218
Gotthard Graubner
Ohne Titel, 1976.
Objekt
Schätzung:
€ 25.000 Ergebnis:
€ 30.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. 1976/77.
Objekt. Acryl und Öl auf festem Perlon, über Synthetikwatte und Leinwand gespannt.
Verso signiert und datiert. Ca. 62 x 62 x 6,5 cm (24,4 x 24,4 x 2,5 in).
Das vorliegende Objekt wurde 2007/2008 vom Künstler selbst neu gefüllt und übermalt.
PROVENIENZ: Privatsammlung Berlin (direkt vom Künstler erhalten).
Gotthard Graubner wird am 13. Juni 1930 in Erlbach im Vogtland geboren. 1947/48 studiert er an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin, danach bis 1952 an der Kunstakademie in Dresden. Nach der Übersiedlung in den Westen setzt Graubner ab 1954 sein Kunststudium an der Kunstakademie in Düsseldorf fort. In den Jahren 1955-57 löst sich die Bildsprache Graubners von bis dahin verwendeten geometrischen Farbformen. Um 1962 beginnt Graubner mit alternativen Techniken des Farbauftrags zu experimentieren, aus denen sich in den folgenden Jahren die sogenannten Schwammgouachen auf Papier und die "Kissenbilder" entwickeln. Für den Farbauftrag nutzt Graubner zunehmend farbgetränkte Stoffballen, die er auf den Malgrund drückt. Nach einjähriger Tätigkeit als Kunsterzieher erhält Graubner 1965 einen Lehrauftrag an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, wo er ab 1969 eine Professur für Malerei innehat. 1968 ist Graubner zum ersten Mal auf der Documenta in Kassel zu sehen. Zwischen 1968 und 1972 entstehenden die sogenannten "Nebelräume". 1970 ersetzt Graubner die älteren Werkbezeichnungen "Kissenbild" bzw. ab 1963 "Farbleib" durch den Begriff "Farbraumkörper".
Nicht nur vor dem Hintergrund seiner Entstehungszeit ist das in unserer Auktion angebotene Materialbild damit dem Werkkomplex dieser "Farbraumkörper" zuzuordnen. Denn besonders faszinierend ist die scheinbare Beseelung des Werkes: Einerseits erhält das Objekt zunächst durch seine Bezeichnung eine körperliche, ja leibliche Bedeutungsebene, andererseits erwecken auch die verwendeten künstlerischen Mittel den Anschein der Leiblichkeit. So lässt sich das Perlongewebe, das Farbschichten auf sich trägt, gleichsam als Haut beschreiben, die den "Farbraumkörper" bedeckt. Die komplexe Werkgenese der übereinandergeschichteten Farben offenbart sich bei dem hier vorliegenden Werk darüber hinaus nicht nur durch den Blick auf die subtile, kontemplativ erscheinende und geheimnisvoll changierende Malfläche, sondern ebenso in den seitlichen, mit verschiedenen Farbspuren bedeckten Randbereichen. Bemerkenswert ist hier einmal mehr, dass sich die Farbe bei Graubner nicht nur emanzipiert, sondern sich, verstärkt durch den sich aufwölbenden Bildleib, ihrer Materialität in höchstem Maße bewusst ist.
Mit einem fünfteiligen "Farbraumkörper"-Ensemble ist Gotthard Graubner im bundesrepublikanischen Pavillon der Biennale von Venedig im Jahr 1982 zu sehen. 1987 erhält der Künstler den August-Macke-Preis der Stadt Meschede, 1988 den Norddeutschen Kunstpreis. Im selben Jahr schafft Graubner für den Amtssitz des Bundespräsidenten im Berliner Schloss Bellevue zwei große Bilder. 2001/02 sind die Arbeiten des Otto-Ritschl-Preisträgers im Museum Wiesbaden ausgestellt.
Graubner scheint in seinem Œuvre unbeeinflusst zu sein von den Entwicklungen der Gegenwartskunst. Vielmehr hat er den einmal eingeschlagenen Weg konsequent beschritten: Das Eigenleben der Farbe zu entwickeln - befreit von dem Anspruch, etwas anderes darstellen zu müssen als sich selbst - ist das große Thema der Kunst Gotthard Graubners. [KP].
