461
Emil Nolde
Apostelkopf, 1910.
Aquarell
Schätzung:
€ 10.000 Ergebnis:
€ 51.240 (inkl. Käuferaufgeld)
Apostelkopf. Wohl 1910er Jahre.
Aquarell und Tuschfederzeichnung.
Rechts unten signiert. Auf dünnem Maschinenpapier, auf Unterlagekarton aufgezogen. 26,7 x 21,2 cm (10,5 x 8,3 in). Unterlagekarton: 39,4 x 32,6 cm (15,5 x 12,8 in).
Die Arbeit wird Prof. Dr. Manfred Reuther, Stiftung Ada und Emil Nolde Seebüll, zum nächstmöglichen Termin vorgelegt. Das Datum der Prüfung ist derzeit noch nicht bekannt.
PROVENIENZ: Sammlung Gustav Schiefler.
Am 7. August 1867 wird Emil Hansen im deutsch-dänischen Grenzland geboren. Den Namen seines Heimatortes Nolde nimmt er später als Künstlernamen an. Nach einer Lehre als Möbelzeichner und Holzschnitzer 1884-88 in Flensburg arbeitet er für verschiedene Möbelfabriken in München, Karlsruhe und Berlin. 1892 erhält Emil Nolde am Gewerbemuseum in St. Gallen eine Stellung als Lehrer für gewerbliches Zeichnen, die er bis 1898 innehat. Dort, wo zunächst vor allem Landschaftsaquarelle und Zeichnungen der Bergbauern entstehen, wird Nolde durch kleine farbige Zeichnungen der Schweizer Berge bekannt. Mit dem Entschluss, Maler zu werden, geht Nolde schließlich nach München, doch die Akademie unter Franz von Stuck lehnt ihn ab. Es folgt ein Studium an der privaten Malschule von Adolf Hölzel in Dachau und ab 1899 an der Académie Julian in Paris. 1900 mietet er ein Atelier in Kopenhagen und zieht 1903 auf die Insel Alsen. Durch die Auseinandersetzung mit den Neoimpressionisten Vincent van Gogh, Edvard Munch und James Ensor gelangt Nolde ab 1905 von seinem anfänglich romantischen Naturalismus zu einem eigenständigen Stil, in dem die Farbe eine wesentliche Rolle spielt; es entstehen farbintensive, leuchtende Blumenbilder. 1906 lernt Nolde während eines Aufenthaltes in Alsen die "Brücke"-Maler kennen, deren Gruppe er sich vorübergehend anschließt. In einer Reihe von Porträtstudien beginnt die Hinwendung zum Aquarell. Als Nolde 1909 in dieser Technik erstmalige Versuche auf nicht saugfähigem Papier unternimmt, dabei das Blattweiß in großen Teilen stehen lässt und auf eine Konturierung in der Gegenstandserfassung verzichtet, sind diese Neuerungen zukunftsweisend.
Emil Nolde hat ein umfangreiches expressionistisches Œuvre geschaffen, in dem das Aquarell eine besondere Rolle spielt. Er widmet sich hier einem religiösen Motiv, einem wesentlichen Themenkreis seines Werkes, mit einer ausdrucksstarken Kopfstudie, in expressiver Farbpalette ausgeführt. Das Aquarell stellt durch seine technische Unmittelbarkeit für jeden Künstler eine Herausforderung dar. "Ein besonders gründliches Verstehen und Eingeben [sic!] auf die Art der Papiere und die Möglichkeiten der Farben" sind deshalb, so Nolde, die unabdingbaren Voraussetzungen für das Gelingen eines Aquarells (zit. nach: Hans Platte, Emil Nolde. Aquarelle aus den Jahren 1894-1956, Ausst.Kat. Kunstverein in Hamburg, 1967, o. S.).
1910 wird Emil Nolde nach einer Kontroverse mit Max Liebermann aus der "Berliner Sezession" ausgeschlossen und gründet mit anderen zurückgewiesenen Künstlern die "Neue Sezession", an deren Ausstellungen er bis 1912 teilnimmt. Weniger vom Berliner Großstadtleben, das er in einigen expressiven Bildern festhält, als vom Primitivismus fasziniert, malt Nolde Stillleben mit exotischen Figuren und Maskenbilder. Von einer Expedition nach Neu-Guinea 1913 bringt er reiches Studienmaterial mit, das er in zahlreichen Werken noch bis 1915 verarbeitet. Ab 1916 verbringt er den Sommer auf der Insel Föhr und lässt sich 1928 in Seebüll nieder. Von den Nationalsozialisten als Künstler verfemt, dazu ab 1941 mit Arbeitsverbot belegt, malt Nolde ab 1938 in Seebüll seine "Ungemalten Bilder", viele hundert kleine Aquarelle, die er nach 1945 als Ölbilder wieder aufgreift. In den letzten Lebensjahren entstehen vor allem Aquarelle mit Blumen- und Landschaftsmotiven aus der näheren Umgebung seines Hauses in Seebüll, wo Nolde am 13. April 1956 stirbt. [DB].
