69
Kurt Weinhold
Chimären, 1930.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 18.000 Ergebnis:
€ 46.360 (inkl. Käuferaufgeld)
Chimären. 1930.
Öl auf Leinwand, auf Holz aufgezogen.
Golinski 237. Unten mittig signiert, datiert und bezeichnet "Calw". Verso nochmals signiert, betitelt und bezeichnet: "Calw/ Württbg". 200 x 127,5 cm (78,7 x 50,1 in).
PROVENIENZ: Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.
AUSSTELLUNG: Kurt Weinhold 1896-1965. Galerie Schlichtenmaier, Schloß Dätzingen 16. November - 20. Dezember 1986, Kat. Nr. 29.
Kurt Weinhold wird am 28. September 1896, als Sohn des Künstlers Carl Weinhold, in Berlin geboren. Seine Jugend, die er in Essen und Bonn verbringt, ist durch eine intensive Beschäftigungen mit bildender Kunst, Musik und Literatur geprägt. 1911 siedelt die Familie in die damalige Kunstmetropole nach München. Schon früh zeichnet sich Kurt Weinhold durch ein hohes Maß an Kreativität und Phantasie aus. Sein zeichnerisches und malerisches Können wird von seinem Vater gefördert, indem er ihm die Grundbegriffe der künstlerischen Techniken vermittelt. Trotz der Aufforderung durch Carl von Marr, seine Ausbildung an der Münchner Akademie zu vervollkommnen, zieht es Kurt Weinhold vor, sich weiterhin autodidaktisch fortzubilden. 1922 heiratet er die in Calw in Baden-Württemberg ansässige Margarete Schütz und lässt sich in ihrem Heimatort nieder. Dort widmet er sich nicht nur seinem Schwerpunkt, dem menschlichen Bildnis - immer in Auseinandersetzung von Geist und Materie - sondern hat erstmals die Gelegenheit, sich dem Studium der Natur zu widmen. In dieser Zeit entstehen zahlreiche Aquarelle und Zeichnungen. Zudem entwickeln sich freundschaftliche Beziehungen zu Künstlern wie Kurt Schlichter, Otto Dix und George Grosz. Ende der 1920er erlebt der Künstler erstmals Erfolg bei Kritikern und Publikum. Seine Arbeiten werden in ganz Deutschland gezeigt, bis 1933 lädt ihn die Preußische Akademie in Berlin regelmäßig zu den Ausstellungen ein. 1929 nimmt er an der 6. Ausstellung der Stuttgarter Sezession, 1931 an der 2. Ausstellung der Stuttgarter Neuen Sezession teil. Zudem kann er zahlreiche Ankäufe sowie Aufträge im In- und Ausland vorweisen.
Die Zwanzigerjahre waren nicht nur ein Jahrzehnt der verschwenderisch ausgelebten Triebe, sie gingen auch mit einer Zukunftsangst einher, die sich in den vielen allegorischen Darstellungen der Zeit dokumentiert. Die latente Angst, dass der vergangene Weltkrieg wohl nicht der letzte gewesen sein könnte sowie allgemeine Weltuntergangsängste bildeten den Nährboden für Kritik an den Strukturen einer Gesellschaft, die sich nach dem Trauma des Krieges noch nicht gefunden hatte. Die Suche nach einem Ausweg aus dieser Unvollkommenheit visualisiert sich in einer Gesellschaftskritik, die hier verallgemeinernd vorgetragen wird. Dass das Neue nicht immer das Gute sein möge, wird latent empfunden. Die bange Frage dabei war, wie sich das Neue gestalten würde. So wird in diesem Werk die Neugier ausschauend klein in der rechten unteren Ecke der Komposition platziert, während das Laster sich noch großformatig breit macht. Die Chimäre der Antike, die Homer als aparte Mischung aus Löwe, Ziege und Schlange beschreibt, hat Weinhold nicht in die Komposition geholt. Ihm genügte der Blick auf die Welt, die ihn umgab, und die war desaströs genug.
1934 wird Weinhold mit dem Rompreis und einem anschließenden Studienaufenthalt in der deutschen Akademie in Rom ausgezeichnet. Dem nationalsozialistischen Regime tritt Kurt Weinhold mit offener Ablehnung entgegen und wird zum „entarteten Künstler“ ohne Malverbot erklärt. Der zuvor erlebte Erfolg kommt zum Erliegen und der Künstler zieht sich immer mehr in die innere Emigration zurück. Mit Kriegsbeginn wird er als Zeichner eingezogen, wobei er hauptsächlich Soldaten porträtiert. 1940 wird Kurt Weinhold gesundheitsbedingt aus dem Dienst für die Armee entlassen. Wegen seiner stetigen offen gezeigten Systemkritik erlässt das Regime einen Verhaftungsbefehl gegen ihn, welchem der Künstler durch Porträtreisen ins Ausland, immer wieder entgehen kann. Nach 1945 zieht Kurt Weinhold aus der im Umbruch befindlichen Kunstszene neue schöpferische Kraft für sein Werk. Er nimmt Formen der gegenstandslosen Malerei auf und bindet diese in seine stetige Auseinandersetzung von Geist und Materie ein. Sein guter Ruf als Porträtist verhilft dem Künstler nach Kriegsende zu vielen bedeutenden Aufträgen, wie Porträts von Willi Baumeister oder Theodor Heuss, die ihn finanziell absichern und die Umsetzung eigener Projekte ermöglichen. Nach zahlreichen Studienreisen in den Süden Europas stirbt der Künstler 1965 in seiner Wahlheimat Calw. [KD].
