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Ernst Geitlinger
New Yorker Straßenszene mit gelbem Hochhaus, 1926.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 7.000 Ergebnis:
€ 21.875 (inkl. Käuferaufgeld)
New Yorker Straßenszene mit gelbem Hochhaus. 1926.
Öl auf Leinwand.
Nicht bei Nees. Links unten monogrammiert und datiert. 80 x 60 cm (31,4 x 23,6 in).
Es gibt nur wenige bekannte Gemälde Ernst Geitlingers aus den 1920er Jahren. Diese werden nur höchst selten auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten.
PROVENIENZ: Privatsammlung USA.
LITERATUR: Roswitha Nees, Ernst Geitlinger 1895-1972. Leben und Werk, Saarbrücken 2006, S. 54.
Wie viele andere Maler ist Ernst Geitlinger für seine Künstlergeneration wegweisend, jedoch werden er und sein Werk erst ab Mitte der 1970er Jahre wieder entdeckt. Sein Leben verläuft ereignisreich. Nachdem die Familie 1913 in New York eine neue Heimat gefunden hat und Ernst Geitlinger dort an einer privaten Kunstschule seine erste künstlerische Ausbildung erhält, kehrt er im Jahr 1922 mit seiner ebenfalls aus Deutschland stammenden Frau Martha in die alte Heimat zurück. Während Martha wieder nach Amerika geht, beginnt Geitlinger an der Münchner Akademie der Bildenden Künste ein Studium der Malerei bei Karl Caspar. Angeregt durch seinen dem Expressionismus verpflichteten Professor sowie durch Arbeiten Hofers, Kanoldts, Beckmanns und Dix' entsteht ein beachtliches Frühwerk, welches sich auch an Cézanne und den Künstlern der École de Paris zu orientieren sucht. Es sind nur sehr wenige Werke aus dieser frühen Schaffenszeit der 1920er Jahre bekannt, zu denen auch das in unserer Auktion angebotene Gemälde gehört.
Wenngleich die "New Yorker Straßenszene mit gelbem Hochhaus" in Ernst Geitlingers Studienzeit entsteht, ist sie doch weit davon entfernt, eine Studienarbeit zu sein. In höchst expressivem Duktus fängt Geitlinger hier eine belebte Großstadtszenerie ein, mit deren Bildelementen der Künstler New York als Zentrum des technischen Fortschritts inszeniert: Im Vordergrund sind Autos und Straßenbahnen zu erkennen, die Kulisse wird von weit in den Himmel ragenden Wolkenkratzern umfangen, Stahlbrücken überspannen die Straße. Sowohl von der künstlerischen Herangehensweise her als auch in Bezug auf die Motivik ist Ernst Ludwig Kirchner als wichtiger Stichwortgeber erkennbar, denn nicht nur die Farbgebung ist der expressionistischen Ausdrucksfarbe verpflichtet, sondern auch die Bildmotive, insbesondere die prominent dargestellten Eisenbahnbrücken, verweisen, wie Roswitha Nees in ihrer Dissertation über Geitlinger darlegt, auf Kirchners 1914 entstandene Straßenbilder mit Eisenbahnbrücken (Nees 2006, S. 55). Das Gemälde entstand, wie auch die wenigen anderen bekannten New-York-Gemälde, im Zuge eines Aufenthalts in der amerikanischen Großstadt, womit sie dem Betrachter einen faszinierenden, unmittelbaren, künstlerisch überformten Ausdruck des Zeitgeschehens überliefern.
Ende der 1920er Jahre findet sich noch einmal die intensive Beschäftigung mit dem Thema New York im Œuvre des Künstlers. Zum Wintersemester 1930/31 beendet Geitlinger sein Studium an der Münchner Akademie, die sich den zeitgenössischen avantgardistischen Tendenzen standhaft verschließt. In den folgenden Jahren zeigt sich in Geitlingers Werk zunehmend die Tendenz zu großflächigen Kompositionen bei gleichzeitiger Formvereinfachung. Neben kubistischen Elementen finden sich in den Arbeiten dieser Jahre auch immer wieder deutliche Bezüge zu Légers und Picassos monumentaler Formauffassung, die sich insbesondere in Figurenbildern und Akten niederschlägt. Immer wieder sind auch Einflüsse von Künstlern wie Edvard Munch, Marc Chagall, Paul Klee oder Max Klinger erkennbar. Nach 1945 tendiert Geitlingers Werk zunehmend zur Abstraktion, wobei die Gegenständlichkeit immer wieder Thema ist. 1946 ist Geitlinger Mitbegründer der Münchener Künstlervereinigung "Neue Gruppe". Bis 1965 lehrt Geitlinger als Professor an der Münchener Akademie, zu seinen Schülern zählen unter anderem Gerhard von Graevenitz, Janosch und Jan Voss. Erst in den 1970er Jahren wird Ernst Geitlingers Werk, das in der breiten Öffentlichkeit in Vergessenheit geraten war, im Rahmen einer großen Retrospektive im Lenbachhaus präsentiert, 1983 folgt die Gründung der Ernst Geitlinger Gesellschaft. Weitere Werkschauen sind unter anderem 1989 in Ludwigshafen, 1991 in München und 1996 in Neu-Ulm zu sehen. [KP].
