Auktion: 406 / Moderne Kunst am 08.06.2013 in München Lot 65

 

65
Gabriele Münter
Bunter Blumenstrauß, 1959.
Gouache
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 56.120

(inkl. Käuferaufgeld)
Bunter Blumenstrauß. 1959.
Öl und Gouache auf Papier.
Links unten monogrammiert und bezeichnet "BB 2/59". Verso bezeichnet "Motiv BB 30/55". Auf festem Velin (mit Prägestempel "Selecta"). 32 x 44,2 cm (12,5 x 17,4 in), Blattgröße.

PROVENIENZ: Privatsammlung.

Den ersten Unterricht erhält Gabriele Münter 1897 an der Düsseldorfer Damen-Kunstschule, die weitere Ausbildung im Künstlerinnen-Verein als Schülerin von M. Dasio und A. Jank. Anschließend geht sie nach München und besucht dort die Privatkunstschule "Phalanx"; Leiter der Schule ist Wassily Kandinsky. Mit ihm unternimmt Gabriele Münter ab 1904 viele Reisen u.a. nach Holland, Italien und Frankreich, wo sie Rousseau und Matisse kennenlernen. Stilistisch distanziert sich Münter nun vom Impressionismus und lässt in ihrem Werk Einflüsse der Fauves und der Expressionisten erkennen. Ein ruhigeres Leben beginnt ab 1908 in der mit Kandinsky gemeinsamen Wohnung in München. Mit Klee, Marc, Macke, Jawlensky und Marianne von Werefkin pflegen die beiden regen Kontakt. Für eine produktive künstlerische Zusammenarbeit ist das von Münter gekaufte Landhaus in Murnau die richtige Umgebung. 1909 beginnt die Künstlerin mit Hinterglasbildern, ein Medium, das später auch Kandinsky, Marc, Macke und Campendonk aufgreifen. Zwei Jahre lang ist Münter Mitglied in der "Neuen Künstlervereinigung München". Im Jahr 1911 tritt sie der von Kandinsky und Marc gegründeten Redaktion "Blauer Reiter" bei. Mit Interesse verfolgt Gabriele Münter Kandinskys abstrakte Bilder, bleibt jedoch selbst bei der figurativen Malerei. Ihre Landschaften, Figurenszenen und Porträts zeigen eine Reduktion auf das Wesentliche mit Hang zur humorvollen Charakterisierung. Mit Kriegsausbruch gehen Münter und Kandinsky zunächst in die Schweiz, ein Jahr später (1915) entscheidet sich die Malerin für Stockholm, wo es zur Trennung von Kandinsky kommt. Im Spätherbst 1917 übersiedelt sie nach Kopenhagen. Die 1920er Jahre sind geprägt von vielen Reisen und Aufenthalten in München, Murnau, Köln und Berlin. Durch den Bruch mit Kandinsky in eine tiefe Schaffenskrise geworfen, lebt ihre Malerei erst in den 1930er Jahren neu auf. Ab 1931 lebt Münter ständig in München und Murnau.

Ausgehend von der frühen Beschäftigung mit der bäuerlichen Hinterglasmalerei wird Gabriele Münter in der Folge auf die gewonnenen Erkenntnisse immer wieder zurückgreifen. In bestimmten Perioden ihres Schaffens sind sie das grundlegende Element ihrer Arbeitsweise. In den späten Blumenstillleben, die Münter vor allem in den 1950er Jahren malt, ist die Reminiszenz an die strenge Linearität der Hinterglasbilder besonders deutlich. Die Bildelemente werden kompakt gesehen und von einer kräftigen Umrisslinie begleitet. Die Komposition nähert sich der vereinfacht naiven Darstellung, die die Hinterglasmalerei auszeichnet. Selbst die Farbflächen bleiben fast undifferenziert in ihrer reinen Farbwirkung. Münter hat mit diesen Blumenstillleben einen sehr eigenen Topos geschaffen, der fern aller Schönfärberei sich ganz auf das Sujet und seine Formensprache konzentriert.

Im Jahr 1956 erhält Münter den Kulturpreis der Stadt München, 1960 findet ihre erste Ausstellung in den USA statt, gefolgt 1961 von einer großen Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle. Die Künstlerin stirbt am 19. Mai 1962 in ihrem Haus in Murnau. [KD].




65
Gabriele Münter
Bunter Blumenstrauß, 1959.
Gouache
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 56.120

(inkl. Käuferaufgeld)