Manuskripte. - Hrabanus Maurus, De laudibus sancte crucis opus, erudicione, versu prosaq(ue) mirificum. Lateinische und deutsche Handschrift auf Papier. Deutschland, ca. 1581-85. 103 Bll., davon 125 S. beschrieben; ferner 3 lose eingefügte Doppelbll. (davon 4 S. beschrieben bzw. gezeichnet). Blattgr. 31 : 20,8 cm. Rote und braune Tinte. Zus. mit 6 großen Federzeichnungen sowie 32 blattgr. Figurengedichten und 1 blattgr. allegor. Stammbaum in aquarellierter Federzeichnung. - Zeitgenöss. Pergamentband. 31,5 : 21,5 cm.

Sehr saubere und prachtvoll gestaltete Abschrift der berühmten frühmittelalterlichen Bilderdichtung von Hrabanus Maurus, geschrieben und gezeichnet nach der ersten Ausgabe des Werkes von 1503 durch den Privatgelehrten Reinhardius Eltmann (um 1585). Unter den sehr akurat gezeichneten Figurengedichten und religiös-symbolischen Illustrationen ist ein Selbstporträt des Abschreibers von besonderem Interesse. Es zeigt Eltmann in betender Haltung mit Memento-Mori-Motiven wie Totenkopf und Zirkel, umgeben von eigenen Gedichten und Gebeten. An diesen persönlichen Ergänzungen (tls. auch in den Figurengedichten) sowie an den ausführlichen Erläuterungen mancher Begriffe und Symbole wird der private Charakter der Abschrift sichtbar, was sich auch in den zusätzlichen, meist deutschen Kreuz-Gebeten und Figurengedichten am Anfang und Ende der Handschrift zeigt, die von Eltmann selbst und wohl auch von anderen Autoren stammen. Davon abgesehen folgt die Handschrift größtenteils dem ersten Druck von 1503 (die zweite Ausgabe erschien erst 1605). Insgesamt handelt es sich um ein einzigartiges Dokument gelehrter Frömmigkeit am Ausgang des Reformationszeitalters, gerade in seiner Mischung aus texttreuem Kopieren und persönlicher Aneignung mittels Glossieren, Kommentieren und Anreicherung eigener Texte. Darüberhinaus ist die Handschrift ein schönes Beispiel für das wachsende Bedürfnis nach symbolisch verklärter Religiösität, welche in der barocken Emblematik und Vanitas-Einstellung wenig später zum vollen Ausdruck kommt.
Zustand: Innengelenke etw. gelockert, VDeckel leicht gewölbt. Sehr gut erhaltene Handschrift im zeitgenöss. Originaleinband , mit wdh. Monogrammstempel Eltmanns, ferner auf dem Innendeckel von seiner Hand ein kurioser Dialog zwischen dem vorliegenden Manuskript und einem Dieb , bei dem nach einigem Hin und Her der Dieb das letzte Wort behält: "Satis est verborum, iam pallium subj(acet)" (dt. "Genug der Worte, schon steckt es unterm Mantel"). Unterhalb mit hs. Besitzeintrag "Schaffratt 1846" sowie hs. Eintrag und Exlibris von Carl Reichensperger (19. Jh.). - Beilieg. ein mehrseitiges hs. Dossier (Anfang 20. Jh.) mit detailliertem Vergleich der vorliegenden Handschrift mit dem Druck von 1605, ferner mit Auszügen aus Julius von Schlossers und D. W. Türnaus Schriften zu Hrabanus Maurus.

Very clean and magnificently executed transcription of the famous early medieval picture poetry of Hrabanus Maurus, written and drawn after the work's first edition from 1503 by the private scholar Reinhardius Eltmann (around 1585). 103 ll., of which 125 pp with writing; also with 3 loosely inserted double sheets (of which 4 pp with writing and drawing). Size of sheet 31 : 20,8 cm. Red and brown ink. Together with 6 large drawings in feather as well as 32 full-page poems with figures and 1 fullpage allegoric genealogic tree in feather drawing with watercolor. - Contemp. vellum binding. Condition: Inner joints somewhat shaken, front board slightly warped. Very well-preserved manuscript in contemp. original binding, with Eltmann's rep. monogram stamp, additionally with quaint dialog by his hand on pastedown, between this manuscript and a fictitious thief, who, after a quarrel, has the last word: "Satis est verborum, iam pallium subj(acet)" (engl. "Enough said, and puts it under his cloak"). Below with ms. ownership entry "Schaffratt 1846" as well as with ms. entry and ex-libris of Carl Reichensperger (19th century).