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371
Paul Kleinschmidt
Schuhe bindende Ballerina, 1939.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 25.000 Ergebnis:
€ 64.660 (inkl. Käuferaufgeld)
Schuhe bindende Ballerina. 1939.
Öl auf Leinwand.
Nicht bei Lipps-Kant. Rechts unten monogrammiert und datiert (in die nasse Malschicht eingeritzt). 91,5 x 73 cm (36 x 28,7 in).
Wir danken Frau Dr. Barbara Lipps-Kant, Tübingen, für die freundliche Unterstützung.
PROVENIENZ: Privatsammlung Baden-Württemberg.
Am 31. Juli 1883 wird Paul Kleinschmidt als Spross einer Künstlerfamilie geboren, der Vater ist Direktor einer Wanderbühne, die Mutter Schauspielerin. Während eines Kunststudiums an der Berliner Akademie bei dem Historienmaler Anton von Werner ist Adolf von Menzel das künstlerische Vorbild von Paul Kleinschmidt. In dieser Zeit lernt er auch Lovis Corinth kennen, der ihn sowohl menschlich als auch künstlerisch beeindruckt. 1904 setzt Kleinschmidt das Kunststudium an der Münchner Akademie bei Peter Halm und Heinrich von Zügel fort. Hier macht er sich mit den Techniken der Lithografie und Radierung vertraut. So ist der Künstler im Anschluss an die Studienzeit als Maler und Grafiker in Berlin tätig und beteiligt sich dort 1908 und 1911 an den Ausstellungen der Sezession. 1914 erhält Paul Kleinschmidt die Einberufung zum Wehrdienst, wird aber wegen einer Gasvergiftung ein Jahr später vom Kriegsdienst entlassen. Ab 1915 übt er verschiedene Tätigkeiten, u.a. als Maschinenzeichner und Zeichenlehrer, aus. In dieser Zeit entstehen viele seiner bedeutendsten Radierungen und Lithografien, die 1923 in der ersten Kleinschmidt-Ausstellung im Euphorion-Verlag und 1925 bei F. Gurlitt in Berlin gezeigt werden. Danach geht die druckgrafische Produktion zugunsten einer intensiveren Beschäftigung mit der Malerei zurück. 1927 knüpft Paul Kleinschmidt erste Kontakte mit dem New Yorker Kunstsammler Erich Cohn, der schließlich sein Mäzen wird. 1932 zieht der Künstler von Berlin nach Süddeutschland, wo er zunächst in Klingenstein bei Blaubeuren, dann in Ulm wohnt. Der politische Druck nimmt zu, so dass Kleinschmidt seine Emigration nach Holland plant und 1936 durchführt. Von dort aus geht er 1938 nach Frankreich.
Das Motiv der sich nach vorn beugenden Frau, die einen Schuh schnürt, ist im malerischen Werk von Paul Kleinschmidt öfter vertreten. Da ist einerseits eine reizvolle optische Verkürzung, die Gestaltungsspielraum für Einblicke in pikante Details zulässt, und andererseits eine Komposition, die in ihrer drängenden Fülle weiblicher Formen, dem erklärten Ziel einer Verdichtung von Körperlichkeit besonders nahe kommt. Dem dynamischen Dreieck des gewinkelten Beines mit dem Arm steht ein prachtvoll üppiger Oberschenkel zur Seite, stramm umschlossen von einem strapsgehaltenen Seidenstrumpf. Paul Kleinschmidt hat in dieser Komposition seine bildnerischen Phantasien in Bezug auf weibliche Körper voll ausgereizt. Die späten Pastelle sich waschender weiblicher Akte von Edgar Degas, die Kleinschmidt möglicherweise kannte, könnten hier vorbildhaft gewirkt haben. Die eindringliche Souveränität jedoch, mit der Kleinschmidt seine Sujets gestaltet, sind einer Künstlerpersönlichkeit geschuldet, die konsequent eigene Wege ging und so ein Gesamtwerk schafft, das mit seiner optischen Verve, der delikaten Thematik und einer maltechnischen Meisterschaft unverwechselbar dasteht.
Im Februar 1940 wird Kleinschmidt für mehrere Monate in verschiedenen Lagern interniert, anlässlich der französischen Kapitulation dann wieder freigelassen. In Bensheim ansässig wird Paul Kleinschmidt 1943 mit einem Malverbot belegt. 1945 verbrennt bei einem Bombenangriff sein gesamter Besitz. Die schon 1940 diagnostizierte Angina Pectoris verstärkt sich ab 1948 derart, dass sich der Künstler nicht mehr erholt und ein Jahr später am 2. August 1949 stirbt. [KD].
