliche Polen und die Ukraine. Auf Anraten seines Onkels, dem Schlachtenmaler Stanislaw Lessel und des befreundeten Malers Józef Simmler zieht Brandt 1863 nach München und wird dort Schüler von Karl von Piloty an der Kunstakademie. Die meiste Zeit studiert und arbeitet er jedoch in den privaten Ateliers der Maler Franz Adam und Theodor Horschelt. Die Sommermonate verbringt Brandt in Oronsko in Polen, seit 1866 unterhält er dort ein eigenes Atelier. In München bildet sich um Josef Brandt ab etwa 1875 ein Künstlerkreis junger, vor allem polnischer Maler, die sogenannte Brandt-Schule. Dazu zählen unter anderem Alfred von Wierusz-Kowalski und Franz Roubaud. Mit seinen Darstellungen von historischen Kosaken- und Tatarenkriegern, Pferdemärkten und Jagdszenen ist Brandt über Jahrzehnte hinweg überaus erfolgreich. Seit Ende der 1870er Jahre sind seine Gemälde regelmäßig auf den Ausstellungen im Pariser Salon und dem Glaspalast in München vertreten.

Für das Gemälde „Durchgegangen“ greift Brandt auf ein Kompositionsschema zurück, das er bereits um 1885 für das sehr ähnlich angelegte Gemälde „Durchgehendes Gespann“ verwendet hat. Bei dem älteren, nur minimal größeren Gemälde ist ebenfalls ein Fuhrwerk mit zwei durchgehenden Pferden dargestellt, jedoch spiegelbildlich und mit etwas mehr Staffage im Hintergrund. Auch bei der „Rückkehr vom Pferdemarkt“, ebenfalls um 1885 entstanden, findet sich ein sehr ähnlicher dynamischer Bildaufbau. „Man fragt sich, warum dieses wilde, alles sprengende Getümmel doch im Prinzip ausgeglichen ist. Das Geheimnis ist wohl ein strenges Beachten der Bilddiagonalen, also letztlich ein Prinzip der Renaissance, welches durch das Fehlen von eindeutigen Linien fast bis zur Unkenntlichkeit camoufliert ist. Wer sich die Mühe macht, Perspektivlinien anzulegen, wird wichtige Punkte mit großer Genauigkeit auf den Diagonalen angeordnet finden.“ (Hans-Peter Bühler, Jäger, Kosaken und polnische Reiter, Hildesheim u.a. 1993, S. 110).

Seit den 1870er Jahren werden Brandts Gemälde international gehandelt und sind bis nach Nordamerika sehr gefragt. Lange Jahre wird er von der Münchner Galerie Wimmer vertreten, ab dem Jahr 1900 übernimmt die bekannte Galerie Heinemann in München seine Vertretung. 1915 stirbt Josef von Brandt während seines Sommeraufenthalts in Radom. [CB].




222
Josef von Brandt
Durchgegangen, 1908.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 87.840

(inkl. Käuferaufgeld)