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301
Max Klinger
Athlet, 1901.
Bronze
Schätzung:
€ 90.000 Ergebnis:
€ 134.200 (inkl. Käuferaufgeld)
Athlet. 1901.
Bronze.
Höhe: 184,5 cm (72,6 in).
Die vorliegende Bronze wurde 1908 von der Gießerei Noack und Brückner, Leipzig, gegossen. Es existieren lediglich zwei weitere Güsse, die sich heute im Leipziger Zoologischen Garten sowie auf dem Grabmal des Künstlers in Großjena befinden.
PROVENIENZ: Sammlung Erich Grossmann-Herrmann, Bischofswerda.
Privatbesitz Deutschland (seit den 1930er Jahren).
AUSSTELLUNG: Max Klinger. Siebzehnte Ausstellung der Berliner Secession, 16.1.-15.2.1909.
Max Klinger. Ausstellung seines künstlerischen Nachlasses sowie anderer Werke des Meisters aus privatem und öffentlichem Besitz, Leipziger Kunstverein, Ende September - Ende November 1920, Kat.Nr. 2.
Gedächtnisausstellung für Max Klinger, Stadtmuseum Bautzen, Oktober/November 1921, Kat.Nr. 16.
Max Klinger 1857-1920, Städtische Galerie im Städelschen Kunstinstitut Frankfurt am Main, 12.2.-7.6.1992, Leipzig 1992, Kat.Nr. 176.
Max Klinger. Auf der Suche nach dem neuen Menschen, Georg-Kolbe-Museum Berlin, 10.6.-2.9.2007, und Edwin Scharff Museum am Petrusplatz Neu-Ulm, 30.11.2007-2.3.2008, Kat.Nr. 27 (mit Farbabb. S. 119 sowie Textabb. S. 37).
LITERATUR: Paul Kühn, Max Klinger, Leipzig 1907, S. 472 f.
Max Schmid, Max Klinger. Knackfuß Künstlermonographien, Heft 41, 5. Auflage, bearbeitet von Julius Vogel, Bielefeld und Leipzig 1926, S. 132.
Max Klinger. Plastische Meisterwerke. Mit einer Einführung von Andreas Priever, Zusammenstellung der Zitate von Karl-Heinz Mehnert, Leipzig 1998, S. 96.
Conny Dietrich, Berufsathleten und Athletenfiguren. Antikenrezeption in der bildenden Kunst um 1900. Lionel Strongfort und Max Klingers kniender "Athlet", in: Nikephoros 21, 2008, S. 31-40 (mit Abb. S. 335, Tafel 7/1).
Ina Gayk, Max Klinger als Bildhauer. Unter Berücksichtigung des zeitgenössischen französischen Kunstgeschehens, Hamburg 2011, Abb. 121.
Wie kaum ein anderer seiner Zeitgenossen ist der Künstler Max Klinger gleichsam als Universalgenie zu benennen, erlangt er doch sowohl auf dem Gebiet der Skulptur als auch in der Malerei und der Grafik gleichermaßen außerordentliche Bewunderung bereits zu Lebzeiten. 1857 in Leizpig geboren, schreibt er sich 1874 an der Großherzoglich Badischen Kunstschule in Karlsruhe ein, ehe er, unterbrochen durch den Militärdienst, seine künstlerische Ausbildung von 1875 bis 1878 in Berlin zum Abschluss bringt. Schon zu Studienzeiten feiert Klinger erste Erfolge, er zeigt seine Werke auf Ausstellungen und wird mit Preisen geehrt. Erstaunlich ist, dass sich Klinger zunächst vornehmlich der Malerei und Grafik sowie der Zeichenkunst widmet - es entstehen so berühmte Radierfolgen wie "Eva und die Zukunft" oder die "Paraphrase über den Fund eines Handschuhs" - um dann, Mitte der 1880er Jahre, sogleich in fulminanter Manier den Grundstein zu legen für sein bildhauerisches Œuvre, ist doch das farbige Gipsmodell des berühmten "Beethoven" als eine der ersten plastischen Arbeiten Klingers auszumachen. Als Modell 1887 vollendet und 1902 in unglaublicher Materialfülle als Monumentalskulptur gefertigt, gehört der "Beethoven" zweifellos zu den Höhepunkten im Werk Klingers.