Öl auf Leinwand.
Nicht bei Lipps-Kant. Rechts unten monogrammiert und datiert (in die nasse Malschicht eingeritzt). 91,5 x 73 cm (36 x 28,7 in).
Wir danken Frau Dr. Barbara Lipps-Kant, Tübingen, für die freundliche Unterstützung.
PROVENIENZ: Privatsammlung Baden-Württemberg.
Am 31. Juli 1883 wird Paul Kleinschmidt als Spross einer Künstlerfamilie geboren, der Vater ist Direktor einer Wanderbühne, die Mutter Schauspielerin. Während eines Kunststudiums an der Berliner Akademie bei dem Historienmaler Anton von Werner ist Adolf von Menzel das künstlerische Vorbild von Paul Kleinschmidt. In dieser Zeit lernt er auch Lovis Corinth kennen, der ihn sowohl menschlich als auch künstlerisch beeindruckt. 1904 setzt Kleinschmidt das Kunststudium an der Münchner Akademie bei Peter Halm und Heinrich von Zügel fort. Hier macht er sich mit den Techniken der Lithografie und Radierung vertraut. So ist der Künstler im Anschluss an die Studienzeit als Maler und Grafiker in Berlin tätig und beteiligt sich dort 1908 und 1911 an den Ausstellungen der Sezession. 1914 erhält Paul Kleinschmidt die Einberufung zum Wehrdienst, wird aber wegen einer Gasvergiftung ein Jahr später vom Kriegsdienst entlassen. Ab 1915 übt er verschiedene Tätigkeiten, u.a. als Maschinenzeichner und Zeichenlehrer, aus. In dieser Zeit entstehen viele seiner bedeutendsten Radierungen und Lithografien, die 1923 in der ersten Kleinschmidt-Ausstellung im Euphorion-Verlag und 1925 bei F. Gurlitt in Berlin gezeigt werden. Danach geht die druckgrafische Produktion zugunsten einer intensiveren Beschäftigung mit der Malerei zurück. 1927 knüpft Paul Kleinschmidt erste Kontakte mit dem New Yorker Kunstsammler Erich Cohn, der schließlich sein Mäzen wird. 1932 zieht der Künstler von Berlin nach Süddeutschland, wo er zunächst in Klingenstein bei Blaubeuren, dann in Ulm wohnt. Der politische Druck nimmt zu, so dass Kleinschmidt seine Emigration nach Holland plant und 1936 durchführt. Von dort aus geht er 1938 nach Frankreich.
Das Motiv der sich nach vorn beugenden Frau, die einen Schuh schnürt, ist im malerischen Werk von Paul Kleinschmidt öfter vertreten. Da ist einerseits eine reizvolle optische Verkürzung, die Gestaltungsspielraum für Einblicke in pikante Details zulässt, und andererseits eine Komposition, die in ihrer drängenden Fülle weiblicher Formen, dem erklärten Ziel einer Verdichtung von Körperlichkeit besonders nahe kommt. Dem dynamischen Dreieck des gewinkelten Beines mit dem Arm steht ein prachtvoll üppiger Oberschenkel zur Seite, stramm umschlossen von einem strapsgehaltenen Seidenstrumpf. Paul Kleinschmidt hat in dieser Komposition seine bildnerischen Phantasien in Bezug auf weibliche Körper voll ausgereizt. Die späten Pastelle sich waschender weiblicher Akte von Edgar Degas, die Kleinschmidt möglicherweise kannte, könnten hier vorbildhaft gewirkt haben. Die eindringliche Souveränität jedoch, mit der Kleinschmidt seine Sujets gestaltet, sind einer Künstlerpersönlichkeit geschuldet, die konsequent eigene Wege ging und so ein Gesamtwerk schafft, das mit seiner optischen Verve, der delikaten Thematik und einer maltechnischen Meisterschaft unverwechselbar dasteht.
Im Februar 1940 wird Kleinschmidt für mehrere Monate in verschiedenen Lagern interniert, anlässlich der französischen Kapitulation dann wieder freigelassen. In Bensheim ansässig wird Paul Kleinschmidt 1943 mit einem Malverbot belegt. 1945 verbrennt bei einem Bombenangriff sein gesamter Besitz. Die schon 1940 diagnostizierte Angina Pectoris verstärkt sich ab 1948 derart, dass sich der Künstler nicht mehr erholt und ein Jahr später am 2. August 1949 stirbt. [KD].
371
Paul Kleinschmidt
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