Auktion: 407 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 08.06.2013 in München Lot 230

 

230
Hans Hartung
P 58 - 29, 1958.
Farbige Kreidezeichnung
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inkl. Käuferaufgeld)
P 58 - 29. 1958.
Farbige Kreidezeichnung.
Rechts unten signiert und datiert. Verso betitelt "P 58 - 29" und bezeichnet sowie mit einem französischen Zollstempel. Auf leichtem chamoisfarbenem Karton. 50 x 32,5 cm (19,6 x 12,7 in), Blattgröße.

Das Werk ist im Archiv der Fondation Hans Hartung et Anna-Eva Bergman registriert.

Hans Hartung beginnt seine Studien der Philosophie und Kunstgeschichte 1924 an der Universität in Leipzig, wechselt dann an die Akademien der Bildenden Künste in Leipzig und Dresden. 1928 bildet Hartung sich bei dem Maler Max Doerner in München weiter. In dieser Zeit entstehen spontane, zeichenhafte Linienkompositionen, in denen sich der Künstler von der Inspiration des Zufälligen leiten lässt und das Spannungsverhältnis von Farbfläche und Linie untersucht. Nach einem längeren Aufenthalt auf der Insel Menorca übersiedelt Hartung 1932 nach Paris. Hier lernt er Kandinsky, Mondrian, Miró und Calder kennen und beteiligt sich an den Ausstellungen im "Salon des Surindépendants". Bei Kriegsausbruch tritt Hartung 1939 in die Fremdenlegion ein und kehrt 1945 schwer verwundet nach Paris zurück, wo er die französische Staatsbürgerschaft annimmt. In diesen Jahren entstehen Bilder mit schwebenden Farbfeldern, die von kalligrafischen Linienbündeln überlagert werden. Ab 1949 nimmt Hartung an bedeutenden Ausstellungen in Paris, Brüssel, München und Basel teil. In den Jahren 1955-64 ist er auf der documenta in Kassel vertreten. 1956 wird Hartung mit dem "Prix Guggenheim" geehrt und als außerordentliches Mitglied an die Akademie der Künste in Berlin berufen.

Die vorliegende Zeichnung besteht allein aus schwarzen und blauen Linienbündeln, durch die partiell helles Gelb hervorleuchtet und kontrastreiche Akzente setzt. Hans Hartung ist einer der bedeutendsten Vertreter der abstrakten Malerei und zugleich einer der wenigen Künstler, die von Beginn ihres Schaffens an ausschließlich in informellen Formen gearbeitet haben. Hartungs Werke, denen trotz ihrer spontanen, impulsiven Wirkung stets ein wohldurchdachter Arbeitsprozess zugrunde liegt, zeichnen sich durch ihre klare Bildsprache und ihre eindeutige, kompromisslose Zuwendung zur Abstraktion aus: "Ich glaube an die dauernde Berechtigung von gewissen Stilen. So bin ich der Meinung, daß abstrakte Kunst eine ausgesprochen gesunde Kunst ist. Sie ist eigentlich gar kein Stil, sie ist eine Ablehnung von Figuration. [..] Perfekt und schön muß diese Kunst sein, und das macht sie eigentlich jenen Richtungen überlegen, die in Literatur oder Wissenschaft einmündeten, also Richtungen wie Surrealismus, Simultanismus, Pointilismus [..]" (zit. nach: Hans Hartung. Werke aus fünf Jahrzehnten, Ausst.Kat. Wallraf-Richartz-Museum, Köln 1974, S. 7).

1960 erhält er den Großen Internationalen Preis für Malerei auf der Biennale in Venedig. In den 1960er Jahren entstehen nun monochrome Farbflächen, in die Hartung Reihen paralleler Rillen einritzt, so dass zur kalligrafischen noch eine plastische Qualität hinzukommt. Hartung veröffentlicht seine Lebenserinnerungen 1976 in dem Buch "Autoportrait". Ein Jahr später wird er Mitglied der Académie des Beaux-Arts in Paris und 1981 erhält er den Oskar-Kokoschka-Preis der Republik Österreich. Die große Anzahl an Auszeichnungen, mit denen das künstlerische Schaffen Hartungs bereits zu seinen Lebzeiten bedacht wird, zeigt, dass er ein Künstler von internationalem Rang ist. 1989 stirbt er in Antibes als einer der wichtigsten Repräsentanten des europäischen Informel. [KH].




230
Hans Hartung
P 58 - 29, 1958.
Farbige Kreidezeichnung
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inkl. Käuferaufgeld)