66
Oskar Kokoschka
Orchideen mit exotischem Vogel, 1944.
Aquarell
Schätzung:
€ 20.000 Ergebnis:
€ 51.240 (inkl. Käuferaufgeld)
Orchideen mit exotischem Vogel. 1944.
Aquarell.
Rechts unten signiert und datiert "44, London". Auf Ingres-Bütten von Arches (mit Wasserzeichen), auf Karton aufgezogen. 48 x 63 cm (18,8 x 24,8 in), Blattgröße.
Die Arbeit wird in den Band III des in Vorbereitung befindlichen Werkverzeichnisses von Alfred Weidinger und Alice Strobl aufgenommen.
PROVENIENZ: Galerie Grosshennig, Düsseldorf.
Privatsammlung Norddeutschland.
AUSSTELLUNG: Deutsche und Französische Kunstwerke des 20. Jahrhunderts, Galerie Grosshennig, Düsseldorf, 5.11.1973-28.2.1974, S. 22 mit Farbabb.
Oskar Kokoschka, Sohn eines Prager Goldschmiedes, wächst in Wien auf. Dort besucht er von 1905 bis 1909 die Kunstgewerbeschule und arbeitet bereits in diesen Jahren in der Wiener Werkstätte, die Josef Hoffmann 1903 gegründet hatte. Seine Illustrationen und Druckgrafiken entstehen unter dem Einfluss des Wiener Jugendstils, für seine Malerei ist neben Vincent van Gogh und Ferdinand Hodler der Sezessionsstil von Bedeutung. Von 1910 an, als er sich in Berlin aufhält, ist er Mitarbeiter an Herwarth Waldens Zeitschrift "Der Sturm", wo nicht nur seine Zeichnungen, sondern auch sein schriftstellerisches Werk publiziert werden, darunter sein Drama "Mörder, Hoffnung der Frauen". Von 1911 bis 1914 währt Kokoschkas Beziehung zu Alma Mahler. Sein Frühwerk, die Lithografiezyklen, seine visionären Bilder und Porträts beschäftigen sich mit den Dramen der menschlichen Seele. 1914 meldet er sich als Freiwilliger zur Kavallerie, 1916 wird er nach einer schweren Verwundung nach Wien entlassen. In Berlin lernt er im selben Jahr die Schauspielerin Käthe Richter kennen, mit der er nach Dresden zieht. Dort übernimmt er 1919 eine Professur an der Kunstakademie, die er 1924 wieder aufgibt. In den folgenden Jahren, in denen Oskar Kokoschka stetig auf Reisen ist, wird Paris sein Stützpunkt, von dem er erst 1931 wieder nach Wien zurückkehrt. Unter dem Eindruck der dortigen rechtsradikalen Bestrebungen zieht er 1934 nach Prag. 1937 beschlagnahmen die Nationalsozialisten 417 seiner Arbeiten. Ein Jahr später emigriert der Künstler nach London.
Im Frühjahr 1944 entstehen mehrere Kreidezeichnungen, in denen die Farbe im Hinblick auf die Darstellung von Raum und Licht eingesetzt wird. Dieser neue Ansatz in Kokoschkas Gestalten findet sich auch in unserem Blumenstillleben wieder. Zudem lebt das Aquarell aus der Unmittelbarkeit des Spontanen. Dieses in seiner Lebendigkeit der Komposition bemerkenswerte Blumenaquarell ist in seiner Farbenpracht geradezu ein Paradebeispiel für diese Technik, die aufgrund einer eher flüchtigen Malweise etwas im Schatten der Ölmalerei steht. Doch es sind gerade die luziden Farben, die in ihrer lockeren Stofflichkeit das einmalige Farberlebnis ermöglichen, das in der opaken Ölmalerei so nicht darstellbar ist. Kokoschka zeigt in unserem Aquarell seine Meisterschaft im Umgang mit dieser schwierigen Technik. Ohne die Andeutung einer Vorzeichnung leistet der Künstler hier Meisterliches und hält die Blüten in ihrer natürlichen Frische und Reinheit in einer optischen Brillanz fest, die ihresgleichen sucht. Unser Werk führt diese Gestaltungskraft exemplarisch vor.
Anlässlich der großen Kokoschka-Retrospektiven in der Kunsthalle Basel und im Kunsthaus Zürich hält sich der Künstler 1947 in der Schweiz auf. Es folgen Reisen nach Salzburg, Hamburg und in die Vereinigten Staaten, wo er 1952 als Gastdozent an der Minneapolis School of Art unterrichtet. 1953 übersiedelt Oskar Kokoschka an den Genfer See und leitet im selben Jahr erstmalig im Rahmen der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst in Salzburg den Hauptkurs "Schule des Sehens". Einen Höhepunkt seines Wirkens in Salzburg stellen die Bühnenentwürfe zu Mozarts "Zauberflöte" für die Festspiele 1955/56 dar, die auf Anregung Wilhelm Furtwänglers entstehen. In den folgenden Jahren bereist er Europa, Afrika und die USA. Zahlreiche Ehrungen, Ausstellungen und Retrospektiven u.a. 1962 in der Tate Gallery London sowie 1968 in der Staatsgalerie Stuttgart prägen diese Zeit. Auch widmet er sich wieder in zunehmendem Maße dem grafischen Werk: über zweihundert Lithografien und Radierungen entstehen, meist in Zyklen gefasst. Im Februar 1970 beginnt der Künstler mit der Niederschrift der Autobiografie "Mein Leben", die ein Jahr später publiziert wird. Am 22. Februar 1980 stirbt Oskar Kokoschka in Montreux. [EH].
