Auktion: 407 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 08.06.2013 in München Lot 295

 

295
Andy Warhol
Man Ray, 1974.
Bleistiftzeichnung
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Man Ray. 1974.
Bleistiftzeichnung.
Rechts unten signiert und datiert, mittig betitelt sowie links gewidmet "Luciano". Verso nochmals signiert, datiert und betitelt. Auf leichtem Karton. 102 x 68,5 cm (40,1 x 26,9 in), Blattgröße.

LITERATUR: G. Frei/N. Printz (Hrsg.): The Andy Warhol Catalogue Raisonné. Paintings and Sculptures 1970-1974, London 2010, Bd. 3, Nr. 178 (mit Abb. S. 399).

Der als Andrew Warhola geborene Künstler beginnt 1945 am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh Design zu studieren. 1949 zieht er nach New York und arbeitet als erfolgreicher Werbegrafiker. Mitte der 50er Jahre beschäftigt sich der Künstler mit Schuhzeichnungen, deren Details typische Wesenszüge berühmter Persönlichkeiten symbolisieren sollen. 1959 entwickelt Warhol zusammen mit Nathan Gluck Geschenkpapiere, die mit Hilfe handgefertigter Stempel hergestellt werden. Mit Beginn der 60er Jahre malt Warhol erste Figuren, die auf Comicstrip-Vorlagen wie Batman, Dick Tracy und Superman beruhen. Darauf folgen die ersten Elvis- und Marilyn-Porträts, sowie die "Desaster"-, die "Do it Yourself"-Bilder und Campbell's Suppendosen als Ikonen der amerikanischen Konsumwelt. Die Siebdruck-Serien werden 1962 in der New Yorker Stable Gallery gezeigt und sorgen innerhalb von kürzester Zeit für einen kometenhaften Aufstieg des Künstlers. In der "Factory", seinem Atelier, das Wohn- und Arbeitsstätte zugleich für ihn und seine Mitarbeiter ist, macht sich Warhol die Künstlichkeit der Konsumkultur zum künstlerischen Thema. Hier entstehen die Serien aus dem gesamten Bereich des Alltäglichen und Trivialen wie die Coca-Cola-Flaschen oder die Dollarnoten. Als quasi Erweiterung des Mediums Bild konzentriert sich Warhol Ende der 60er auf Filme, Theater und multimediale Happenings mit der Band "The Velvet Underground". Zudem gründet er die Zeitschrift "Interview". 1968 verübt Valerie Solanas ein Attentat auf Warhol, bei dem er angeschossen und schwer verletzt wird. In den 70ern wendet sich Warhol wieder dem Tafelbild zu, dann arbeitet der Künstler mit Basquiat und Clemente zusammen und produziert die Fernsehsendung: "Andy Warhol Television".

Im November 1973 hat der italienische Kunsthändler Luciano Anselmino Andy Warhol und Man Ray einander vorgestellt. Zusammen mit Anselmino verbrachte Warhol einen Tag in Man Rays Atelier. In diesem Zusammenhang ist eine Serie von Porträtfotografien entstanden, in welchen Warhol den damals bereits 83-jährigen Pionier der Moderne festgehalten hat und die dem Meister der Pop-Art als Vorlage dienen sollten. Neben dieser biografischen Überschneidung verbindet die Werke beider Künstler das Prinzip der mechanischen Wiederholung und Reproduktion. Mit jener Tendenz zur Kommerzialisierung der Kunst nimmt Man Ray ein grundlegendes Prinzip Warhols sowie der Pop-Art im Allgemeinen vorweg. Somit hat Warhol im vorliegenden Blatt in ebenso sicherem wie charakteristischem Strich die Züge eines bedeutenden künstlerischen Vorbildes zu Papier gebracht. Die Zeichnung spiegelt weniger eine persönliche Nähe zum Dargestellten als vielmehr die künstlerische Bewunderung des Jüngeren für den Älteren wider.

Warhol gilt als Hauptvertreter der Pop-Art, der mit seinen Arbeiten die herrschenden Auffassungen von Kunst und Ästhetik radikal verändert, indem er den Gedanken des Pop auf eine vielfältige Art in seine Kunstproduktion zu übertragen weiß. Durch die Rücknahme des Originalitäts- und Kreativitätsanspruchs nimmt er bereits konzeptuelle Tendenzen der späteren Kunstentwicklung vorweg: Serie statt Individualität lautet sein künstlerisches Credo. In seinen letzten Lebensjahren fördert Warhol andere Künstler wie Keith Haring oder Robert Mapplethorpe. Nach seinem Tod eröffnet seine Heimatstadt Pittsburgh in Pennsylvania ihm zu Ehren das "Andy Warhol Museum". [JS].




295
Andy Warhol
Man Ray, 1974.
Bleistiftzeichnung
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inkl. Käuferaufgeld)