Auktion: 406 / Moderne Kunst am 08.06.2013 in München Lot 84

 

84
Otto Freundlich
Lichtkreise (Kosmischer Regenbogen), 1922.
Pastell
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 27.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Lichtkreise (Kosmischer Regenbogen). 1922.
Mischtechnik mit Gouache und Pastell.
Heusinger von Waldegg 228. Links unten schwer leserlich monogrammiert "F.". Auf der Rahmenabdeckung signiert und datiert "Juni 1922" und gewidmet "Herrn und Frau Dr. Julius Wissinger herzlichst zu Eigen". Auf festem Aquarellbütten. 30,5 x 20,8 cm (12 x 8,1 in), blattgroß.
Sehr selten kommen Arbeiten in den Auktionshandel, die Otto Freundlich's wegweisende Farbauffassung so klar zum Ausdruck bringen. Nur 3 Arbeiten aus den frühen 20er Jahren wurden in den letzten 15 Jahren auf Auktionen angeboten. (Quelle: www.artnet.de).

PROVENIENZ: Helene & Julius Wissinger (als Geschenk vom Künstler im Juni 1922 erhalten).
Privatbesitz Berlin.

AUSSTELLUNG: Otto Freundlich 1878-1943. Gemälde, Graphik, Skulpturen, Wallraff-Richartz-Museum, Köln Mai - Juni 1960, Kat.Nr. 7.
Otto Freundlich. Ein Wegbereiter der abstrakten Kunst, Museum Ostdeutsche Galerie, Regensburg, 4.9.-30.10.1994, Kat.Nr. 34, mit Abb. S. 126.
Otto Freundlich und die rheinische Kunstszene, August Macke Haus, Bonn, 29.9.2006-14.1.2007, mit Abb. S. 202.

Otto Freundlich ist einer der frühesten Vertreter der abstrakten Kunst. Freundlich studiert zunächst in München und Berlin Zahnmedizin und Kunstgeschichte, bevor er den Entschluss fasst, bildender Künstler zu werden. 1907/08 studiert er in Berlin. 1908 unternimmt er eine erste Reise nach Paris und findet Anschluss an die avantgardistischen Künstlerkreise auf dem Montmartre. So lernt er auch Kandinsky kennen, der sich ebenfalls intensiv mit der Farbenlehre auseinander setzt. Nach Deutschland zurückgekehrt, versucht Freundlich mit geringem Erfolg in München eine Malschule zu eröffnen. 1910-14 hält er sich zumeist in Paris auf. Er beteiligt sich an den Ausstellungen der "Neuen Sezession" in Berlin, der Kölner "Sonderbund"-Ausstellung 1912 und am "Ersten Deutschen Herbstsalon" 1913. Von 1914 bis 1924 lebt er zumeist in Köln und Berlin. Im September 1918 erscheint in der expressionistischen Zeitschrift "Die Aktion" ein Sonderheft mit den Arbeiten Freundlichs. Wenig später wird er Mitglied der in Berlin gegründeten "November-Gruppe", 1919 organisiert er zusammen mit Johannes Theodor Baargeld und Max Ernst die erste Kölner Dada-Ausstellung.

In der farbintensiven Arbeit "Lichtkreise (Kosmischer Regenbogen)" hat Otto Freundlich all das niedergeschrieben, was dem Künstler als das Wesenhafte der Abstraktion erschien, indem er sie nicht rein als formale Gestaltung sah. In der inneren Metaphysik der Komposition wollte Otto Freundlich dieses Streben verdeutlichen. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Aspekt einer handwerklichen Genuität, die Freundlich verfolgte und die er in einem unmittelbaren Zusammenhang mit seinen Gestaltungen sah. Die leuchtende Farbkraft dieser Arbeit ist ein beredtes Zeugnis dafür. In der Verschmelzung von Pastell und Gouache gelingen ihm Farbakkorde von eindringlicher Strahlkraft, die in ihrer Wirkung von den amorphen Rändern der Farbflächen gestützt werden.

Als er 1925 nach Paris zurückkehrt, wird Freundlich Mitglied der Künstlervereinigung „Abstraction-Création", die er jedoch 1934 wieder verlässt. Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 zerstört Freundlichs enge Kontakte zu den deutschen Kunstkreisen. Seine Werke werden aus deutschen Museen entfernt, die Plastik „Der neue Mensch" auf dem Titelblatt der Ausstellung „Entartete Kunst" gezeigt. Nach Kriegsausbruch beginnt eine Odyssee durch verschiedene französische Internierungslager. In einem kleinen Pyrenäendorf wird Freundlich Anfang 1943 denunziert. Der Tag seiner Ankunft im Konzentrationslager Majdanek ist auch sein Todestag. [KD].




84
Otto Freundlich
Lichtkreise (Kosmischer Regenbogen), 1922.
Pastell
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 27.500

(inkl. Käuferaufgeld)