Auktion: 409 / Klassische Moderne und Seitenwege der dt.Avantgard am 06.12.2013 in München Lot 369

 

369
Paul Kleinschmidt
Landschaft bei Cassis, 1931.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 46.360

(inkl. Käuferaufgeld)
Landschaft bei Cassis. 1931.
Öl auf Leinwand.
Nicht bei Lipps-Kant. Rechts unten monogrammiert und datiert (in die nasse Malschicht eingeritzt). 65 x 100 cm (25,5 x 39,3 in).

Wir danken Frau Dr. Barbara Lipps-Kant, Tübingen, für die freundliche Unterstützung.

PROVENIENZ: Privatsammlung Baden-Württemberg.

Am 31. Juli 1883 wird Paul Kleinschmidt als Spross einer Künstlerfamilie geboren, der Vater ist Direktor einer Wanderbühne, die Mutter Schauspielerin. Während eines Kunststudiums an der Berliner Akademie bei dem Historienmaler Anton von Werner ist Adolf von Menzel das künstlerische Vorbild von Paul Kleinschmidt. In dieser Zeit lernt er auch Lovis Corinth kennen, der ihn sowohl menschlich als auch künstlerisch beeindruckt. 1904 setzt Kleinschmidt das Kunststudium an der Münchner Akademie bei Peter Halm und Heinrich von Zügel fort. Hier macht er sich mit den Techniken der Lithografie und Radierung vertraut. So ist der Künstler im Anschluss an die Studienzeit als Maler und Grafiker in Berlin tätig und beteiligt sich dort 1908 und 1911 an den Ausstellungen der Sezession. 1914 erhält Paul Kleinschmidt die Einberufung zum Wehrdienst, wird aber wegen einer Gasvergiftung ein Jahr später vom Kriegsdienst suspendiert. Ab 1915 übt er verschiedene Tätigkeiten, u.a. als Maschinenzeichner und Zeichenlehrer, aus. In dieser Zeit entstehen viele seiner bedeutendsten Radierungen und Lithografien, die 1923 in der ersten Kleinschmidt-Ausstellung im Euphorion-Verlag und 1925 bei F. Gurlitt in Berlin gezeigt werden. Danach geht die druckgrafische Produktion zugunsten einer intensiveren Beschäftigung mit der Malerei zurück. 1927 knüpft Paul Kleinschmidt erste Kontakte mit dem New Yorker Kunstsammler Erich Cohn, der schließlich sein Mäzen wird.

In seinen südfranzösischen Landschaften ist Paul Kleinschmidt den erklärten Vorbildern Paul Cézanne und Vincent van Gogh nur bedingt gefolgt. Kleinschmidts Sicht ist die einer gedrängten Fülle der landschaftlichen Ereignisse, die etwas im Widerspruch zu der an sich kargen Landschaft dieser Region steht. Vergleiche mit den übrigen Sujets im malerischen Œuvre von Kleinschmidt drängen sich auf. Auch hier ist die optische Fülle ein immer wiederkehrendes Merkmal seiner Kompositionen. Die pastos aufgetragene Farbe in ihrer plastischen Modulierung gibt selbst monochromen Flächen eine lebendige Struktur. Paul Kleinschmidt schafft in diesen Landschaften eine komprimierte Fassung von Eindrücken, die seiner Auffassung der erlebten Wirklichkeit entspricht.

1932 zieht der Künstler von Berlin nach Süddeutschland, wo er zunächst in Klingenstein bei Blaubeuren, dann in Ulm wohnt. Doch auch diese Stadt verlässt er bereits ein Jahr später, um nach Ay bei Senden zu gehen. Hier sind er und seine Familie schon bald politischen Repressionen ausgesetzt. Der politische Druck nimmt zu, so dass Kleinschmidt seine Emigration nach Holland plant und 1936 durchführt. Von dort aus geht er 1938 nach Frankreich. Im Februar 1940 wird Kleinschmidt für mehrere Monate in verschiedenen Lagern interniert, anlässlich der französischen Kapitulation dann wieder freigelassen. In Bensheim ansässig wird Paul Kleinschmidt 1943 mit einem Malverbot belegt. 1945 verbrennt bei einem Bombenangriff sein gesamter Besitz. Die schon 1940 diagnostizierte Angina Pectoris verstärkt sich ab 1948 derart, dass sich der Künstler nicht mehr erholt und ein Jahr später am 2. August 1949 stirbt. [KD].




369
Paul Kleinschmidt
Landschaft bei Cassis, 1931.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 46.360

(inkl. Käuferaufgeld)