459
Rolf Nesch
Hafenbrücke, 1932.
Druck
Schätzung:
€ 20.000 Ergebnis:
€ 61.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Hafenbrücke. 1932.
Farbiger Metall-Druck.
Helliesen/ Sørensen 455. Signiert, betitelt und bezeichnet "Selbstdruck". Aus einer Auflage von nur 8 Exemplaren. Auf festem Veiln. 45 x 59,8 cm (17,7 x 23,5 in). Papier: 50,5 x 75,5 cm (19,8 x 29,7 in).
Blatt 9 (von 20) der Folge "Hamburger Brücken" aus dem Jahr 1932. Eine Ölkreidezeichnung, die möglicherweise eine Vorstudie zu einem Blatt aus diesem Grafikzyklus ist, wird in der Auktion Moderne Kunst unter der Losnummer 184 angeboten.
PROVENIENZ: Sammlung Gustav Schiefler.
LITERATUR: The Graphic Art of Rolf Nesch, The Detroit Institute of Arts, 18.3.-27.4.1969, S. 74, Nr. 9 (mit Abb., anderes Exemplar).
Nach einer Lehre als Dekorationsmaler in Hildesheim, besucht Nesch 1909-1912 die Stuttgarter Kunstgewerbeschule und kommt 1912 als Malergeselle nach Dresden, wo er bald an der Akademie aufgenommen wird. Der Erste Weltkrieg unterbricht das Studium, das er erst 1919 nach seiner Rückkehr aus englischer Kriegsgefangenschaft fortsetzt. Zurück in Dresden, erhält Nesch ein Meisteratelier. Drei Jahre später verbringt der Künstler mehrere Wochen bei Ernst Ludwig Kirchner in Frauenkirch bei Davos, um druckgrafische Techniken zu erlernen. Ab 1922 weilt er jedes Jahr bei Freunden in Hamburg, wo er unter anderem engen Kontakt zu Gustav Schiefler pflegt. Dort wird er Mitglied der "Freien Sezession". In den folgenden Jahren entstehen zahlreiche druckgrafische Arbeiten, die von einer starken Experimentierfreude geprägt sind, wie die Folgen "Karl Muck und sein Orchester", "St. Pauli" und die "Hamburger Brücken" zeigen.
Eher per Zufall entdeckt Nesch, als er 1925 eine Metallplatte während der Druckvorbereitung zu "Die steinernen Jungfrauen" zu lange in einem Säurebad lässt, wie die Durchätzung der Druckplatte eine spezielle Wirkung aufweist. Fortan beginnt er sehr experimentell mit dem Medium des Metalldrucks zu arbeiten. Mit der unkonventionellen Bearbeitung der Platten, wie Durchbohren, Aussägen sowie Auflöten von Metalldrähten, entstehen Abdrücke in einer Kombination von Hoch- und Tiefdruck, welchen er schließlich mit Einfärbungen einen collageartigen Charakter verleiht. 1932 entwickelt Nesch eine große Begeisterung für die pulsierende Stadt Hamburg, deren Brücken von nun an das Thema seiner Grafikserie bestimmen. Seine Brückenmotive stehen an einem Scheidepunkt zwischen der figurativen Erzählung und der nonfigurativen Abstraktion, wie die hier angebotene Arbeit in aller Deutlichkeit widerspiegelt. Zudem werden Anknüpfungen an die Arbeiten Edvard Munchs und Kollegen aus dem Umfeld der Hamburger Sezession offensichtlich.
Nach der zwangsweisen Auflösung der Hamburger Sezessionsbewegung emigriert Nesch 1933 nach Norwegen. Es entstehen zahlreiche großformatige Metalldrucke, darunter die Serie "Schnee". Nach der deutschen Kapitulation lernt er in Oslo seine spätere Frau Ragnhild Hald kennen und nimmt 1946/47 seine grafische Arbeit wieder auf. Nach Ausstellungen in Oslo, Kopenhagen und 1949 in New York folgen zahlreiche Ausstellungen in Deutschland und Europa. Die Hansestadt Hamburg verleiht ihm 1958 den "Lichtwarck-Preis". Der Künstler arbeitet jetzt wieder verstärkt an verschiedenen Materialbildern, die parallel zu seinem grafischen Œuvre entstehen, wie z.B. "Heringsfang". Das Jahr 1961 verbringt Nesch größtenteils in Venedig. Zahlreiche Skizzen für eine Grafikfolge der Lagunenstadt entstehen, die er 1962, im gleichen Jahr, in dem er Ehrenmitglied der Hamburger Akademie der Künste wird, auf der Biennale ausstellt. Zehn Jahre später widmet die Nationalgalerie Oslo Nesch anlässlich seines 80. Geburtstags eine umfangreiche Retrospektive. Bedauerlicherweise stehen Neschs Gemälde im Schatten einer ungebrochenen Bewunderung für seine Grafik und die Materialbilder. Zwar hat Nesch in diesen Arbeiten nicht das Neuland beschritten, das er in der Grafik entdeckte, doch dürfen sie als Ausdruck einer intensiven Auseinandersetzung mit der Gestaltung von Landschaft gesehen werden. [KP/AS].