Aquarell und Tuschfederzeichnung.
Rechts unten signiert. Auf dünnem Maschinenpapier, auf Unterlagekarton aufgezogen. 26,7 x 21,2 cm (10,5 x 8,3 in). Unterlagekarton: 39,4 x 32,6 cm (15,5 x 12,8 in).
Die Arbeit wird Prof. Dr. Manfred Reuther, Stiftung Ada und Emil Nolde Seebüll, zum nächstmöglichen Termin vorgelegt. Das Datum der Prüfung ist derzeit noch nicht bekannt.
PROVENIENZ: Sammlung Gustav Schiefler.
Am 7. August 1867 wird Emil Hansen im deutsch-dänischen Grenzland geboren. Den Namen seines Heimatortes Nolde nimmt er später als Künstlernamen an. Nach einer Lehre als Möbelzeichner und Holzschnitzer 1884-88 in Flensburg arbeitet er für verschiedene Möbelfabriken in München, Karlsruhe und Berlin. 1892 erhält Emil Nolde am Gewerbemuseum in St. Gallen eine Stellung als Lehrer für gewerbliches Zeichnen, die er bis 1898 innehat. Dort, wo zunächst vor allem Landschaftsaquarelle und Zeichnungen der Bergbauern entstehen, wird Nolde durch kleine farbige Zeichnungen der Schweizer Berge bekannt. Mit dem Entschluss, Maler zu werden, geht Nolde schließlich nach München, doch die Akademie unter Franz von Stuck lehnt ihn ab. Es folgt ein Studium an der privaten Malschule von Adolf Hölzel in Dachau und ab 1899 an der Académie Julian in Paris. 1900 mietet er ein Atelier in Kopenhagen und zieht 1903 auf die Insel Alsen. Durch die Auseinandersetzung mit den Neoimpressionisten Vincent van Gogh, Edvard Munch und James Ensor gelangt Nolde ab 1905 von seinem anfänglich romantischen Naturalismus zu einem eigenständigen Stil, in dem die Farbe eine wesentliche Rolle spielt; es entstehen farbintensive, leuchtende Blumenbilder. 1906 lernt Nolde während eines Aufenthaltes in Alsen die "Brücke"-Maler kennen, deren Gruppe er sich vorübergehend anschließt. In einer Reihe von Porträtstudien beginnt die Hinwendung zum Aquarell. Als Nolde 1909 in dieser Technik erstmalige Versuche auf nicht saugfähigem Papier unternimmt, dabei das Blattweiß in großen Teilen stehen lässt und auf eine Konturierung in der Gegenstandserfassung verzichtet, sind diese Neuerungen zukunftsweisend.
Emil Nolde hat ein umfangreiches expressionistisches Œuvre geschaffen, in dem das Aquarell eine besondere Rolle spielt. Er widmet sich hier einem religiösen Motiv, einem wesentlichen Themenkreis seines Werkes, mit einer ausdrucksstarken Kopfstudie, in expressiver Farbpalette ausgeführt. Das Aquarell stellt durch seine technische Unmittelbarkeit für jeden Künstler eine Herausforderung dar. "Ein besonders gründliches Verstehen und Eingeben [sic!] auf die Art der Papiere und die Möglichkeiten der Farben" sind deshalb, so Nolde, die unabdingbaren Voraussetzungen für das Gelingen eines Aquarells (zit. nach: Hans Platte, Emil Nolde. Aquarelle aus den Jahren 1894-1956, Ausst.Kat. Kunstverein in Hamburg, 1967, o. S.).
1910 wird Emil Nolde nach einer Kontroverse mit Max Liebermann aus der "Berliner Sezession" ausgeschlossen und gründet mit anderen zurückgewiesenen Künstlern die "Neue Sezession", an deren Ausstellungen er bis 1912 teilnimmt. Weniger vom Berliner Großstadtleben, das er in einigen expressiven Bildern festhält, als vom Primitivismus fasziniert, malt Nolde Stillleben mit exotischen Figuren und Maskenbilder. Von einer Expedition nach Neu-Guinea 1913 bringt er reiches Studienmaterial mit, das er in zahlreichen Werken noch bis 1915 verarbeitet. Ab 1916 verbringt er den Sommer auf der Insel Föhr und lässt sich 1928 in Seebüll nieder. Von den Nationalsozialisten als Künstler verfemt, dazu ab 1941 mit Arbeitsverbot belegt, malt Nolde ab 1938 in Seebüll seine "Ungemalten Bilder", viele hundert kleine Aquarelle, die er nach 1945 als Ölbilder wieder aufgreift. In den letzten Lebensjahren entstehen vor allem Aquarelle mit Blumen- und Landschaftsmotiven aus der näheren Umgebung seines Hauses in Seebüll, wo Nolde am 13. April 1956 stirbt. [DB].
461
Emil Nolde
Apostelkopf, 1910.
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