Aquarell.
Rechts unten signiert und datiert "44, London". Auf Ingres-Bütten von Arches (mit Wasserzeichen), auf Karton aufgezogen. 48 x 63 cm (18,8 x 24,8 in), Blattgröße.
Die Arbeit wird in den Band III des in Vorbereitung befindlichen Werkverzeichnisses von Alfred Weidinger und Alice Strobl aufgenommen.
PROVENIENZ: Galerie Grosshennig, Düsseldorf.
Privatsammlung Norddeutschland.
AUSSTELLUNG: Deutsche und Französische Kunstwerke des 20. Jahrhunderts, Galerie Grosshennig, Düsseldorf, 5.11.1973-28.2.1974, S. 22 mit Farbabb.
Oskar Kokoschka, Sohn eines Prager Goldschmiedes, wächst in Wien auf. Dort besucht er von 1905 bis 1909 die Kunstgewerbeschule und arbeitet bereits in diesen Jahren in der Wiener Werkstätte, die Josef Hoffmann 1903 gegründet hatte. Seine Illustrationen und Druckgrafiken entstehen unter dem Einfluss des Wiener Jugendstils, für seine Malerei ist neben Vincent van Gogh und Ferdinand Hodler der Sezessionsstil von Bedeutung. Von 1910 an, als er sich in Berlin aufhält, ist er Mitarbeiter an Herwarth Waldens Zeitschrift "Der Sturm", wo nicht nur seine Zeichnungen, sondern auch sein schriftstellerisches Werk publiziert werden, darunter sein Drama "Mörder, Hoffnung der Frauen". Von 1911 bis 1914 währt Kokoschkas Beziehung zu Alma Mahler. Sein Frühwerk, die Lithografiezyklen, seine visionären Bilder und Porträts beschäftigen sich mit den Dramen der menschlichen Seele. 1914 meldet er sich als Freiwilliger zur Kavallerie, 1916 wird er nach einer schweren Verwundung nach Wien entlassen. In Berlin lernt er im selben Jahr die Schauspielerin Käthe Richter kennen, mit der er nach Dresden zieht. Dort übernimmt er 1919 eine Professur an der Kunstakademie, die er 1924 wieder aufgibt. In den folgenden Jahren, in denen Oskar Kokoschka stetig auf Reisen ist, wird Paris sein Stützpunkt, von dem er erst 1931 wieder nach Wien zurückkehrt. Unter dem Eindruck der dortigen rechtsradikalen Bestrebungen zieht er 1934 nach Prag. 1937 beschlagnahmen die Nationalsozialisten 417 seiner Arbeiten. Ein Jahr später emigriert der Künstler nach London.
Im Frühjahr 1944 entstehen mehrere Kreidezeichnungen, in denen die Farbe im Hinblick auf die Darstellung von Raum und Licht eingesetzt wird. Dieser neue Ansatz in Kokoschkas Gestalten findet sich auch in unserem Blumenstillleben wieder. Zudem lebt das Aquarell aus der Unmittelbarkeit des Spontanen. Dieses in seiner Lebendigkeit der Komposition bemerkenswerte Blumenaquarell ist in seiner Farbenpracht geradezu ein Paradebeispiel für diese Technik, die aufgrund einer eher flüchtigen Malweise etwas im Schatten der Ölmalerei steht. Doch es sind gerade die luziden Farben, die in ihrer lockeren Stofflichkeit das einmalige Farberlebnis ermöglichen, das in der opaken Ölmalerei so nicht darstellbar ist. Kokoschka zeigt in unserem Aquarell seine Meisterschaft im Umgang mit dieser schwierigen Technik. Ohne die Andeutung einer Vorzeichnung leistet der Künstler hier Meisterliches und hält die Blüten in ihrer natürlichen Frische und Reinheit in einer optischen Brillanz fest, die ihresgleichen sucht. Unser Werk führt diese Gestaltungskraft exemplarisch vor.
Anlässlich der großen Kokoschka-Retrospektiven in der Kunsthalle Basel und im Kunsthaus Zürich hält sich der Künstler 1947 in der Schweiz auf. Es folgen Reisen nach Salzburg, Hamburg und in die Vereinigten Staaten, wo er 1952 als Gastdozent an der Minneapolis School of Art unterrichtet. 1953 übersiedelt Oskar Kokoschka an den Genfer See und leitet im selben Jahr erstmalig im Rahmen der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst in Salzburg den Hauptkurs "Schule des Sehens". Einen Höhepunkt seines Wirkens in Salzburg stellen die Bühnenentwürfe zu Mozarts "Zauberflöte" für die Festspiele 1955/56 dar, die auf Anregung Wilhelm Furtwänglers entstehen. In den folgenden Jahren bereist er Europa, Afrika und die USA. Zahlreiche Ehrungen, Ausstellungen und Retrospektiven u.a. 1962 in der Tate Gallery London sowie 1968 in der Staatsgalerie Stuttgart prägen diese Zeit. Auch widmet er sich wieder in zunehmendem Maße dem grafischen Werk: über zweihundert Lithografien und Radierungen entstehen, meist in Zyklen gefasst. Im Februar 1970 beginnt der Künstler mit der Niederschrift der Autobiografie "Mein Leben", die ein Jahr später publiziert wird. Am 22. Februar 1980 stirbt Oskar Kokoschka in Montreux. [EH].
66
Oskar Kokoschka
Orchideen mit exotischem Vogel, 1944.
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