Öl auf Leinwand, auf Holz aufgezogen.
Golinski 237. Unten mittig signiert, datiert und bezeichnet "Calw". Verso nochmals signiert, betitelt und bezeichnet: "Calw/ Württbg". 200 x 127,5 cm (78,7 x 50,1 in).
PROVENIENZ: Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.
AUSSTELLUNG: Kurt Weinhold 1896-1965. Galerie Schlichtenmaier, Schloß Dätzingen 16. November - 20. Dezember 1986, Kat. Nr. 29.
Kurt Weinhold wird am 28. September 1896, als Sohn des Künstlers Carl Weinhold, in Berlin geboren. Seine Jugend, die er in Essen und Bonn verbringt, ist durch eine intensive Beschäftigungen mit bildender Kunst, Musik und Literatur geprägt. 1911 siedelt die Familie in die damalige Kunstmetropole nach München. Schon früh zeichnet sich Kurt Weinhold durch ein hohes Maß an Kreativität und Phantasie aus. Sein zeichnerisches und malerisches Können wird von seinem Vater gefördert, indem er ihm die Grundbegriffe der künstlerischen Techniken vermittelt. Trotz der Aufforderung durch Carl von Marr, seine Ausbildung an der Münchner Akademie zu vervollkommnen, zieht es Kurt Weinhold vor, sich weiterhin autodidaktisch fortzubilden. 1922 heiratet er die in Calw in Baden-Württemberg ansässige Margarete Schütz und lässt sich in ihrem Heimatort nieder. Dort widmet er sich nicht nur seinem Schwerpunkt, dem menschlichen Bildnis - immer in Auseinandersetzung von Geist und Materie - sondern hat erstmals die Gelegenheit, sich dem Studium der Natur zu widmen. In dieser Zeit entstehen zahlreiche Aquarelle und Zeichnungen. Zudem entwickeln sich freundschaftliche Beziehungen zu Künstlern wie Kurt Schlichter, Otto Dix und George Grosz. Ende der 1920er erlebt der Künstler erstmals Erfolg bei Kritikern und Publikum. Seine Arbeiten werden in ganz Deutschland gezeigt, bis 1933 lädt ihn die Preußische Akademie in Berlin regelmäßig zu den Ausstellungen ein. 1929 nimmt er an der 6. Ausstellung der Stuttgarter Sezession, 1931 an der 2. Ausstellung der Stuttgarter Neuen Sezession teil. Zudem kann er zahlreiche Ankäufe sowie Aufträge im In- und Ausland vorweisen.
Die Zwanzigerjahre waren nicht nur ein Jahrzehnt der verschwenderisch ausgelebten Triebe, sie gingen auch mit einer Zukunftsangst einher, die sich in den vielen allegorischen Darstellungen der Zeit dokumentiert. Die latente Angst, dass der vergangene Weltkrieg wohl nicht der letzte gewesen sein könnte sowie allgemeine Weltuntergangsängste bildeten den Nährboden für Kritik an den Strukturen einer Gesellschaft, die sich nach dem Trauma des Krieges noch nicht gefunden hatte. Die Suche nach einem Ausweg aus dieser Unvollkommenheit visualisiert sich in einer Gesellschaftskritik, die hier verallgemeinernd vorgetragen wird. Dass das Neue nicht immer das Gute sein möge, wird latent empfunden. Die bange Frage dabei war, wie sich das Neue gestalten würde. So wird in diesem Werk die Neugier ausschauend klein in der rechten unteren Ecke der Komposition platziert, während das Laster sich noch großformatig breit macht. Die Chimäre der Antike, die Homer als aparte Mischung aus Löwe, Ziege und Schlange beschreibt, hat Weinhold nicht in die Komposition geholt. Ihm genügte der Blick auf die Welt, die ihn umgab, und die war desaströs genug.
1934 wird Weinhold mit dem Rompreis und einem anschließenden Studienaufenthalt in der deutschen Akademie in Rom ausgezeichnet. Dem nationalsozialistischen Regime tritt Kurt Weinhold mit offener Ablehnung entgegen und wird zum „entarteten Künstler“ ohne Malverbot erklärt. Der zuvor erlebte Erfolg kommt zum Erliegen und der Künstler zieht sich immer mehr in die innere Emigration zurück. Mit Kriegsbeginn wird er als Zeichner eingezogen, wobei er hauptsächlich Soldaten porträtiert. 1940 wird Kurt Weinhold gesundheitsbedingt aus dem Dienst für die Armee entlassen. Wegen seiner stetigen offen gezeigten Systemkritik erlässt das Regime einen Verhaftungsbefehl gegen ihn, welchem der Künstler durch Porträtreisen ins Ausland, immer wieder entgehen kann. Nach 1945 zieht Kurt Weinhold aus der im Umbruch befindlichen Kunstszene neue schöpferische Kraft für sein Werk. Er nimmt Formen der gegenstandslosen Malerei auf und bindet diese in seine stetige Auseinandersetzung von Geist und Materie ein. Sein guter Ruf als Porträtist verhilft dem Künstler nach Kriegsende zu vielen bedeutenden Aufträgen, wie Porträts von Willi Baumeister oder Theodor Heuss, die ihn finanziell absichern und die Umsetzung eigener Projekte ermöglichen. Nach zahlreichen Studienreisen in den Süden Europas stirbt der Künstler 1965 in seiner Wahlheimat Calw. [KD].
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