Weitere Abbildung
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Wilhelm Lehmbruck
Kleine Sinnende, 1910.
Bronze
Schätzung:
€ 25.000 Ergebnis:
€ 65.880 (inkl. Käuferaufgeld)
Kleine Sinnende. 1910/11.
Bronze mit schwarzbrauner Patina.
Schubert 55 B b III von IV, (von C b). Rechts seitlich an der Standfläche mit dem Namenszug sowie mit dem Gießerstempel in liegender Raute "Cire A. Valsuani perdue". 53,1 x 14,8 x 14,5 cm (20,9 x 5,8 x 5,7 in).
Gegossen von A. Valsuani, Paris, 1930er/1940er Jahre.
PROVENIENZ: Vom Vorbesitzer bei der Galerie Heseler, München, erworben.
Der Bildhauer Wilhelm Lehmbruck gilt als einer der Wegbereiter der Plastik des 20. Jahrhunderts. Sein künstlerischer Werdegang beginnt 1895 mit dem Besuch der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf. Nach dem Tod des Vaters 1899 arbeitet Lehmbruck kurzzeitig als Gehilfe in einem Bildhaueratelier, ab 1901 nimmt er seine Ausbildung aber wieder auf und studiert an der Kunstakademie in Düsseldorf. Als Meisterschüler von Karl Janssen erhält Lehmbruck Stipendien und ein Freiatelier. Unter dem Einfluss von Meunier und Kollwitz wie auch den Frühwerken Zolas und Hauptmanns entstehen Werke sozialer Thematik. Eine erste große Rodin-Ausstellung in Düsseldorf im Jahr 1904 hinterlässt nachhaltigen Eindruck bei dem Studenten. Auch die weitere Entwicklung wird entscheidend durch sein künstlerisches Umfeld bestimmt.
Als Lehmbruck 1910 nach Paris geht, begegnet er Matisse, Archipenko, Brancusi und Modigliani, die seinen Weg zur expressionistischen Plastik fördern. Die "Kleine Sinnende" ist die erste Skulptur Lehmbrucks, die nach dem Umzug nach Paris unter den neuen künstlerischen Einflüssen entsteht. Lehmbruck findet hier zu einer eigenen Formensprache. In ihrem primären Verständnis ist die Plastik von einer Körperlichkeit geprägt, die aus dem statuarischen Volumen lebt. Sie wirkt in erster Linie im Raum. Lehmbrucks Verdienst war es der Plastik eine neue, seelisch-emotionale Dimension zu geben. "Nur ein Gestalter, der sich so tief in die Natur hineingesehen hat, der dieses Verständnis für alles Naturgegebene in sich trägt und das Handwerkliche so zur Meisterschaft zu steigern vermag, kann es wagen, Ausdrucksabsichten von solcher Vehemenz in die Naturform hineinzutragen" (Paul Westheim, Wilhelm Lehmbruck, Potsdam-Berlin 1919, S. 35). Damit ist der Kern des Wollens angesprochen, das Lehmbruck in seinen Bildwerken zu verwirklichen sucht. Es ist nicht mehr der Idealismus vergangener Epochen, sondern eine tiefe Verinnerlichung komplexer Seelenzustände.
Erstmalig stellt Lehmbruck 1910 im "Salon d'Automne" aus, eine "Stehende weibliche Figur" und die "Kniende". 1911/12 ist er im "Salon des Indépendents" und der Sonderbund-Ausstellung in Köln vertreten. Bei Kriegsausbruch 1914 siedelt Lehmbruck nach Berlin über. Als Sanitäter arbeitet er 1915/16 in einem Lazarett. Nach diesem Dienst verbringt Lehmbruck, vom Kriegsgeschehen angeekelt, die beiden letzten Jahre des Krieges in Zürich. Im Winter 1917 kehrt Wilhelm Lehmbruck als gebrochener Mann nach Berlin zurück und scheidet am 25. März 1919 freiwillig aus dem Leben. Während die ersten in Paris entstandenen Arbeiten noch das schwere plastische Volumen Maillols zeigen, findet allmählich eine Loslösung vom klassischen Kanon und die Entwicklung hin zu einer entmaterialisierten, expressiven Form statt. Dies geschieht in einem überlängten, raumausgreifenden Stil, der zunehmend architektonischer und abstrakter wird. [KD/SM].
