L'Innocence tourmentée par l'amour. Ca. 1871.
Terrakotta.
Vorne an der Plinthe bezeichnet "A. Carrier-Belleuse". Höhe: 62,5 cm (24,6 in).
Auf rundem Holzsockel.

LITERATUR: Vgl. Ausst.Kat. Vers l'Age d'Airain. Rodin en Belgique, Musée Rodin, Paris 1997, S. 109f.

Carrier-Belleuse ist tätig für zahlreiche Porzellan- und Keramikmanufakturen in Frankreich, England und Belgien. Er fertigt vor allem Dekorationsskulpturen und Porträtbüsten, aber auch Reliefs für sakrale und profane Bauten sowie monumentale Denkmäler. Die Figur „L'Innocence tourmentée par l'amour“ ist in ihrer Leichtigkeit und Eleganz eine typische Arbeit des Bildhauers, der deutlich von Clodion beeinflusst ist. Die weibliche Figur verbildlicht die Unschuld, die sie bedrängenden und an ihrem Gewand ziehenden kleinen Amoretten stellen die Liebe dar. Die große Beliebtheit dieser Komposition zeigt sich in der Vielzahl an Exemplaren, die sowohl in Terrakotta, Porzellan, Bronze und Marmor ausgeführt wurden. Das Terrakotta-Original befindet sich im Carnegie Museum of Art in Pittsburgh, eine 140 cm große Variante ist im Musée Antoine-Lécuyerin Saint-Quentin in Nordfrankreich ausgestellt.
Bereits 1902 schreibt der belgische Kunstkritiker Sander Pierron diese Figur Auguste Rodin, dem Schüler Carrier-Belleuse' zu. 1864 wird Rodin ins Atelier von Carrier-Belleuse in Paris aufgenommen und er assistiert seinem Lehrer bei der Herstellung zahlreicher Terrakotta-Plastiken. Alle von Rodin während dieser Zeit modellierten Arbeiten werden in der gängigen Werkstattpraxis mit dem Namen des Meisters bezeichnet. Vermutlich entsteht der Entwurf zu dieser Figur im Frühjahr 1871 in Brüssel, da Carrier-Belleuse aufgrund des preußisch-französischen Krieges die Werkstatt von Paris nach Belgien verlegt hatte. In den in Vorbereitung befindlichen Catalogue de l'Oeuvre Sculpté d'Auguste Rodin von Jérôme Le Blay und François Lorenceau wird die Figur „L'Innocence tourmentée par l'amour“ als Werk Rodins aufgenommen. [CB].