Auktion: 409 / Klassische Moderne und Seitenwege der dt.Avantgard am 06.12.2013 in München Lot 375

 

375
André Masson
L´horizon, 1972.
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 18.438

(inkl. Käuferaufgeld)
L´horizon. 1972.
"Peinture à l'essence" auf Leinwand.
Rechts unten signiert. Verso datiert und betitelt sowie bezeichnet "Suite Entrevisions". Auf dem Keilrahmen nochmals datiert, betitelt und bezeichnet "Peinture à l'essence". 100 x 73,2 cm (39,3 x 28,8 in).
Bei der "Peinture à l'essence" handelt es sich um eine im Werk Massons vorkommende Technik, bei der der Künstler die Pigmente mit ätherischen Ölen und Essenzen anmischt und auf die Leinwand bringt. Es gibt im Œuvre Massons nur wenige in dieser besonderen Technik ausgeführte Gemälde.

PROVENIENZ: Galerie Louise Leiris, Paris (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett, dort handschrifltich bezeichnet sowie mit der handschriftlichen Foto-Nummer "58228" und mit der gestempelten Depot-Nummer "015917").
Galerie Edward Totah, London (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).

Der in Balagny, einem Dorf der Ile de France geborene französische Maler und Graphiker André Masson siedelt 1904 nach Brüssel um, wo er, bevor er 1912 nach Paris geht, die Akademie der Schönen Künste besucht. In Paris wird er in das Atelier Paul Baudoin an der Ecole Nationale Superieure des Beaux-Arts aufgenommen. Bei Kriegsausbruch wird Masson Soldat. Eine schwere Verwundung 1917 hat einen mehrmonatigen Lazarett-Aufenthalt zur Folge. Als er 1922 nach Paris zurückkehrt, wird er in seiner künstlerischen Arbeit zunächst von André Derrain und dem Kubismus beeinflußt. Bald allerdings stößt er auf die Surrealisten und schließt sich 1924 deren Bewegung an. 1925 findet die erste Ausstellung der Surrealisten in der Galerie Pierre statt, an der auch Masson teilnimmt. Fünf Jahre später verlässt Masson aus Protest gegen den autoritären Führungsanspruch Bretons die Gruppe.

Durch den Surrealismus öffnet sich dem Maler der Zugang zum Irrationalen und den psychologischen Quellen der Kunst, deren Tiefe er mit Hilfe der "écriture automatique", einer automatischen Handschrift, hergeleitet aus dem Unbewussten, zu erforschen sucht. Aus dieser unverwechselbaren Methode heraus, entwickelt Masson auch seine hier vorliegende Arbeit "L´horizon", die aus dem Jahr 1972 stammt und den Betrachter in eine Welt voller Wunder einlädt. Massons Werk besteht aus selbstständigen schwingenden Formenkonstruktionen und zeigt ein Spiel von Linien, die wie in Trance gezeichnet erscheinen. Massons Entdeckung des psychischen Automatismus zieht sich wie ein roter Faden durch sein Œuvre, hinter dessen Spontanität und leidenschaftlicher Empfindung sich doch meist eine kubistisch geordnete Bildstruktur ausmachen lässt. André Massons künstlerisches Schaffen zeigt eine einzigartige Auseinandersetzung mit der Welt, die bei dem Werk "L'horizon" mit der Technik "Peinture à l'essence" noch zusätzlich unterstrichen wird.

Obwohl man Masson, insbesondere in den USA, als Anreger des abstrakten Expressionismus feiert, ist er in seinem Werk nie informel geworden, sondern blieb nachdrücklich gegenstandsbezogen. Sein Anliegen ist es, seine eigene Vision zur Realität zu machen und "nicht das Ereignis des Tages zu fotografieren". [KP/MS].




375
André Masson
L´horizon, 1972.
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 18.438

(inkl. Käuferaufgeld)