Objekt. Acryl und Öl auf festem Perlon, über Synthetikwatte und Leinwand gespannt.
Verso signiert und datiert. Ca. 62 x 62 x 6,5 cm (24,4 x 24,4 x 2,5 in).
Das vorliegende Objekt wurde 2007/2008 vom Künstler selbst neu gefüllt und übermalt.
PROVENIENZ: Privatsammlung Berlin (direkt vom Künstler erhalten).
Gotthard Graubner wird am 13. Juni 1930 in Erlbach im Vogtland geboren. 1947/48 studiert er an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin, danach bis 1952 an der Kunstakademie in Dresden. Nach der Übersiedlung in den Westen setzt Graubner ab 1954 sein Kunststudium an der Kunstakademie in Düsseldorf fort. In den Jahren 1955-57 löst sich die Bildsprache Graubners von bis dahin verwendeten geometrischen Farbformen. Um 1962 beginnt Graubner mit alternativen Techniken des Farbauftrags zu experimentieren, aus denen sich in den folgenden Jahren die sogenannten Schwammgouachen auf Papier und die "Kissenbilder" entwickeln. Für den Farbauftrag nutzt Graubner zunehmend farbgetränkte Stoffballen, die er auf den Malgrund drückt. Nach einjähriger Tätigkeit als Kunsterzieher erhält Graubner 1965 einen Lehrauftrag an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, wo er ab 1969 eine Professur für Malerei innehat. 1968 ist Graubner zum ersten Mal auf der Documenta in Kassel zu sehen. Zwischen 1968 und 1972 entstehenden die sogenannten "Nebelräume". 1970 ersetzt Graubner die älteren Werkbezeichnungen "Kissenbild" bzw. ab 1963 "Farbleib" durch den Begriff "Farbraumkörper".
Nicht nur vor dem Hintergrund seiner Entstehungszeit ist das in unserer Auktion angebotene Materialbild damit dem Werkkomplex dieser "Farbraumkörper" zuzuordnen. Denn besonders faszinierend ist die scheinbare Beseelung des Werkes: Einerseits erhält das Objekt zunächst durch seine Bezeichnung eine körperliche, ja leibliche Bedeutungsebene, andererseits erwecken auch die verwendeten künstlerischen Mittel den Anschein der Leiblichkeit. So lässt sich das Perlongewebe, das Farbschichten auf sich trägt, gleichsam als Haut beschreiben, die den "Farbraumkörper" bedeckt. Die komplexe Werkgenese der übereinandergeschichteten Farben offenbart sich bei dem hier vorliegenden Werk darüber hinaus nicht nur durch den Blick auf die subtile, kontemplativ erscheinende und geheimnisvoll changierende Malfläche, sondern ebenso in den seitlichen, mit verschiedenen Farbspuren bedeckten Randbereichen. Bemerkenswert ist hier einmal mehr, dass sich die Farbe bei Graubner nicht nur emanzipiert, sondern sich, verstärkt durch den sich aufwölbenden Bildleib, ihrer Materialität in höchstem Maße bewusst ist.
Mit einem fünfteiligen "Farbraumkörper"-Ensemble ist Gotthard Graubner im bundesrepublikanischen Pavillon der Biennale von Venedig im Jahr 1982 zu sehen. 1987 erhält der Künstler den August-Macke-Preis der Stadt Meschede, 1988 den Norddeutschen Kunstpreis. Im selben Jahr schafft Graubner für den Amtssitz des Bundespräsidenten im Berliner Schloss Bellevue zwei große Bilder. 2001/02 sind die Arbeiten des Otto-Ritschl-Preisträgers im Museum Wiesbaden ausgestellt.
Graubner scheint in seinem Œuvre unbeeinflusst zu sein von den Entwicklungen der Gegenwartskunst. Vielmehr hat er den einmal eingeschlagenen Weg konsequent beschritten: Das Eigenleben der Farbe zu entwickeln - befreit von dem Anspruch, etwas anderes darstellen zu müssen als sich selbst - ist das große Thema der Kunst Gotthard Graubners. [KP].
218
Gotthard Graubner
Ohne Titel, 1976.
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€ 30.000 (inkl. Käuferaufgeld)
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