Ein Jahr vor Vollendung des "Beethoven" entsteht mit der hier angebotenen überlebensgroßen Bronze des "Athleten" ein weiteres Meisterwerk im Klinger'schen Skulpturenreigen. Der monumentale "Athlet", kniend dargestellt mit nach vorne gebeugtem Torso und dramatischer Armhaltung, ist ein Paradebeispiel für die vielfältigen Einflüsse, die Klinger in seinem Werk verarbeitet. Zunächst ist der "Athlet" ein schönes Exempel für das klassische Aktstudium, wie es in der zeitgenössischen akademischen Künstlerausbildung zum Kanon gehört. Für den "Athleten" ist Lionel Strongfort als Aktmodell namentlich benennbar, der als Berufsathlet mit seinen präzise definierten Muskeln für Klinger wohl den starken Athleten par excellence darstellt. Wie genau Klinger den menschlichen Körper studiert, ist an unserer Skulptur aufs Schönste nachvollziehbar, betrachtet man die langen Muskelstränge des wohlproportionierten Körpers und die kräftige Durchbildung der Gliedmaßen sowie die akrobatisch ausbalancierte Haltung des Mannes, die den Betrachter einlädt, die Skulptur zu umschreiten. In ihrer Vielansichtigkeit lenkt Klinger den Blick nicht nur auf den Gesamtentwurf, sondern betont auch eindrucksvoll ausgearbeitete Details wie Hände und Füße und das von Locken umrahmte Gesicht des "Athleten". In vielerlei Hinsicht offenbart der "Athlet" formale Rückbezüge auf skulpturale Vorbilder, die Klinger in seine ihm eigene Stilsprache überführt: Wirkt auf der einen Seite die klassische antike Skulptur als Stichwortgeber, so erkennt man auf der anderen Seite deutlich den Einfluss der Kunst Auguste Rodins, dessen dynamische Körperauffassung sowie der Ansatz des partiellen "non finito" in unserer Skulptur ihren Niederschlag finden. Nicht nur formal, auch inhaltlich steht der "Athlet" ganz in der kunstgeschichtlichen Traditionslinie, bestimmte Klinger doch, dass ein Abguss sein eigenes Grabmal bekrönen sollte. Damit steht Klingers "Athlet" prominent in einer Reihe mit Künstlern wie Michelangelo Buonarroti oder Baccio Bandinelli, die ebenfalls Skulpturen für ihre eigenen Grabmäler konzipierten.
Die Zeit der Entstehung des "Athleten" oder des "Beethoven" markiert zugleich den Höhepunkt von Klingers künstlerischem Schaffen. 1901 nimmt Klinger erstmalig an der IX. Wiener Sezessionsausstellung teil. Hier werden seine Werke neben denen Auguste Rodins präsentiert, wodurch die große Wertschätzung Klingers bildhaften Ausdruck findet. Nur kurze Zeit nach dem Guss des "Athleten" wird die Skulptur 1909 in der Berliner Secessions-Ausstellung gezeigt. Klingers großer Ruhm bringt ihm in der Folge zahlreiche Porträtaufträge ein, die er in eloquenten Plastiken umsetzt. Max Klinger verstirbt am 4. Juli 1920 in Großjena, wo er ab 1919 nach einem erlittenen Schlaganfall lebt. Auf seinem Grabmal steht bis heute der "Athlet", der, so scheint es, über seinen Schöpfer wacht und alles Unheil von ihm fernhält. [KP].
Bronze.
Höhe: 184,5 cm (72,6 in).
Die vorliegende Bronze wurde 1908 von der Gießerei Noack und Brückner, Leipzig, gegossen. Es existieren lediglich zwei weitere Güsse, die sich heute im Leipziger Zoologischen Garten sowie auf dem Grabmal des Künstlers in Großjena befinden.
PROVENIENZ: Sammlung Erich Grossmann-Herrmann, Bischofswerda.
Privatbesitz Deutschland (seit den 1930er Jahren).
AUSSTELLUNG: Max Klinger. Siebzehnte Ausstellung der Berliner Secession, 16.1.-15.2.1909.
Max Klinger. Ausstellung seines künstlerischen Nachlasses sowie anderer Werke des Meisters aus privatem und öffentlichem Besitz, Leipziger Kunstverein, Ende September - Ende November 1920, Kat.Nr. 2.
Gedächtnisausstellung für Max Klinger, Stadtmuseum Bautzen, Oktober/November 1921, Kat.Nr. 16.
Max Klinger 1857-1920, Städtische Galerie im Städelschen Kunstinstitut Frankfurt am Main, 12.2.-7.6.1992, Leipzig 1992, Kat.Nr. 176.
Max Klinger. Auf der Suche nach dem neuen Menschen, Georg-Kolbe-Museum Berlin, 10.6.-2.9.2007, und Edwin Scharff Museum am Petrusplatz Neu-Ulm, 30.11.2007-2.3.2008, Kat.Nr. 27 (mit Farbabb. S. 119 sowie Textabb. S. 37).
LITERATUR: Paul Kühn, Max Klinger, Leipzig 1907, S. 472 f.
Max Schmid, Max Klinger. Knackfuß Künstlermonographien, Heft 41, 5. Auflage, bearbeitet von Julius Vogel, Bielefeld und Leipzig 1926, S. 132.
Max Klinger. Plastische Meisterwerke. Mit einer Einführung von Andreas Priever, Zusammenstellung der Zitate von Karl-Heinz Mehnert, Leipzig 1998, S. 96.
Conny Dietrich, Berufsathleten und Athletenfiguren. Antikenrezeption in der bildenden Kunst um 1900. Lionel Strongfort und Max Klingers kniender "Athlet", in: Nikephoros 21, 2008, S. 31-40 (mit Abb. S. 335, Tafel 7/1).
