344
Gerhard Marcks
Still allein, 1932.
Bronze
Schätzung:
€ 40.000 Ergebnis:
€ 51.240 (inkl. Käuferaufgeld)
Still allein. 1932.
Bronze mit dunkelbrauner Patina.
Rudloff 262. Mit dem Künstlersignet auf der Fußsohle. Darunter mit dem Gießerstempel "Noack Berlin Friedenau", darüber zweifach mit der eingeschlagenen Nummerierung "1". Eines von mindestens sieben bei Rudloff geführten Exemplaren. 62,8 x 50 x 38 cm (24,7 x 19,6 x 14,9 in).
Früher Guss um 1950.
Die Bronze "Still allein" wird erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: www.artnet.de).
Mit einem schriftlichen Gutachten von Dr. Arie Hartog, Bremen, vom 15. November 2013.
PROVENIENZ: Privatsammlung Norddeutschland.
AUSSTELLUNG: (wohl jeweils anderes Exemplar:)
Antike Formprobleme in neuerer Kunst. Kunstverein Hamburg 1936, Kat.Nr. 86.
Gerhard Marcks, Kestner-Gesellschaft, Hannover 1936, Kat.Nr. 8.
Gerhard Marcks, Kunstsalon Fischer, Bielefeld 1937, m. Kat.
Deutsche Kunst, 1930-1949. Kunsthaus Zürich, Zürich 1949, Kat.Nr. 145.
Gerhard Marcks, Galerie Franke, München 1949, Kat.Nr. 42.
Gerhard Marcks, Walker Art Center, Minneapolis 1953, Kat.Nr. 10 (mit Abb.).
Gerhard Marcks, UCLA Art Galleries, Los Angeles 1969, Kat.Nr. 3 (mit Abb.).
LITERATUR: (wohl jeweils anderes Exemplar:)
Helen Read, Modern German Sculpture at the Germanic Museum, in: American-German Review, März 1936, Bd. 2, Heft 3, S. 41.
Will Grohmann, Der Bildhauer Gerhard Marcks, in: Die Kunst, 1937, Jg. 38, Bd. 75, Heft 11, S. 332 (mit Abb. S. 329).
Alfred Hentzen, Deutsche Bildhauer der Gegenwart, Berlin o. J. (1935), S. 119.
Klaus Leonhardi, Gerhard Marcks. Ein Hamburger Bildhauer, in: Der Weg, 1951, Jg. 5, Heft 1, S. 12 (mit Abb.).
Adolf Rieth, Gerhard Marcks, Recklinghausen 1959, S. 13.
Werner Haftmann, Vorwort in: Ausst.Kat. Gerhard Marcks, UCLA Art Galleries, Los Angeles 1969, S. 3.
Andreas Hüneke, Gerhard Marcks in Halle, in: Gerhard Marcks, Kunsthalle Rostock/Staatliche Galerie Moritzburg, Halle 1974, S. 16.
Gerhard Marcks wird am 18. Februar 1889 in Berlin geboren. Nach dem Abitur schließt er sich 1908 zu einer Werkstattgemeinschaft mit dem Bildhauer Richard Scheibe zusammen. Der Militärdienst in Lübeck ab 1912 und die bald darauf erfolgende Einberufung zum Kriegsdienst unterbrechen seine künstlerischen Aktivitäten. 1918 bietet Bruno Paul dem Künstler eine Lehrtätigkeit an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in Berlin an. Marcks nimmt das Angebot an, wechselt aber schon im darauffolgenden Jahr an das Staatliche Bauhaus in Weimar zu Walter Gropius. 1920 wird er mit der Leitung der Bauhaus-Töpferei in Dornburg/Saale betraut. Nach fünf Jahren in dieser Position beruft ihn Paul Thiersch als Lehrer der Bildhauerklasse der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle an der Saale. In dieser Zeit unternimmt Marcks verschiedene Studienreisen nach Italien und Paris sowie 1928 seine erste Reise nach Griechenland. In diesem Jahr wird er auch mit dem Villa-Romana-Preis geehrt.