Farbiger Metall-Druck.
Helliesen/ Sørensen 455. Signiert, betitelt und bezeichnet "Selbstdruck". Aus einer Auflage von nur 8 Exemplaren. Auf festem Veiln. 45 x 59,8 cm (17,7 x 23,5 in). Papier: 50,5 x 75,5 cm (19,8 x 29,7 in).
Blatt 9 (von 20) der Folge "Hamburger Brücken" aus dem Jahr 1932. Eine Ölkreidezeichnung, die möglicherweise eine Vorstudie zu einem Blatt aus diesem Grafikzyklus ist, wird in der Auktion Moderne Kunst unter der Losnummer 184 angeboten.
PROVENIENZ: Sammlung Gustav Schiefler.
LITERATUR: The Graphic Art of Rolf Nesch, The Detroit Institute of Arts, 18.3.-27.4.1969, S. 74, Nr. 9 (mit Abb., anderes Exemplar).
Nach einer Lehre als Dekorationsmaler in Hildesheim, besucht Nesch 1909-1912 die Stuttgarter Kunstgewerbeschule und kommt 1912 als Malergeselle nach Dresden, wo er bald an der Akademie aufgenommen wird. Der Erste Weltkrieg unterbricht das Studium, das er erst 1919 nach seiner Rückkehr aus englischer Kriegsgefangenschaft fortsetzt. Zurück in Dresden, erhält Nesch ein Meisteratelier. Drei Jahre später verbringt der Künstler mehrere Wochen bei Ernst Ludwig Kirchner in Frauenkirch bei Davos, um druckgrafische Techniken zu erlernen. Ab 1922 weilt er jedes Jahr bei Freunden in Hamburg, wo er unter anderem engen Kontakt zu Gustav Schiefler pflegt. Dort wird er Mitglied der "Freien Sezession". In den folgenden Jahren entstehen zahlreiche druckgrafische Arbeiten, die von einer starken Experimentierfreude geprägt sind, wie die Folgen "Karl Muck und sein Orchester", "St. Pauli" und die "Hamburger Brücken" zeigen.
Eher per Zufall entdeckt Nesch, als er 1925 eine Metallplatte während der Druckvorbereitung zu "Die steinernen Jungfrauen" zu lange in einem Säurebad lässt, wie die Durchätzung der Druckplatte eine spezielle Wirkung aufweist. Fortan beginnt er sehr experimentell mit dem Medium des Metalldrucks zu arbeiten. Mit der unkonventionellen Bearbeitung der Platten, wie Durchbohren, Aussägen sowie Auflöten von Metalldrähten, entstehen Abdrücke in einer Kombination von Hoch- und Tiefdruck, welchen er schließlich mit Einfärbungen einen collageartigen Charakter verleiht. 1932 entwickelt Nesch eine große Begeisterung für die pulsierende Stadt Hamburg, deren Brücken von nun an das Thema seiner Grafikserie bestimmen. Seine Brückenmotive stehen an einem Scheidepunkt zwischen der figurativen Erzählung und der nonfigurativen Abstraktion, wie die hier angebotene Arbeit in aller Deutlichkeit widerspiegelt. Zudem werden Anknüpfungen an die Arbeiten Edvard Munchs und Kollegen aus dem Umfeld der Hamburger Sezession offensichtlich.
Nach der zwangsweisen Auflösung der Hamburger Sezessionsbewegung emigriert Nesch 1933 nach Norwegen. Es entstehen zahlreiche großformatige Metalldrucke, darunter die Serie "Schnee". Nach der deutschen Kapitulation lernt er in Oslo seine spätere Frau Ragnhild Hald kennen und nimmt 1946/47 seine grafische Arbeit wieder auf. Nach Ausstellungen in Oslo, Kopenhagen und 1949 in New York folgen zahlreiche Ausstellungen in Deutschland und Europa. Die Hansestadt Hamburg verleiht ihm 1958 den "Lichtwarck-Preis". Der Künstler arbeitet jetzt wieder verstärkt an verschiedenen Materialbildern, die parallel zu seinem grafischen Œuvre entstehen, wie z.B. "Heringsfang". Das Jahr 1961 verbringt Nesch größtenteils in Venedig. Zahlreiche Skizzen für eine Grafikfolge der Lagunenstadt entstehen, die er 1962, im gleichen Jahr, in dem er Ehrenmitglied der Hamburger Akademie der Künste wird, auf der Biennale ausstellt. Zehn Jahre später widmet die Nationalgalerie Oslo Nesch anlässlich seines 80. Geburtstags eine umfangreiche Retrospektive. Bedauerlicherweise stehen Neschs Gemälde im Schatten einer ungebrochenen Bewunderung für seine Grafik und die Materialbilder. Zwar hat Nesch in diesen Arbeiten nicht das Neuland beschritten, das er in der Grafik entdeckte, doch dürfen sie als Ausdruck einer intensiven Auseinandersetzung mit der Gestaltung von Landschaft gesehen werden. [KP/AS].
459
Rolf Nesch
Hafenbrücke, 1932.
Druck
Schätzung:
€ 20.000 Ergebnis:
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