Bronze mit schwarzbrauner Patina.
Schubert 55 B b III von IV, (von C b). Rechts seitlich an der Standfläche mit dem Namenszug sowie mit dem Gießerstempel in liegender Raute "Cire A. Valsuani perdue". 53,1 x 14,8 x 14,5 cm (20,9 x 5,8 x 5,7 in).
Gegossen von A. Valsuani, Paris, 1930er/1940er Jahre.
PROVENIENZ: Vom Vorbesitzer bei der Galerie Heseler, München, erworben.
Der Bildhauer Wilhelm Lehmbruck gilt als einer der Wegbereiter der Plastik des 20. Jahrhunderts. Sein künstlerischer Werdegang beginnt 1895 mit dem Besuch der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf. Nach dem Tod des Vaters 1899 arbeitet Lehmbruck kurzzeitig als Gehilfe in einem Bildhaueratelier, ab 1901 nimmt er seine Ausbildung aber wieder auf und studiert an der Kunstakademie in Düsseldorf. Als Meisterschüler von Karl Janssen erhält Lehmbruck Stipendien und ein Freiatelier. Unter dem Einfluss von Meunier und Kollwitz wie auch den Frühwerken Zolas und Hauptmanns entstehen Werke sozialer Thematik. Eine erste große Rodin-Ausstellung in Düsseldorf im Jahr 1904 hinterlässt nachhaltigen Eindruck bei dem Studenten. Auch die weitere Entwicklung wird entscheidend durch sein künstlerisches Umfeld bestimmt.
Als Lehmbruck 1910 nach Paris geht, begegnet er Matisse, Archipenko, Brancusi und Modigliani, die seinen Weg zur expressionistischen Plastik fördern. Die "Kleine Sinnende" ist die erste Skulptur Lehmbrucks, die nach dem Umzug nach Paris unter den neuen künstlerischen Einflüssen entsteht. Lehmbruck findet hier zu einer eigenen Formensprache. In ihrem primären Verständnis ist die Plastik von einer Körperlichkeit geprägt, die aus dem statuarischen Volumen lebt. Sie wirkt in erster Linie im Raum. Lehmbrucks Verdienst war es der Plastik eine neue, seelisch-emotionale Dimension zu geben. "Nur ein Gestalter, der sich so tief in die Natur hineingesehen hat, der dieses Verständnis für alles Naturgegebene in sich trägt und das Handwerkliche so zur Meisterschaft zu steigern vermag, kann es wagen, Ausdrucksabsichten von solcher Vehemenz in die Naturform hineinzutragen" (Paul Westheim, Wilhelm Lehmbruck, Potsdam-Berlin 1919, S. 35). Damit ist der Kern des Wollens angesprochen, das Lehmbruck in seinen Bildwerken zu verwirklichen sucht. Es ist nicht mehr der Idealismus vergangener Epochen, sondern eine tiefe Verinnerlichung komplexer Seelenzustände.
Erstmalig stellt Lehmbruck 1910 im "Salon d'Automne" aus, eine "Stehende weibliche Figur" und die "Kniende". 1911/12 ist er im "Salon des Indépendents" und der Sonderbund-Ausstellung in Köln vertreten. Bei Kriegsausbruch 1914 siedelt Lehmbruck nach Berlin über. Als Sanitäter arbeitet er 1915/16 in einem Lazarett. Nach diesem Dienst verbringt Lehmbruck, vom Kriegsgeschehen angeekelt, die beiden letzten Jahre des Krieges in Zürich. Im Winter 1917 kehrt Wilhelm Lehmbruck als gebrochener Mann nach Berlin zurück und scheidet am 25. März 1919 freiwillig aus dem Leben. Während die ersten in Paris entstandenen Arbeiten noch das schwere plastische Volumen Maillols zeigen, findet allmählich eine Loslösung vom klassischen Kanon und die Entwicklung hin zu einer entmaterialisierten, expressiven Form statt. Dies geschieht in einem überlängten, raumausgreifenden Stil, der zunehmend architektonischer und abstrakter wird. [KD/SM].
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Wilhelm Lehmbruck
Kleine Sinnende, 1910.
Bronze
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