Einem Entwurf von 1931 zufolge hatte Gerhard Marcks ursprünglich einen Giebel mit Figuren gestalten wollen, der jedoch nicht zur Ausführung kam. "Still allein" ist eine der Giebelfiguren, die nun ohne ihre für das Giebelfeld gedachten Pendants für sich wirkt. Das kontemplative Element ist hier der tragende Ausdruck der Plastik, die in ihrer leichten Neigung des Kopfes nach vorn und einer verschatteten Mimik den Zauber einer stillen Entrückung offenbart. Ganz dem Thema entsprechend, von zurückhaltender Art, ist die Gestik. Die nach oben weisende Hand unterstützt noch einmal die Bedeutung. Die Kopfpartie und die parallel platzierten Unterschenkel der angewinkelten Beine schließen die Gestalt nach vorn ab. Das in Gedanken versunkene Wesen, das zu stiller Betrachtung geradezu herausfordert, ist eine der bedeutendsten Plasiken, die Gerhard Marcks geschaffen hat. Hier treffen sich Ausdruck und Form auf geniale Weise, wie wir es von einem der wichtigsten deutschen Bildhauer der klassischen deutschen Moderne erwarten dürfen.
Als Marcks 1933 aus dem Lehramt auf Burg Giebichenstein entlassen wird, zieht er nach Niehagen in Mecklenburg. Vier Jahre später erfolgt die Beschlagnahme seiner Arbeiten. Wie viele andere Künstler ist auch Marcks den Übergriffen der nationalsozialistischen Kulturpolitik ausgesetzt: Er erhält vorläufiges Ausstellungsverbot und die Androhung eines Arbeitsverbotes. Zwei seiner Arbeiten zeigt die Ausstellung "Entartete Kunst". 1943 wird das fünf Jahre zuvor gebaute Atelierhaus in Berlin-Nikolassee und damit auch ein großer Teil der Arbeiten Opfer eines Bombenangriffs. Ebenso werden zahlreiche in Halle ausgelagerte Werke 1945 zerstört. Nach Kriegsende lehrt Marcks an der Landeskunstschule in Hamburg. 1950 übersiedelt er nach Köln-Müngersdorf, wo er wieder ein Atelierhaus errichtet und als freischaffender Künstler arbeitet. Sein Œuvre wird nun durch Preise wie 1954 den Großen Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen und 1955 den Kunstpreis der Stadt Berlin gewürdigt. 1952 schlägt man ihn zum Ritter der Friedensklasse des Ordens "Pour le mérite". Zahlreiche Reisen führen Marcks in den fünfziger und sechziger Jahren in die USA und nach Mexiko, Südafrika, Italien und nach Griechenland. Dort kauft er 1960 ein Sommerhaus auf der Insel Aegina. Ein weiteres Domizil richtet sich Marcks 1973 in Hain in der Eifel ein. Acht Jahre später stirbt er 92-jährig nach einem Schlaganfall. [KD].
Bronze mit dunkelbrauner Patina.
Rudloff 262. Mit dem Künstlersignet auf der Fußsohle. Darunter mit dem Gießerstempel "Noack Berlin Friedenau", darüber zweifach mit der eingeschlagenen Nummerierung "1". Eines von mindestens sieben bei Rudloff geführten Exemplaren. 62,8 x 50 x 38 cm (24,7 x 19,6 x 14,9 in).
Früher Guss um 1950.
Die Bronze "Still allein" wird erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: www.artnet.de).
Mit einem schriftlichen Gutachten von Dr. Arie Hartog, Bremen, vom 15. November 2013.
PROVENIENZ: Privatsammlung Norddeutschland.
AUSSTELLUNG: (wohl jeweils anderes Exemplar:)
Antike Formprobleme in neuerer Kunst. Kunstverein Hamburg 1936, Kat.Nr. 86.
Gerhard Marcks, Kestner-Gesellschaft, Hannover 1936, Kat.Nr. 8.
Gerhard Marcks, Kunstsalon Fischer, Bielefeld 1937, m. Kat.
Deutsche Kunst, 1930-1949. Kunsthaus Zürich, Zürich 1949, Kat.Nr. 145.
Gerhard Marcks, Galerie Franke, München 1949, Kat.Nr. 42.
Gerhard Marcks, Walker Art Center, Minneapolis 1953, Kat.Nr. 10 (mit Abb.).
Gerhard Marcks, UCLA Art Galleries, Los Angeles 1969, Kat.Nr. 3 (mit Abb.).
LITERATUR: (wohl jeweils anderes Exemplar:)
Helen Read, Modern German Sculpture at the Germanic Museum, in: American-German Review, März 1936, Bd. 2, Heft 3, S. 41.
Will Grohmann, Der Bildhauer Gerhard Marcks, in: Die Kunst, 1937, Jg. 38, Bd. 75, Heft 11, S. 332 (mit Abb. S. 329).
Alfred Hentzen, Deutsche Bildhauer der Gegenwart, Berlin o. J. (1935), S. 119.
Klaus Leonhardi, Gerhard Marcks. Ein Hamburger Bildhauer, in: Der Weg, 1951, Jg. 5, Heft 1, S. 12 (mit Abb.).
