Auktion: 410 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.12.2013 in München Lot 1201.10

 

1201.10
Maurice Estève
La chapelaude, 1951.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 97.600

(inkl. Käuferaufgeld)
La chapelaude. 1951.
Öl auf Leinwand.
Prudhomme-Estève 365. Links unten signiert und datiert. Verso nochmals signiert und datiert sowie betitelt. 53,7 x 65 cm (21,1 x 25,7 in).

Estèves Kompositionen aus den 1950er Jahren wurden in den vergangenen 20 Jahren nur selten auf dem deutschen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: www.artnet.de).

PROVENIENZ: Privatsammlung Brüssel.
Privatsammlung Wuppertal.
Privatsammlung Süddeutschland.

Maurice Estève wird am 2. Mai 1904 im französischen Culan geboren. 1913 zieht er mit seinen Eltern nach Paris, wo er bald damit anfängt, sich künstlerisch zu bilden. Bei seinen Besuchen im Louvre in den zwanziger Jahren beeindrucken Estève vor allem die Maler Jean Fouquet und Paolo Uccello. Unter den Modernen übt Paul Cézanne den größten Einfluss auf ihn aus. Estève ist weitgehend Autodidakt, ab 1924 besucht er lediglich das freie Atelier der Akademie Colarossi und versucht nach dem Vorbild Georges Braques und Fernand Légers zu einer konstruktiven Umsetzung seiner Motive zu gelangen. Damit schafft er eine Art kubistischen Fauvismus. Estèves umfangreiches Schaffen beschränkt sich nicht auf das Genre der Malerei, er widmet sich ebenso der Collage, dem Textildesign und der Wandmalerei. Die extrovertierten Avantgardezirkel meidend, gehört Estève trotzdem zum Kern der Künstler, die der "École de Paris" nach 1945 zu neuem Durchbruch verhelfen.

Estèves Œuvre, wie auch das seiner Künstlerkollegen Riopelle und Bazaine, begründet eine neue Bildsprache, eine lyrische Abstraktion, deren Ziel es ist, Form und Farbe in fast poetischer Attitüde darzustellen. Mit diesem Anspruch entsteht auch die vorliegende Komposition: Estèves Formensprache entspringt den Auffassungen des Kubismus und den von dort kommenden klaren Formgestalten Légers. Er ahmt die Wirklichkeit nicht nach, sondern erarbeitet seine Form der Abstraktion in Analyse seiner Beziehung zur Wirklichkeit. Er befreit sich vom wiedererkennbaren Gegenstand und macht die reine Poesie der malerischen Formulierung zum ausschließlichen Bildgegenstand. Estève erschafft eine Bildwelt, die aus sich selber lebt und uns an nichts diesseits Bekanntes erinnert. Dabei ist er um ein harmonisches Gleichgewicht von Form und Farbe bemüht. In den verschiedenen Zonen und Ebenen setzt er bisweilen die Farbnuancen harmonisch nebeneinander, ein anderes Mal stellt er kontrastierende Farbtöne gegenüber. Das Zusammenspiel von Kolorit und Form lässt den Betrachter teilhaben an den Eindrücken, die Landschaft und Licht Frankreichs wohl beim Künstler hinterlassen haben.

Maurice Estèves Werke haben ihren Platz in vielen renommierten Museen und Sammlungen auf der ganzen Welt gefunden. Er stirbt am 29. Juni 2001 im hohen Alter von 97 Jahren in seiner Heimatstadt Culan. [KP].




1201.10
Maurice Estève
La chapelaude, 1951.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 97.600

(inkl. Käuferaufgeld)