Öl auf Leinwand.
Nicht bei Nees. Links unten monogrammiert und datiert. 80 x 60 cm (31,4 x 23,6 in).
Es gibt nur wenige bekannte Gemälde Ernst Geitlingers aus den 1920er Jahren. Diese werden nur höchst selten auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten.
PROVENIENZ: Privatsammlung USA.
LITERATUR: Roswitha Nees, Ernst Geitlinger 1895-1972. Leben und Werk, Saarbrücken 2006, S. 54.
Wie viele andere Maler ist Ernst Geitlinger für seine Künstlergeneration wegweisend, jedoch werden er und sein Werk erst ab Mitte der 1970er Jahre wieder entdeckt. Sein Leben verläuft ereignisreich. Nachdem die Familie 1913 in New York eine neue Heimat gefunden hat und Ernst Geitlinger dort an einer privaten Kunstschule seine erste künstlerische Ausbildung erhält, kehrt er im Jahr 1922 mit seiner ebenfalls aus Deutschland stammenden Frau Martha in die alte Heimat zurück. Während Martha wieder nach Amerika geht, beginnt Geitlinger an der Münchner Akademie der Bildenden Künste ein Studium der Malerei bei Karl Caspar. Angeregt durch seinen dem Expressionismus verpflichteten Professor sowie durch Arbeiten Hofers, Kanoldts, Beckmanns und Dix' entsteht ein beachtliches Frühwerk, welches sich auch an Cézanne und den Künstlern der École de Paris zu orientieren sucht. Es sind nur sehr wenige Werke aus dieser frühen Schaffenszeit der 1920er Jahre bekannt, zu denen auch das in unserer Auktion angebotene Gemälde gehört.
Wenngleich die "New Yorker Straßenszene mit gelbem Hochhaus" in Ernst Geitlingers Studienzeit entsteht, ist sie doch weit davon entfernt, eine Studienarbeit zu sein. In höchst expressivem Duktus fängt Geitlinger hier eine belebte Großstadtszenerie ein, mit deren Bildelementen der Künstler New York als Zentrum des technischen Fortschritts inszeniert: Im Vordergrund sind Autos und Straßenbahnen zu erkennen, die Kulisse wird von weit in den Himmel ragenden Wolkenkratzern umfangen, Stahlbrücken überspannen die Straße. Sowohl von der künstlerischen Herangehensweise her als auch in Bezug auf die Motivik ist Ernst Ludwig Kirchner als wichtiger Stichwortgeber erkennbar, denn nicht nur die Farbgebung ist der expressionistischen Ausdrucksfarbe verpflichtet, sondern auch die Bildmotive, insbesondere die prominent dargestellten Eisenbahnbrücken, verweisen, wie Roswitha Nees in ihrer Dissertation über Geitlinger darlegt, auf Kirchners 1914 entstandene Straßenbilder mit Eisenbahnbrücken (Nees 2006, S. 55). Das Gemälde entstand, wie auch die wenigen anderen bekannten New-York-Gemälde, im Zuge eines Aufenthalts in der amerikanischen Großstadt, womit sie dem Betrachter einen faszinierenden, unmittelbaren, künstlerisch überformten Ausdruck des Zeitgeschehens überliefern.
Ende der 1920er Jahre findet sich noch einmal die intensive Beschäftigung mit dem Thema New York im Œuvre des Künstlers. Zum Wintersemester 1930/31 beendet Geitlinger sein Studium an der Münchner Akademie, die sich den zeitgenössischen avantgardistischen Tendenzen standhaft verschließt. In den folgenden Jahren zeigt sich in Geitlingers Werk zunehmend die Tendenz zu großflächigen Kompositionen bei gleichzeitiger Formvereinfachung. Neben kubistischen Elementen finden sich in den Arbeiten dieser Jahre auch immer wieder deutliche Bezüge zu Légers und Picassos monumentaler Formauffassung, die sich insbesondere in Figurenbildern und Akten niederschlägt. Immer wieder sind auch Einflüsse von Künstlern wie Edvard Munch, Marc Chagall, Paul Klee oder Max Klinger erkennbar. Nach 1945 tendiert Geitlingers Werk zunehmend zur Abstraktion, wobei die Gegenständlichkeit immer wieder Thema ist. 1946 ist Geitlinger Mitbegründer der Münchener Künstlervereinigung "Neue Gruppe". Bis 1965 lehrt Geitlinger als Professor an der Münchener Akademie, zu seinen Schülern zählen unter anderem Gerhard von Graevenitz, Janosch und Jan Voss. Erst in den 1970er Jahren wird Ernst Geitlingers Werk, das in der breiten Öffentlichkeit in Vergessenheit geraten war, im Rahmen einer großen Retrospektive im Lenbachhaus präsentiert, 1983 folgt die Gründung der Ernst Geitlinger Gesellschaft. Weitere Werkschauen sind unter anderem 1989 in Ludwigshafen, 1991 in München und 1996 in Neu-Ulm zu sehen. [KP].
237
Ernst Geitlinger
New Yorker Straßenszene mit gelbem Hochhaus, 1926.
Öl auf Leinwand
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