Adolf Rieth, Gerhard Marcks, Recklinghausen 1959, S. 13.
Werner Haftmann, Vorwort in: Ausst.Kat. Gerhard Marcks, UCLA Art Galleries, Los Angeles 1969, S. 3.
Andreas Hüneke, Gerhard Marcks in Halle, in: Gerhard Marcks, Kunsthalle Rostock/Staatliche Galerie Moritzburg, Halle 1974, S. 16.
Gerhard Marcks wird am 18. Februar 1889 in Berlin geboren. Nach dem Abitur schließt er sich 1908 zu einer Werkstattgemeinschaft mit dem Bildhauer Richard Scheibe zusammen. Der Militärdienst in Lübeck ab 1912 und die bald darauf erfolgende Einberufung zum Kriegsdienst unterbrechen seine künstlerischen Aktivitäten. 1918 bietet Bruno Paul dem Künstler eine Lehrtätigkeit an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in Berlin an. Marcks nimmt das Angebot an, wechselt aber schon im darauffolgenden Jahr an das Staatliche Bauhaus in Weimar zu Walter Gropius. 1920 wird er mit der Leitung der Bauhaus-Töpferei in Dornburg/Saale betraut. Nach fünf Jahren in dieser Position beruft ihn Paul Thiersch als Lehrer der Bildhauerklasse der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle an der Saale. In dieser Zeit unternimmt Marcks verschiedene Studienreisen nach Italien und Paris sowie 1928 seine erste Reise nach Griechenland. In diesem Jahr wird er auch mit dem Villa-Romana-Preis geehrt.
Einem Entwurf von 1931 zufolge hatte Gerhard Marcks ursprünglich einen Giebel mit Figuren gestalten wollen, der jedoch nicht zur Ausführung kam. "Still allein" ist eine der Giebelfiguren, die nun ohne ihre für das Giebelfeld gedachten Pendants für sich wirkt. Das kontemplative Element ist hier der tragende Ausdruck der Plastik, die in ihrer leichten Neigung des Kopfes nach vorn und einer verschatteten Mimik den Zauber einer stillen Entrückung offenbart. Ganz dem Thema entsprechend, von zurückhaltender Art, ist die Gestik. Die nach oben weisende Hand unterstützt noch einmal die Bedeutung. Die Kopfpartie und die parallel platzierten Unterschenkel der angewinkelten Beine schließen die Gestalt nach vorn ab. Das in Gedanken versunkene Wesen, das zu stiller Betrachtung geradezu herausfordert, ist eine der bedeutendsten Plasiken, die Gerhard Marcks geschaffen hat. Hier treffen sich Ausdruck und Form auf geniale Weise, wie wir es von einem der wichtigsten deutschen Bildhauer der klassischen deutschen Moderne erwarten dürfen.
Als Marcks 1933 aus dem Lehramt auf Burg Giebichenstein entlassen wird, zieht er nach Niehagen in Mecklenburg. Vier Jahre später erfolgt die Beschlagnahme seiner Arbeiten. Wie viele andere Künstler ist auch Marcks den Übergriffen der nationalsozialistischen Kulturpolitik ausgesetzt: Er erhält vorläufiges Ausstellungsverbot und die Androhung eines Arbeitsverbotes. Zwei seiner Arbeiten zeigt die Ausstellung "Entartete Kunst". 1943 wird das fünf Jahre zuvor gebaute Atelierhaus in Berlin-Nikolassee und damit auch ein großer Teil der Arbeiten Opfer eines Bombenangriffs. Ebenso werden zahlreiche in Halle ausgelagerte Werke 1945 zerstört. Nach Kriegsende lehrt Marcks an der Landeskunstschule in Hamburg. 1950 übersiedelt er nach Köln-Müngersdorf, wo er wieder ein Atelierhaus errichtet und als freischaffender Künstler arbeitet. Sein Œuvre wird nun durch Preise wie 1954 den Großen Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen und 1955 den Kunstpreis der Stadt Berlin gewürdigt. 1952 schlägt man ihn zum Ritter der Friedensklasse des Ordens "Pour le mérite". Zahlreiche Reisen führen Marcks in den fünfziger und sechziger Jahren in die USA und nach Mexiko, Südafrika, Italien und nach Griechenland. Dort kauft er 1960 ein Sommerhaus auf der Insel Aegina. Ein weiteres Domizil richtet sich Marcks 1973 in Hain in der Eifel ein. Acht Jahre später stirbt er 92-jährig nach einem Schlaganfall. [KD].
344
Gerhard Marcks
Still allein, 1932.
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