224
Gerhard Richter
Kangarooh?, 1984.
Öl
Schätzung:
€ 60.000 Ergebnis:
€ 82.960 (inkl. Käuferaufgeld)
Kangarooh?. 1984.
Öl auf Schallplatte.
Verso signiert und datiert. Unikat. Durchmesser: 29,5 cm (11,6 in).
Mit einer schriftlichen Expertise von Herrn Hubertus Butin, Berlin, vom 01.Februar 2013.
PROVENIENZ: Galerie Tanit, München
Privatsammlung Süddeutschland.
Nach seinem Studium der Malerei in Dresden von 1951 bis 1956 und den drei anschließenden Jahren als Meisterschüler der Akademie reist Gerhard Richter in die Bundesrepublik aus. Aus dieser Zeit stammt ein umfangreiches Frühwerk, das lange Zeit als verschollen galt und von dem auch nur einige wenige Werke erhalten geblieben sind. Von 1961 bis 1963 studiert Richter bei Karl Otto Götz an der Düsseldorfer Kunstakademie. Hier beginnt die Freundschaft mit Sigmar Polke, Blinky Palermo und Konrad Lueg - dem späteren Galeristen Konrad Fischer -, mit dem er 1963 die "Demonstration für den Kapitalistischen Realismus" als deutsche Variante der Pop-Art veranstaltet. 1962 beginnt er zunächst, beeinflusst von Giacometti und Dubuffet, mit gegenständlichen Bildern, die auf Fotovorlagen beruhen. Dies geschieht aus einer veränderten Ansicht über Kunst, die nach Richter "nichts mit Malerei zu tun hat, nichts mit Komposition, nichts mit Farbe". Erste Einzelausstellungen finden 1964 in den Galerien Heiner Friedrich in München und Alfred Schmela in Düsseldorf statt. 1967 wird Richter als Gastdozent an die Hochschule für Bildende Künste nach Hamburg berufen, 1971 übernimmt er eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf, die er bis 1996 innehat. Weitere Gastprofessuren werden dem Maler 1978 am College of Art in Halifax, Kanada, und 1988 an der Städelschule Frankfurt angeboten. In den gegen Ende der sechziger Jahre entstehenden Alpen- und Städtebildern erscheint die fotografische Struktur in pastos aufgetragenen Farbflecken. Mit den Serien der Farbfelder von 1971 bis 1974, in denen der Künstler die vier Grundfarben facettiert und zufällig kombiniert, sowie den monochromen Grau-Bildern aus der Zeit von 1972 bis 1975 thematisiert Richter bestimmende Komponenten der Malerei. Ab 1976 entstehen abstrakte Bilder mit farbigen Schlieren, jedoch greift Richter immer wieder auf Gegenständliches zurück, wie überhaupt der Wechsel der Darstellungsmittel und der Stilbruch bei ihm zum Prinzip werden.
Wie die Rakeltechnik der Gemälde und die Übermalung von Fotografien hat die Überrakelung eine Verschleierung und Entfremdung des zugrunde liegenden Motivs zur Folge. Bildträger für diese speziell von Richter verwendete Technik ist hier ein Exemplar der Langspielplatte "Kangaroo", die die texanische Rockband Red Krayola gemeinsam mit der Künstlergruppe Art & Language 1981 herausgegeben hatte. Die Ölfarben in Blau und Grün hat der Künstler wohl abschließend noch zweimal mit einem Finger durchzogen. Der Zufall spielt hier - ganz im Sinne Richters - eine große Rolle, denn der Künstler wird somit von der Notwendigkeit einer bewussten Gestaltung oder Komposition befreit und kann etwas Unvorhersehbares entstehen lassen. Diese Überrakelung einer Schallplatte ist eine Vorbereitung für die vergleichbaren "Goldberg-Variationen", ist aber als eigenständige Arbeit zu sehen.
1997 wird der "Atlas", eine systematische Sammlung fotografischer Vorlagen und malerischer Skizzen, auf der Documenta X in Kassel ausgestellt. Gerhard Richter zählt heute zu den international erfolgreichsten und bekanntesten Künstlern der Gegenwart, dessen Werke auf zahlreichen großen Ausstellungen ein breites Publikum finden. [DB].
