Auktion: 406 / Moderne Kunst am 08.06.2013 in München Lot 41

 

41
Alexej von Jawlensky
Variation: Jubilance (Seelenwandern), 1916.
Öl
Schätzung:
€ 120.000
Ergebnis:
€ 207.400

(inkl. Käuferaufgeld)
Variation: Jubilance (Seelenwandern). Um 1916.
Öl auf leinenstrukturiertem Malpapier, auf Hartfaserplatte aufgezogen.
Nicht bei Jawlensky. Verso von fremder Hand bezeichnet "8443 Maxwell" und mit Richtungspfeil sowie der Bezeichnung "Top". Auf der Rückpappe des Rahmens vom Künstler eigenhändig bezeichnet "A. Jawlensky Morgendämmerung Nr.40", datiert "1917". Diese Bezeichnungen später von Galka Scheyer durchgestrichen und wieder nachgezogen, sowie mit den teils gestrichenen Bezeichnungen von Galka Scheyer. 35,5 x 27,2 cm (13,9 x 10,7 in).
Diese Variation war ursprünglich auf eine Pappe kaschiert. Diese liegt der Arbeit separat bei, dort mit den Bezeichnungen.
Das Gemälde war doppelseitig, auf der Rückseite "Variation: Morgendämmerung", 1917/N, durch die Montierung auf Hartfaserplatte ist die rückseitige Bemalung nicht mehr zu sehen.

Das Werk wird in den in Vorbereitung befindlichen 4. Band des Werkverzeichnisses aufgenommen.

PROVENIENZ: Emmy Galka Scheyer, Los Angeles. (seit 1933).
Maxwell Galleries, San Fancisco (auf der Rückpappe mit einem fragmentarischen Etikett).
Jimmy Wilson (Wilson, Taylor & House), Los Angeles(ca. 1965 vom Vorbesitzer erworben).
Privatsammlung USA.

AUSSTELLUNG: Alexej Jawlensky, Galerie Emil Richter, Dresden 1922 (Ausstellungsliste mit dem Titel "Seelen wandern").
Alexej Jawlensky, Kunsthütte, Chemnitz 1923, Nr. 257 (Ausstellungsliste mit dem Titel "Seelen wandern").
Alexej Jawlensky, Kunsthaus Schaller, Stuttgart 1923 (Ausstellungsliste mit dem Titel "Seelen wandern").
Die blaue Vier, Galerie Ferdinand Möller, Berlin 1929, Nr. 65 (mit dem Titel "Seelen wandern").
The Blue Four. Feininger, Jawlensky, Kandinsky, Paul Klee, Los Angeles Museum, Los Angeles 1933, Nr. 59 (mit dem Titel "Jubilance 1916").
Alexej Jawlensky, San Francisco Museum of Art, San Francisco 1936. (Verso auf der Rahmenrückenpappe mit dem teils beschädigten Etikett, dort betitelt "Jubilance 1916").
Alexej Jawlensky, University of Washington, Henry Art Gallery, Seattle 1937, Nr. 15 (mit dem Titel "Jubilance 16").
Alexej Jawlensky, Stendahl Galleries, Los Angeles 13.5.-1.6.1940, Nr. 9 (mit dem Titel "Jubilance N.40 1917".

Als ehemaliger Offizier der zaristischen Armee beginnt Alexej von Jawlensky erst 1889 in St. Petersburg mit seiner künstlerischen Ausbildung. Er studiert bei Ilja Repin und lernt über diesen Marianne von Werefkin sowie Helene Nesnakomoff, seine spätere Frau, kennen. Mit beiden siedelt Jawlensky 1896 nach München über, um eine private Kunstschule zu besuchen. Hier lernt er Wassily Kandinsky kennen. Der Künstler unternimmt mehrere Reisen nach Frankreich und kann 1905 durch Vermittlung von Sergej Djagilev im "Salon d'automne" zehn Gemälde zeigen. Jawlensky trifft zum ersten Mal Henri Matisse. Im Sommer 1908 arbeitet er mit Kandinsky, Marianne von Werefkin und Gabriele Münter erstmals zusammen in Murnau. Hier entsteht auch die Idee zur Gründung der "Neuen Künstlervereinigung München", zu der sich die vier Maler und andere Münchner Künstler 1909 zusammenschließen. Im Dezember desselben Jahres findet in München die erste Ausstellung der Gruppe statt. Zwei Jahre später wird der "Blaue Reiter" als neue große Idee einer künstlerischen Zusammenarbeit ins Leben gerufen. 1913 nimmt Jawlensky am "Ersten Deutschen Herbstsalon" Herwarth Waldens in Berlin teil. Als 1914 der Erste Weltkrieg beginnt, wird Jawlensky als russischer Staatsbürger aus Deutschland ausgewiesen. Er siedelt mit seiner Familie und Marianne von Werefkin nach St. Prex am Genfer See über und lebt bis 1921 in der Schweiz.

Für eine von Galka Scheyer organisierte Ausstellung in den USA geben sich Jawlensky, Kandinsky, Feininger und Klee den Namen "Blaue Vier". Galka Scheyer hatte Arbeiten Jawlenskys 1916 in der Schweiz kennengelernt. Die Malerin und Kunstpädagogin verbindet seit dem eine tiefe Freundschaft mit Jawlensky. Sie versucht mit der Ausstellung die Künstler in den USA bekannt zu machen. Während an der Ostküste das Interesse gering ist, kann sie Ausstellungen in renommierten Institutionen platzieren: ".Arthur Millier, der Kunstkritiker der Los Angeles Times, schreibt: Die erste Ausstellung der 'Blauen Vier'[..].wirkt wie ein Bombenschlag." (zit. nach E. Roters, Galerie Ferdinand Möller, Berlin1984, S.114)

Später lässt sich Jawlensky endgültig in Wiesbaden nieder. Eine schwere Arthritis-Erkrankung im Jahr 1929 hat einige Kuraufenthalte zur Folge, denen sich der Künstler regelmäßig unterziehen muss. Jawlensky leidet unter einer fortschreitenden Lähmung und kann nur unter Schwierigkeiten malen. 1933 wird er von den Nationalsozialisten mit Ausstellungsverbot belegt. Im Jahr darauf beginnt der Maler mit der Reihe der kleinformatigen "Meditationen". 1937 werden 72 seiner Werke als "entartet" beschlagnahmt. Vier Jahre später, 1941, stirbt Jawlensky in Wiesbaden. Sein Stil ist anfänglich beeinflusst von den Fauves und hier besonders von Matisse. Dann aber findet der Maler seinen eigenen expressionistischen Stil, dem eine starke Farbigkeit in einfacher Zeichnung zueigen ist. In späterer Zeit werden stille, verinnerlichte Bilder des mystisch vergeistigten menschlichen Antlitzes kennzeichnend für Jawlensky. [EH].




41
Alexej von Jawlensky
Variation: Jubilance (Seelenwandern), 1916.
Öl
Schätzung:
€ 120.000
Ergebnis:
€ 207.400

(inkl. Käuferaufgeld)