Ina Gayk, Max Klinger als Bildhauer. Unter Berücksichtigung des zeitgenössischen französischen Kunstgeschehens, Hamburg 2011, Abb. 121.
Wie kaum ein anderer seiner Zeitgenossen ist der Künstler Max Klinger gleichsam als Universalgenie zu benennen, erlangt er doch sowohl auf dem Gebiet der Skulptur als auch in der Malerei und der Grafik gleichermaßen außerordentliche Bewunderung bereits zu Lebzeiten. 1857 in Leizpig geboren, schreibt er sich 1874 an der Großherzoglich Badischen Kunstschule in Karlsruhe ein, ehe er, unterbrochen durch den Militärdienst, seine künstlerische Ausbildung von 1875 bis 1878 in Berlin zum Abschluss bringt. Schon zu Studienzeiten feiert Klinger erste Erfolge, er zeigt seine Werke auf Ausstellungen und wird mit Preisen geehrt. Erstaunlich ist, dass sich Klinger zunächst vornehmlich der Malerei und Grafik sowie der Zeichenkunst widmet - es entstehen so berühmte Radierfolgen wie "Eva und die Zukunft" oder die "Paraphrase über den Fund eines Handschuhs" - um dann, Mitte der 1880er Jahre, sogleich in fulminanter Manier den Grundstein zu legen für sein bildhauerisches Œuvre, ist doch das farbige Gipsmodell des berühmten "Beethoven" als eine der ersten plastischen Arbeiten Klingers auszumachen. Als Modell 1887 vollendet und 1902 in unglaublicher Materialfülle als Monumentalskulptur gefertigt, gehört der "Beethoven" zweifellos zu den Höhepunkten im Werk Klingers.
Ein Jahr vor Vollendung des "Beethoven" entsteht mit der hier angebotenen überlebensgroßen Bronze des "Athleten" ein weiteres Meisterwerk im Klinger'schen Skulpturenreigen. Der monumentale "Athlet", kniend dargestellt mit nach vorne gebeugtem Torso und dramatischer Armhaltung, ist ein Paradebeispiel für die vielfältigen Einflüsse, die Klinger in seinem Werk verarbeitet. Zunächst ist der "Athlet" ein schönes Exempel für das klassische Aktstudium, wie es in der zeitgenössischen akademischen Künstlerausbildung zum Kanon gehört. Für den "Athleten" ist Lionel Strongfort als Aktmodell namentlich benennbar, der als Berufsathlet mit seinen präzise definierten Muskeln für Klinger wohl den starken Athleten par excellence darstellt. Wie genau Klinger den menschlichen Körper studiert, ist an unserer Skulptur aufs Schönste nachvollziehbar, betrachtet man die langen Muskelstränge des wohlproportionierten Körpers und die kräftige Durchbildung der Gliedmaßen sowie die akrobatisch ausbalancierte Haltung des Mannes, die den Betrachter einlädt, die Skulptur zu umschreiten. In ihrer Vielansichtigkeit lenkt Klinger den Blick nicht nur auf den Gesamtentwurf, sondern betont auch eindrucksvoll ausgearbeitete Details wie Hände und Füße und das von Locken umrahmte Gesicht des "Athleten". In vielerlei Hinsicht offenbart der "Athlet" formale Rückbezüge auf skulpturale Vorbilder, die Klinger in seine ihm eigene Stilsprache überführt: Wirkt auf der einen Seite die klassische antike Skulptur als Stichwortgeber, so erkennt man auf der anderen Seite deutlich den Einfluss der Kunst Auguste Rodins, dessen dynamische Körperauffassung sowie der Ansatz des partiellen "non finito" in unserer Skulptur ihren Niederschlag finden. Nicht nur formal, auch inhaltlich steht der "Athlet" ganz in der kunstgeschichtlichen Traditionslinie, bestimmte Klinger doch, dass ein Abguss sein eigenes Grabmal bekrönen sollte. Damit steht Klingers "Athlet" prominent in einer Reihe mit Künstlern wie Michelangelo Buonarroti oder Baccio Bandinelli, die ebenfalls Skulpturen für ihre eigenen Grabmäler konzipierten.
Die Zeit der Entstehung des "Athleten" oder des "Beethoven" markiert zugleich den Höhepunkt von Klingers künstlerischem Schaffen. 1901 nimmt Klinger erstmalig an der IX. Wiener Sezessionsausstellung teil. Hier werden seine Werke neben denen Auguste Rodins präsentiert, wodurch die große Wertschätzung Klingers bildhaften Ausdruck findet. Nur kurze Zeit nach dem Guss des "Athleten" wird die Skulptur 1909 in der Berliner Secessions-Ausstellung gezeigt. Klingers großer Ruhm bringt ihm in der Folge zahlreiche Porträtaufträge ein, die er in eloquenten Plastiken umsetzt. Max Klinger verstirbt am 4. Juli 1920 in Großjena, wo er ab 1919 nach einem erlittenen Schlaganfall lebt. Auf seinem Grabmal steht bis heute der "Athlet", der, so scheint es, über seinen Schöpfer wacht und alles Unheil von ihm fernhält. [KP].
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