Auktion: 409 / Klassische Moderne und Seitenwege der dt.Avantgard am 06.12.2013 in München Lot 343

 

343
Gabriele Münter
Blumenbild vor blauschwarzem Grund, 1935.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 128.100

(inkl. Käuferaufgeld)
Blumenbild vor blauschwarzem Grund. Um 1935/1940.
Öl auf Malpappe.
Verso mit dem Nachlassstempel und zwei Etiketten, eines mit der teils handschriftlichen, teils gestempelten Nummer "B 206", das andere mit der gestempelten Nummer "1006". 45 x 33 cm (17,7 x 12,9 in).

Mit einer schriftlichen Bestätigung der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München, vom 22. Oktober 2013. Das Werk wird in das von der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung herausgegebenen Werkverzeichnis der Gemälde von Gabriele Münter aufgenommen.

PROVENIENZ: Galerie Gunzenhauser, München.
Privatsammlung Süddeutschland.

Den ersten Unterricht erhält Gabriele Münter 1897 an der Düsseldorfer Damen-Kunstschule, die weitere Ausbildung im Künstlerinnen-Verein als Schülerin von M. Dasio und A. Jank. Anschließend geht sie nach München und besucht dort die Privatkunstschule "Phalanx"; Leiter der Schule ist Wassily Kandinsky. Mit ihm unternimmt Gabriele Münter ab 1904 viele Reisen u.a. nach Holland, Italien und Frankreich, wo sie Rousseau und Matisse kennenlernen. Stilistisch distanziert sich Münter nun vom Impressionismus und lässt in ihrem Werk Einflüsse der Fauves und der Expressionisten erkennen. Ein ruhigeres Leben beginnt ab 1908 in der mit Kandinsky gemeinsamen Wohnung in München. Mit Klee, Marc, Macke, Jawlensky und Marianne von Werefkin pflegen die beiden regen Kontakt. Für eine produktive künstlerische Zusammenarbeit ist das von Münter gekaufte Landhaus in Murnau die richtige Umgebung. 1909 beginnt die Künstlerin mit Hinterglasbildern, ein Medium, das später auch Kandinsky, Marc, Macke und Campendonk aufgreifen. Zwei Jahre lang ist Münter Mitglied in der "Neuen Künstlervereinigung München". Im Jahr 1911 tritt sie der von Kandinsky und Marc gegründeten Redaktion "Blauer Reiter" bei. Mit Interesse verfolgt Gabriele Münter Kandinskys abstrakte Bilder, bleibt jedoch selbst bei der figurativen Malerei. Ihre Landschaften, Figurenszenen und Porträts zeigen eine Reduktion auf das Wesentliche mit Hang zur humorvollen Charakterisierung. Mit Kriegsausbruch gehen Münter und Kandinsky zunächst in die Schweiz, ein Jahr später (1915) entscheidet sich die Malerin für Stockholm, wo es zur Trennung von Kandinsky kommt. Im Spätherbst 1917 übersiedelt sie nach Kopenhagen. Die 1920er Jahre sind geprägt von vielen Reisen und Aufenthalten in München, Murnau, Köln und Berlin. Durch den Bruch mit Kandinsky in eine tiefe Schaffenskrise geworfen, lebt ihre Malerei erst in den 1930er Jahren neu auf. Ab 1931 lebt Münter ständig in München und Murnau.

Zu Beginn der Murnauer Zeit entwickelt Gabriele Münter einen neuen Malstil, der auf dem bereits Erarbeiteten fußt und bewusst immer mehr Spuren der heimischen naiven Kunst in ihren Werken hinterlässt. Es sind speziell die Hinterglasbilder für die sich Münter seit langem interessiert, die nun mit ihrem einfachen Formengut ihrer Malweise ein neues Gepräge geben. Die landschaftliche Umgebung und das häusliche Ambiente liefern die Themen, unter denen die Blumenstillleben einen besonderen Platz einnehmen. In Bezug auf Blumenstillleben nehmen in der deutschen Kunst der Moderne der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eigentlich nur zwei Maler einen bedeutenden Rang ein: Emil Nolde und Gabriele Münter. Während Nolde in den Blumen das Glühend-Rauschhafte durch intensive Farbwirkungen zu steigern sucht, geht Münter einen anderen Weg. Sie ist fasziniert von der formalen Schönheit der Blumen, die sie mit einfachen malerischen Mitteln festhält. Die Künstlerin lässt ihre Blumen nicht zu exotischen Geschöpfen wachsen, im Gegenteil, sie reduziert den spektakulären Wert um eine Schlichtheit der Aussage, die allein auf Form und Farbe beruht.

Im Jahr 1956 erhält Gabriele Münter den Kulturpreis der Stadt München, 1960 findet die erste Ausstellung in den USA statt, gefolgt 1961 von einer großen Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle. Die Künstlerin stirbt am 19. Mai 1962 in ihrem Haus in Murnau. [JS/KD].




343
Gabriele Münter
Blumenbild vor blauschwarzem Grund, 1935.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 128.100

(inkl. Käuferaufgeld)