Auktion: 403 / Moderne Kunst am 19.04.2013 in München Lot 422

 

422
Ernst Ludwig Kirchner
Kleines Variete mit Sängerin, 1912.
Holzschnitt
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 48.800

(inkl. Käuferaufgeld)
Kleines Variete mit Sängerin. 1912.
Holzschnitt, handkoloriert.
Dube H 191 I von II. Schiefler 181. Signiert. Einziges Exemplar des 1. Zustands. Auf Japanbütten. 27,3 x 24 cm (10,7 x 9,4 in). Papier: 32,5 x 26,2 cm (12,7 x 10,3 in).
Das vorliegende Blatt wird erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten. (Quelle: www.artnet.de).

Die Arbeit wird in den in Vorbereitung befindlichen Katalog der Druckgrafik E.L. Kirchners von Prof. Dr. Günther Gercken unter der Nummer 542 aufgenommen.

PROVENIENZ: Sammlung Gustav Schiefler.

Nach dem Abschluss eines Architekturstudiums in Dresden, während dem Ernst Ludwig Kirchner Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff kennenlernt und mit diesen bereits künstlerisch zusammenarbeitet, entscheidet sich Kirchner gegen den Wunsch seines Vaters ganz für die Malerei. Der intensive Austausch der vier Freunde führt 1905 zur Gründung der Künstlergemeinschaft "Brücke" - mit dem Ziel "alle revolutionären und gärenden Kräfte an sich zu ziehen" (Schmidt-Rottluff). Die Künstler beginnen mit den "Viertelstundenakten", den Zeichnungen nach Aktmodellen im Atelier oder in der Natur. Die Gruppe orientiert sich zunächst an Künstlern des Spätimpressionismus. Die Entdeckung der Fauves, der Südsee-Kunst und van Goghs führt die Maler zum Expressionismus. Infolge der Begegnung mit der Kunst der italienischen Futuristen verändert sich der Malstil der Gruppe um 1910, er wird "härter". Ernst Ludwig Kirchner studiert die Plastik im Dresdner Völkerkundemuseum. Unter diesem Eindruck haut und schneidet Kirchner Holzplastiken.

1911 übersiedelt Ernst Ludwig Kirchner nach Berlin. Die Großstadt bietet ihm eine Fülle neuer Motive, die Kirchner in vereinfachten, scharf konturierten Formen, expressiven Zügen und grellen Farbkontrasten umsetzt. Diese Großstadtbilder werden zu Inkunabeln des Expressionismus und machen Ernst Ludwig Kirchner zu einem der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. In dem Holzschnitt hier ist ein Motiv ausgearbeitet, das Kirchner auf einer Postkarte an Gustav Schiefler vom 25.11.1911 festgehalten hat (vgl. Gerhard Schack, Postkarten an Gustav Schiefler, Hamburg 1976, S. 206 und Taf. 24).

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die folgenden Jahre bedeuten einen Wendepunkt in Kirchners Leben. Die Kriegsereignisse und der Militärdienst stürzen Kirchner in existenzielle Angst, führen letztlich zu Krankheit und langen Sanatoriumsaufenthalten. Um so bemerkenswerter ist seine künstlerische Produktion in dieser Zeit. 1917 lässt sich Ernst Ludwig Kirchner in Frauenkirch bei Davos nieder. Den Großstadtbildern folgen nun Gebirgslandschaften und Darstellungen ländlichen Lebens. Um 1920 beruhigt sich seine expressive Malweise, die Bilder erhalten eine teppichhafte Flächigkeit. Daneben entsteht ein bedeutendes grafisches Werk in Form von Holzschnitten, Lithografien und Federzeichnungen. 1923 zieht Ernst Ludwig Kirchner in das "Haus auf dem Wildboden" am Eingang zum Sertigtal, wo Kirchner bis zu seinem Freitod im Jahr 1938 lebt und arbeitet. [EH]




422
Ernst Ludwig Kirchner
Kleines Variete mit Sängerin, 1912.
Holzschnitt
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 48.800

(inkl. Käuferaufgeld)