Öl auf Schallplatte.
Verso signiert und datiert. Unikat. Durchmesser: 29,5 cm (11,6 in).
Mit einer schriftlichen Expertise von Herrn Hubertus Butin, Berlin, vom 01.Februar 2013.
PROVENIENZ: Galerie Tanit, München
Privatsammlung Süddeutschland.
Nach seinem Studium der Malerei in Dresden von 1951 bis 1956 und den drei anschließenden Jahren als Meisterschüler der Akademie reist Gerhard Richter in die Bundesrepublik aus. Aus dieser Zeit stammt ein umfangreiches Frühwerk, das lange Zeit als verschollen galt und von dem auch nur einige wenige Werke erhalten geblieben sind. Von 1961 bis 1963 studiert Richter bei Karl Otto Götz an der Düsseldorfer Kunstakademie. Hier beginnt die Freundschaft mit Sigmar Polke, Blinky Palermo und Konrad Lueg - dem späteren Galeristen Konrad Fischer -, mit dem er 1963 die "Demonstration für den Kapitalistischen Realismus" als deutsche Variante der Pop-Art veranstaltet. 1962 beginnt er zunächst, beeinflusst von Giacometti und Dubuffet, mit gegenständlichen Bildern, die auf Fotovorlagen beruhen. Dies geschieht aus einer veränderten Ansicht über Kunst, die nach Richter "nichts mit Malerei zu tun hat, nichts mit Komposition, nichts mit Farbe". Erste Einzelausstellungen finden 1964 in den Galerien Heiner Friedrich in München und Alfred Schmela in Düsseldorf statt. 1967 wird Richter als Gastdozent an die Hochschule für Bildende Künste nach Hamburg berufen, 1971 übernimmt er eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf, die er bis 1996 innehat. Weitere Gastprofessuren werden dem Maler 1978 am College of Art in Halifax, Kanada, und 1988 an der Städelschule Frankfurt angeboten. In den gegen Ende der sechziger Jahre entstehenden Alpen- und Städtebildern erscheint die fotografische Struktur in pastos aufgetragenen Farbflecken. Mit den Serien der Farbfelder von 1971 bis 1974, in denen der Künstler die vier Grundfarben facettiert und zufällig kombiniert, sowie den monochromen Grau-Bildern aus der Zeit von 1972 bis 1975 thematisiert Richter bestimmende Komponenten der Malerei. Ab 1976 entstehen abstrakte Bilder mit farbigen Schlieren, jedoch greift Richter immer wieder auf Gegenständliches zurück, wie überhaupt der Wechsel der Darstellungsmittel und der Stilbruch bei ihm zum Prinzip werden.
Wie die Rakeltechnik der Gemälde und die Übermalung von Fotografien hat die Überrakelung eine Verschleierung und Entfremdung des zugrunde liegenden Motivs zur Folge. Bildträger für diese speziell von Richter verwendete Technik ist hier ein Exemplar der Langspielplatte "Kangaroo", die die texanische Rockband Red Krayola gemeinsam mit der Künstlergruppe Art & Language 1981 herausgegeben hatte. Die Ölfarben in Blau und Grün hat der Künstler wohl abschließend noch zweimal mit einem Finger durchzogen. Der Zufall spielt hier - ganz im Sinne Richters - eine große Rolle, denn der Künstler wird somit von der Notwendigkeit einer bewussten Gestaltung oder Komposition befreit und kann etwas Unvorhersehbares entstehen lassen. Diese Überrakelung einer Schallplatte ist eine Vorbereitung für die vergleichbaren "Goldberg-Variationen", ist aber als eigenständige Arbeit zu sehen.
1997 wird der "Atlas", eine systematische Sammlung fotografischer Vorlagen und malerischer Skizzen, auf der Documenta X in Kassel ausgestellt. Gerhard Richter zählt heute zu den international erfolgreichsten und bekanntesten Künstlern der Gegenwart, dessen Werke auf zahlreichen großen Ausstellungen ein breites Publikum finden. [DB].
224
Gerhard Richter
Kangarooh?, 1984.
Öl
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